Projekt IGR

Grenzüberschreitende Koordination und Kooperation in interregionalen Organisationen am Beispiel Interregionaler Gewerkschaftsräte

 

 

Transnationale Prozesse, Organisationen und Institutionen gewinnen als gesellschaftliche Phänomene sowie als Gegenstände wissenschaftlicher Analysen zunehmend an Bedeutung. Im Bereich der Arbeits- und Sozialpolitik erhöhen wirtschaftliche Globalisierung und europäische Integration die Gefahr eine Absenkung sozialer Standards und begrenzen die Möglichkeiten korporatistischer Steuerung im Rahmen von Nationalstaaten. Die Gewerkschaften reagieren auf diese Herausforderungen auch mit der Erweiterung ihrer Aktivitäten auf internationaler und europäischer Ebene. Während unterschiedliche Formen transnationaler Zusammenarbeit in wissenschaftliche Analysen Eingang gefunden haben, ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Gewerkschaften auf regionaler Ebene noch wenig erforscht. Dieses Forschungsprojekt widmet sich diesem Desideratum in der Forschung zu Arbeitsbeziehungen, indem es die historische Entstehung und Entwicklung sowie die Funktionsweisen und Problemlösungspotenziale des IGR Saar-Lor-Lux-Trier/Westpfalz vertiefend untersucht und mit drei weiteren Interregionalen Gewerkschaftsräten systematisch vergleicht. Für die vergleichende Analyse werden die IGRs Elbe-Neiße und Pannonia sowie der IGR in der Euregio PAMINA hinzugezogen. Auf einem institutionalistischen Ansatz aufbauend entwickelt das Forschungsprojekt einen theoretischen Rahmen, der drei Faktorenbündel identifiziert, um vor dem Hintergrund der Entstehung, Entwicklung und Funktionsweise das Problemlösungspotenzial Interregionaler Gewerkschaftsräte zu erfassen. Die strukturelle Einbettung eines IGRs in unterschiedliche nationale Arbeitsmärkte und Wohlfahrtsregime, die Arbeitsbeziehungen und Gewerkschaftsstrukturen in den einzelnen Regionen sowie die interkulturelle Kommunikation und unterschiedliche Gewerkschaftskulturen zwischen den Gewerkschaften, die zusammen einen IGR bilden, begrenzen das Problemlösungspotenzial Interregionaler Gewerkschaftsräte, schaffen jedoch auch Möglichkeiten, zur Lösung von Problemen beizutragen, die im Zusammenhang mit national unterschiedlichen Bestimmungen in den Bereichen Tarifgestaltung, Arbeitsmarktbedingungen und Sozialpolitik entstehen. Es wird davon ausgegangen, dass diese Probleme nicht nur die Gewerkschaften und ihre Mitglieder betreffen, sondern für sämtliche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ungeachtet ihrer Mitgliedschaft in einer Arbeitnehmerorganisation von Relevanz sind und darüber hinaus grundsätzliche Fragen der sozialen Integration und der europäischen Integration berühren. In der Einzelfallstudie sowie in der vergleichenden Analyse werden sozial-, geschichts- und kommunikationswissenschaftliche Methoden miteinander verbunden, um die theoretischen Aussagen zu überprüfen und weiterzuentwickeln und Handlungswissen für gewerkschaftliche, politische und gesellschaftliche Akteure bereitzustellen.

 

Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter

alle Projektbeteiligten im Büro der KoWA