Dr. Alexander Stöger

Postdoktorand im Nachwuchskolleg Europa

Wissenschaftsgeschichte

Besuchsadresse:
Campus C5 3 | Raum 3.23.1
66123 Saarbrücken

Postadresse:
Universität des Saarlandes
Cluster für Europaforschung | Nachwuchskolleg Europa
Postfach 15 11 50
66041 Saarbrücken

Mail: alexander.stoeger(at)uni-saarland.de
Telefon: +49 (0)681 302-70460

 

Alexander Stöger ist Wissenschaftshistoriker und seit 2023 Postdoc im Nachwuchskolleg am CEUS – Cluster für Europaforschung der Universität des Saarlandes. Er schloss seine Promotion 2019 am DFG-geförderten Graduiertenkolleg „Modell Romantik. Variation – Reichweite – Aktualität“ der Friedrich-Schiller-Universität in Jena zu epistemischen Tugenden in deutschen und britischen Wissenschaftskulturen am Beispiel des Galvanismusdiskurses um 1800 ab. Im Anschluss war er bis 2022 Postdoc im NWO-finanzierten Forschungsprojekt „Scholarly Vices. A Longue Durée History“, geleitet von Prof. Herman Paul an der Universität Leiden, Niederlande.

Seine Forschungsschwerpunkte liegen in wissenschaftlichen Identitätsdebatten der empirischen Naturwissenschaften und der Medizin, der Entwicklung wissenschaftlichen Fachzeitschriften in Europa und der Professionalisierung und Institutionalisierung der experimentalwissenschaftlichen Disziplinen in Deutschland und Großbritannien seit 1800.

Alexander Stöger ist Mitorganisator des Early Career Netzwerkes der deutschsprachigen Wissenschaftsgeschichte Driburger Kreis und Communications Officer und Webmaster der British Society for the History of Science (BSHS).

Postdoc-Projekt

Imperiale Wissenschaftsideale – ein europäisches Erbe

Überlegenheitsnarrative europäischer Metropolmuseen in Kolonialausstellungen im 19. Jahrhundert

Im langen 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Museen in den rapide wachsenden Metropolstädten Europas errichtet, die als neue Paläste des Volkes mit der Ausstellung von Kunst- und Kulturobjekten identitätsstiftende Narrative schufen. Die Gebäude spiegelten von außen wie innen nationale, regionale und soziale Selbstdefinitionen, die immer auch von Macht- und Überlegenheitsnarrativen begleitet wurden. Die Museen zeichneten aber auch ein distinktes Bild einer nationalen sowie einer europäischen Wissenschaft und ihrer Protagonist*innen, geprägt von Idealen der Aufklärung und einem eurozentristischen Verständnis moderner Forschung und technologischer Entwicklung.

Ein wichtiger Faktor dieser Selbstdarstellung durch Aneignung des und Abgrenzung vom Fremden war die Ausstellung von Artefakten aus den Überseekolonien der Imperialmächte, die als kontrastierende Projektionsfläche zu europäischen Wissenschaftsidealen den Besucher*innen eine epistemische Überlegenheit vermitteln sollten.

Dieses Forschungsprojekt verbindet postkoloniale und wissenschaftshistorische Ansätze zu Wissenschaftskulturen, um die Konstruktion europäischer Wissenschaftsidentität(en) im Kontext früher Kolonialausstellungen in mittel- und westeuropäischen Metropolmuseen zu untersuchen. In einem komparatistischen Ansatz werden zentrale Nationalmuseen in Frankreich, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden und Deutschland synchron wie diachron über eine zeitliche Distanz von ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert analysiert. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der frühen Ausstellung von Artefakten sowie der Darstellung der Überseekolonien, bei denen die wissenschaftliche Überlegenheit Europas direkt oder indirekt herausgestellt wird. Das Museum wird dabei als mehrdimensionales Medium betrachtet, das gleichsam als Verbindungsglied zwischen wissenschaftlicher Gemeinschaft und Öffentlichkeit wie auch als autonomer Akteur bei der Konstruktion (nationaler) europäischer Wissenschaftsidentität(en) fungiert. So spielt einerseits die Ausstellungsrhetorik eine wichtige Rolle bei der Analyse der Konstruktion epistemischer Überlegenheitsnarrative. Andererseits soll auch die Architektur der neu errichteten Gebäude, ihre Funktion im sich rasch entwickelnden Gefüge der Metropolstädte, sowie ihr Verhältnis zu anderen Museen innerhalb und außerhalb ihres Heimatlandes in die Betrachtung miteinbezogen werden.

