Chancen und Risiken des demografischen und strukutrellen Wandels im Saarland

Chancen und Risiken des demografischen und strukutrellen Wandels im Saarland

Projektleitung und -durchführung:
Prof. Dr. Wolfgang Cornetz, Prof. Dr. Peter Kalmbach, Stefan Hell, Holger Schäfer, HTW des Saarlandes, Universität Bremen, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Rheinland-Pfalz-Saarland, Institut der deutschen Wirtschaft, Hauptstadtbüro Berlin

 

Ziele:
Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist die Feststellung, dass eine Entwicklung des Strukturwandels hin zum tertiären Bereich stattfindet und zumindest auf Landesebene nicht aufgehalten, wohl aber gestaltet werden kann. Das heißt, wir haben es mit Strukturwandel zu tun - nun gilt es herauszufinden, welche Folgen er hat, was zukünftig zu erwarten ist und welche Einflussmöglichkeiten insbesondere aus landespolitischer Sicht bestehen, um die Folgen abzufedern und möglicherweise Chancen offensiv zu nutzen. Das Analyse-Instrument ist ein Vergleich der Beschäftigtenstruktur hinsichtlich der Branche, der Tätigkeit, dem Alter und anderen Merkmalen im Saarland mit der Struktur in anderen Bundesländern. Durch die Berechnung des "Beschäftigtenbesatzes", also der Beschäftigten in Relation zum Erwerbspersonenpotential, können auch "Beschäftigungslücken" zu anderen Bundesländern identifiziert werden, die wirtschafts- oder bildungspolitischen Handlungsbedarf signalisieren können, aber nicht müssen.
A priori besteht über die Existenz solcher Beschäftigungslücken keine Gewissheit, es soll aber eine Hypothese formuliert werden, die es in der Untersuchung empirisch zu prüfen gilt:
Basis ist die Vermutung, dass es im Saarland einen Rückstand in der Beschäftigung im Bereich hochqualifizierter, unternehmensorientierter Dienstleistungstätigkeiten (z.B. Ingenieure, Manager) gibt.
Weiterhin wird vermutet, dass dieser Rückstand bei älteren Arbeitnehmern besonders ausgeprägt ist.

Vor diesem Hintergrund sowie angesichts der demographischen Entwicklung ergäbe sich die Herausforderung, Ältere, darunter insbesondere auch Hochqualifizierte, länger im Berufsleben zu halten. Daraus erwächst einerseits eine arbeitsmarktpolitische Aufgabe, andererseits ergeben sich möglicherweise auch Chancen für die Bildungspolitik. Denn die Tertiarisierung kann auch ein Vehikel sein, mit der gerade die Beschäftigungsfähigkeit Älterer zunimmt (Cornetz/Schäfer 2005).

 

Forschungsergebnisse:

Eine steigende Bedeutung des Dienstleistungssektors ist seit Jahrzehnten das charakterisierende Merkmal des Strukturwandels in Deutschland wie auch im Saarland. Häufig wird die These vertreten, dass eine unterdurchschnittliche Arbeitsmarktperformance auch Ausdruck eines unzureichend vorangekommenen Strukturwandels sei. Der vorliegende Beitrag untersucht anhand empirischer Daten, ob diese These für das Saarland Gültigkeit beanspruchen kann. Dabei zeigt sich, dass eine strukturelle Schwäche allenfalls im Bereich der – allerdings für die zukünftige Beschäftigungsentwicklung bedeutsamen – unternehmensorientierten Dienste festgestellt werden kann. Dafür können eine Reihe Faktoren verantwortlich gemacht werden, zum Beispiel ein Mangel an Unternehmenszentralen im Lande oder eine vergleichsweise schlechte Wanderungsbilanz. Die Handlungsmöglichkeiten auf Landesebene sind begrenzt. Der am meisten Erfolg versprechende Ansatz kann jedoch von der Landesregierung maßgeblich beeinflusst werden. Er besteht in der Schaffung eines umfangreichen Angebots hochqualifizierter Arbeitskräfte, insbesondere im technisch-wissenschaftlichen Bereich. Dazu sind eine Reihe hochschulpolitischer Reformen und Weichenstellungen erforderlich, die den Schwerpunkt dieser Untersuchung bilden.