11/18/2025

70 Jahre deutsch-französische Juristenausbildung am Centre Juridique Franco-Allemand

© Oliver DietzeDas Centre Juridique Franco-Allemand befindet sich im Audimax-Gebäude B4 1 (rechts im Bild) auf dem Saarbrücker Campus, in dem auch die Rechtswissenschaftliche Fakultät ihren Hauptsitz hat.

Das Centre Juridique Franco-Allemand (CJFA) der Universität des Saarlandes feiert sein 70-jähriges Bestehen. Seit 1955 vereint die Institution zwei Rechtssysteme und zwei Kulturen und vernetzt deutsche und französische Studierende, Juristinnen und Juristen wie auch Universitäten. Mit rund 5000 ehemaligen Studierenden hat das „Centre“ das größte Alumni-Netzwerk deutsch-französischer Rechtsstudiengänge. Sein Studienangebot im deutsch-französischen Recht ist nach wie vor einzigartig.

Vom 27. bis 29. November beleuchten ein Workshop, eine Tagung und ein Galaabend, wie aktuell das Motto „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ heute ist. 
Die Medien sind herzlich eingeladen.
Interessierte sind bei der Tagung am 27. (ab 15. Uhr) und 28. November herzlich willkommen (Gebäude B4 1 HS 0.23). 
Für den Galaabend können sich CJFA-Alumni anmelden. (Die Teilnahme am Galaabend ist kostenpflichtig). 

Die französische Regierung erteilte am 14. November 1955 dem damaligen Zentrum für französische Rechtsstudien der noch jungen Universität des Saarlandes die Befugnis, selbst einen französischen Abschluss in Rechtswissenschaft zu verleihen – ganz so, als wäre es eine französische Einrichtung auf französischem Boden. Dies ist nach wie vor einzigartig und ein überaus bemerkenswerter Vorgang, bedenkt man die Zeit, in der dies geschah. Hintergrund ist die besondere Geschichte der Saar-Universität, die 1948, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, gegründet wurde: als „europäische Universität“ und „Brücke zwischen Frankreich und Deutschland“ unter der Patenschaft Frankreichs und dem Patronat der Universität Nancy. Das Saarland war damals politisch teilautonom und durch Wirtschafts- und Währungsunion mit Frankreich verbunden. Und so verschmolzen französische und deutsche Bildungstraditionen. 

Die Gründung des „Centre d’études juridiques françaises“ hatte der Verwaltungsrat der Universität des Saarlandes am 14. März 1955 beschlossen. Die ersten Studierenden starteten hier am 1. November 1955. Die Fahrer der Universität Nancy chauffierten die Professoren für ihre Vorlesungen zu dem im Aufbau befindlichen Campus auf dem Gelände der ehemaligen Below-Kaserne im Saarbrücker Stadtwald. 

Die Zahl der ehemaligen Studierenden des Centre Juridique Franco-Allemand, wie es sich seit 1995 nennt, geht heute in die Tausende, darunter Juristinnen und Juristen in hohen Ämtern beider Länder wie auch der Europäischen Union, Diplomatinnen und Diplomaten, Hochschullehrerinnen und Lehrer, Richterinnen und Richter, Anwältinnen und Anwälte. Es ist die älteste universitäre Ausbildungsstätte für das deutsch-französische Recht. Nach wie vor ist die Universität des Saarlandes die einzige deutsche Universität, die mit zwei Lehrstühlen französischer Universitätsprofessoren für französisches Recht ausgestattet ist, die an die Universität entsandt werden: Professor Philippe Cossalter hat den Lehrstuhl für französisches öffentliches Recht inne, und Professor Julien Dubarry den Lehrstuhl für französisches Zivilrecht und angewandte Rechtsvergleichung. Sie leiten beide das Centre gemeinsam als Direktoren.

Angehende Juristinnen und Juristen können am Centre gleichzeitig die Grundlagen des deutschen und des französischen Rechts studieren. Dies eröffnet ihnen ein großes Aufgabengebiet: So selbstverständlich die Menschen die Grenze überqueren, kommen sie auch mit dem Recht des Nachbarlandes in Kontakt. Rechtsstreitigkeiten sind vielfältig. Juristinnen und Juristen, sei es an Gerichten, in Kanzleien, Notariaten oder Unternehmen müssen das jeweils andere Recht kennen und auch das andere Verfahren beachten. 