Das Projekt schließt damit an die in den letzten Jahren zunehmend zentraler werdenden Betrachtungen zur Rolle von Nationalmuseen als identitätsstiftende Kultur- und Wissenseinrichtungen Europas und ihrem Umgang mit Kolonialobjekten an. Es ergänzt die Debatte um ein kritisches Verständnis einer konstruierten europäischen Wissenschaftsidentität, die bis heute das Verständnis der Funktion und Errungenschaften der Museen sowie ihre Ausstellungsansprüche und -methoden prägt.

Publikationen

2023

  • [Review] Julia Schmidt-Funke, Gunhild Berg & Martin Mulsow, Das Schloss als Hörsaal. Ludwig Christian Lichtenbergs ‚Vorlesung über die Naturlehre‘ und die residenzstädtische Wissensproduktion um 1800, hrsg. von (Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2021), in Francia recensio 2.

2022

  • „Alexander von Humboldts Selbst- und Fremddarstellung als Experimentalwissenschaftler“, in Abhandlungen der Humboldt-Gesellschaft 52, 219-46.
  • [Review] Gowan Dawson, Bernard Lightman, Sally Shuttleworth, and Jonathan R. Topham, Science Periodicals in Nineteenth Century Britain. Constructing Scientific Communities (Chicago: Chicago University Press, 2020), In Journal of European Periodical Studies 7 (2).
  • [Review] Olaf Müller, Ultraviolett. Johann Wilhelm Ritters Werk und Goethes Beitrag - Zur Geschichte einer Kooperation (Göttingen: Wallstein, 2021), in Gestern | Romantik | Heute, <https://www.gestern-romantik-heute.uni-jena.de/wissenschaft/publikationen/ultraviolett>.

2021

  • “The Construction of the Naturwissenschaftler - German Book Reviews on Galvanism‘”, in Studia Historiae Scientiarum 20, 681-709 <https://doi.org/10.4467/2543702XSHS.21.020.14051>.
  • [Review] Sammelrezension - Wolfgang Hottner, Kristallisationen (Göttingen: Wallstein, 2020); Andrea Gambarotto, Vital Forces, Teleology and Organization (Cham: Springer, 2018); John H. Zammito, The Gestation of German Biology (Chicago: Chicago University Press, 2017), in NTM 29, 347-351.
  • Epistemische Tugenden im deutschen und britischen Galvanismusdiskurs um 1800, (Göttingen: Wilhelm Fink/Brill Verlag).

2020

  • “Putting Astronomy on the Map – The Launch of the First geographical-astronomical Journal”, in Centaurus 61 (1), ed. by Aileen Fyfe and Anna Gielas, 54-68 <https://doi.org/10.1111/1600-0498.12282>.
  • ‚Fachzeitschriften als Diskussionsräume naturwissenschaftlicher Forschungsmethoden um 1800‘, in Wissen in Bewegung, hrsg. von Katrin Löffler (Stuttgart: Frank Steiner Verlag), 231-43.

2019

  • „Vom Versuch zum Kosmos, Alexander von Humboldt und die Experimentalwissenschaften“, in Physik Journal 18 (11), 27-31.

2018

  • „Wenn der Funke überspringt – Word Embeddings im Dienst der Wissenschaftsgeschichte“, in Digital Humanities Conference „Kritik der digitalen Vernunft“, mit Johannes Hellrich and Udo Hahn, 331-5.

2016

  • „Experiment und Wissensvermittlung, Alexander von Humboldts Darstellungsmethoden in seinen Versuchen über die gereizte Muskel- und Nervenfaser“, in Humboldt im Netz. Internationale Zeitschrift für Humboldt-Studien, 17 (33), 74-84 <https://doi.org/10.18443/230>.

2015

  • „Humboldtstudien“, in Charlotte von Schiller, Eine Biographie in Büchern, ein Leben in Lektüren, hrsg. von Silke Henke and Ariane Ludwig (Weimar: Klassik Stiftung), 81-9.