Den zweisprachigen Doppelstudiengang mit den beiden Abschlüssen Licence de droit und Bachelor of Law bietet das CJFA heute zusammen mit französischen Partneruniversitäten an. Die ersten beiden Studienjahre finden auf dem Saarbrücker Campus statt, das dritte Jahr in Frankreich. Im Laufe der Jahre hat das Centre Partnerschaften mit großen französischen Universitäten geschlossen, was den Studierenden eine breite Auswahl ermöglicht: Sie können zwischen den Universitäten Côte d’Azur, Lorraine, Lumière Lyon 2, Paris-Panthéon-Assas, Strasbourg oder Toulouse 1 Capitole wählen. Die Deutsch-Französische Hochschule DFH unterstützt bereits das Studienangebot mit mehreren dieser Universitäten. 

Jura-Studierende können sich den Doppelabschluss als Schwerpunktbereich des ersten Staatsexamens anrechnen lassen. Ein Weiterstudium ist auch in Master-Studiengängen möglich. In Zusammenarbeit mit dem Europa-Institut und dem Institut für Europäisches Recht der Saarbrücker Rechtswissenschaftlichen Fakultät sowie französischen Partneruniversitäten bietet das CJFA dafür integrierte zweijährige Doppel-Masterprogramme an. Sie ermöglichen Studierenden der deutsch-französischen Studienprogramme, ihr Studium im europäischen und internationalen Recht oder im deutschen Recht und der Rechtsvergleichung fortzusetzen. Seit 1998 gibt es auch binationale Dissertationen, die sowohl zum französischen „docteur en droit“ als auch dem deutschen „Dr. iur“ führen. Daneben bietet das Centre Weiterbildungsprogramme für deutsche und französische Rechtsanwälte und Notare an. 

Das Centre Juridique Franco-Allemand ist ein binationales Forschungszentrum mit vielfältigen Publikationen, darunter auch Lehrbücher über das französische Recht in deutscher Sprache und über das deutsche Recht in französischer Sprache. Für das Centre prägende Persönlichkeiten, darunter der ehemalige Direktor Professor Claude Witz und die inzwischen verstorbenen Direktoren Professor Michel Fromont und Professor Christian Autexier, wie auch Meilensteine seiner Geschichte werden im Rahmen des Jubiläums gewürdigt.

 

Jubiläums-Programm:

Am Donnerstag, 27. November, wendet sich von 9 bis 15 Uhr auf dem Saarbrücker Campus in Gebäude B4 1 (Hörsaal 0.27) zunächst der Workshop „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Aktualität eines Mottos“ an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. 

Um 15 Uhr greift die Tagung dieses Thema auf, bei der Interessierte herzlich willkommen sind.  (Gebäude B4 1 HS 0.23).
Ab 15.30 Uhr wird das Schlagwort „Freiheit“ näher beleuchtet, zunächst mit Fokus auf die Meinungsfreiheit in Frankreich und Deutschland, ab 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr auf die Vertragsfreiheit und umfassende Reformen des Schuldrechts.

Am Freitag, dem 28. November, steht ab 9 Uhr die „Gleichheit“ im Mittelpunkt des Austauschs der Expertinnen und Experten aus Deutschland und Frankreich, insbesondere betrachten sie dabei die Gleichheit beim Zugang zur Justiz.

Unter dem Motto der „Brüderlichkeit“ steht ab 18.45 Uhrein Galaabend zur Feier des 70-jährigen Jubiläums des CJFA in der Aula auf dem Campus Saarbrücken (Geb. A 3 3). In seinem Impulsvortrag beleuchtet der Gouverneur der Banque de France François Villeroy de Galhau „Die Rolle des Experten in einer sich wandelnden Welt”, bevor eine Podiumsdiskussion das Thema mit Blick auf die sich wandelnde Gesellschaft aufgreift.

CJFA-Alumni können sich für den Galaabend anmelden. Die Teilnahme ist kostenpflichtig. Die Medien sind herzlich eingeladen.

Am Samstag, dem 29. November, findet eine Absolventenfeier mit Verleihung der diesjährigen Bachelor- und Licence-Diplome in der Aula statt.

Webseite: https://www.cjfa.eu

Programm:https://www.cjfa.eu/jubilaum-70

Fragen beantworten:

Prof. Dr. Philippe Cossalter und Prof. Dr. Julien Dubarry, Direktoren des CJFA

Tel: +33.667780773 E-Mail: jubilaeum70@cjfa.eu


Pressefotos zum Download:
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