2013

  • [Ausstellungskatalog] Relief und Karte, Geländedarstellungen seit 1800 (Jena: Ernst-Haeckel-Haus), hrsg. mit Andreas Christoph.
Tagungen und Vorträge

2023

  • [Tagungsorganisation] Digital Festival der Division for the History of Science and Technology (online).
  • [Vortrag] „Zu spät im kolonialen Wettlauf? – Die Entstehung europäischer Metropolmuseen im Kontext imperialer Überlegenheitsnarrative im 19. Jahrhundert“, Driburger Kreis (Ingolstadt).
  • [Workshop] „Fit for short-term funding. Kurzzeitfinanzierungsmöglichkeiten im Ausland für Wissenschaftshistoriker*innen“, Driburger Kreis (Ingolstadt).
  • [Tagungsorganisation] Driburger Kreis, Tagung für Early Career Wissenschaftshistoriker*innen (Ingolstadt).
  • [Vortrag] „The Long Life of Dogmatism. The Persistence of Scholarly Dogmatism in Scientific Debates from the Seventeenth to the Twenty-First Century”, Abschlusstagung “Project Scholarly Vices. A Longue Durée History” (Leiden).
  • [Vortrag] “Unravelling the King. Viktorianische Mumienuntersuchungen zwischen Wissenschaft und Spektakel“, 15. Ägyptentage (Brinkhausen).
  • [Workshop] „Image-editing for Academics”, Digital Festival 2023 der British Society for the History of Science (online).
  • [Tagungsorganisation] Digital Festival 2023 der British Society for the History of Science (online).

2022

  • “Dogmatism and historical vice epistemology”, The Making of the Humanities X conference, Society for the History of the Humanities (online).
  • [Vortrag] “On Migrating Frog Cells and Manuscripts. Das Peer Review Verfahren der Royal Society zwischen 1832 und 1920“, Driburger Kreis (Erfurt).
  • [Tagungsorganisation] Driburger Kreis, Tagung für Early Career Wissenschaftshistoriker*innen (Erfurt).
  • [Vortrag] [Rejected!] The Royal Society‘s Referee Reports from 1831 to 1945, Annual Conference der British Society for the History of Science (Belfast).
  • [Tagungsorganisation] Annual Conference der British Society for the History of Science (Belfast).

2021

  • [Vortrag] „Ernst Haeckel vs Rudolf Virchow. The dogmatic Scientist: Progressive lateral thinker and conservative watchdog”, “Canonisation and Institutionalisation of Knowledge“, Interdisciplinary Colloquium „Scientific cultures in comparison (9)“ (Marburg).
  • [Vortrag] “The Dogmatic and the Pragmatic Physicist – Johannes Stark’s epistemic Virtue and Vice Rhetoric, Annual conference der British Society for the History of Science (online).
  • [Tagungsorganisation] Annual Conference der British Society for the History of Science (online).

2019

  • [Tagungsorganisation] “Transcultural Knowledge. 1st ESHS Young Scholars Conference”, Early Career Konferenz der European Society for the History of Science (Paris).

2018

  • [Vortrag] „Herausgeber und Editors“, „Komplexität und Reduktion der Wissenschaften“, Interdisziplinäres Kolloquium „Wissenschaftskulturen im Vergleich (7)“ (Innsbruck).
  • [Vortrag] „Die Konstruktion des Naturwissenschaftlers in den Fachjournalen der 1790er Jahre“, „Wissen in Bewegung: Gelehrte Journale, Debatten und Buchhandel im Zeitalter der Aufklärung“, Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Leipzig).
  • „Galvanic Spectacles. German and British epistemic virtues around 1800”, Postgraduate Conference der British Society for the History of Science (Manchester).
Lehrveranstaltungen

WiSe 2023/24

  • Seminar: Sparking Science & Ethics. 19th-century electrical experiments and the ongoing debate on ethical limits in science (Universität des Saarlandes)
  • Übung: Einführung in die Literaturwissenschaft – Kurzgeschichten um 1900 (WiSe 2014/15, Friedrich-Schiller-Universität Jena)
  • Übung: Einführung in die Philosophie (WiSe 2012/13, Friedrich-Schiller-Universität Jena)
  • Übung: Einführung in die Literaturwissenschaft – Deutsche Poesie in der Frühen Neuzeit (WiSe 2011/12, Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Sonstige wissenschaftliche Aktivitäten
  • Seit März 2021: Communications Officer und Webmaster der British Society for the History of Sciences
  • Seit September 2021: Co-Organisator des Driburger Kreises, Early Career Organisation für Wissenschaftshistoriker*innen im deutschsprachigen Raum
  • Okt 2018 – Sep 2021: Co-Organisator der Early Career Vertretung der European Society for the History of Science

Stipendien:

2022

  • Lisa Jardine Grant der Royal Society London

2018

  • Reisestipendium der Ernst Abbe Stiftung in Jena