Digitales Prüfen

Im Zeitalter der Digitalisierung erscheint es folgerichtig, dass neben den Veranstaltungsformaten auch die Prüfungsformate überdacht und perspektivisch an die Möglichkeiten angepasst werden, die digitale Technologien beinhalten. Bereits seit Mitte der 1990er Jahre wird an deutschen Hochschulen über digitales Prüfen diskutiert. Die Literatur fasst digitales Prüfen unter den Begriff des E-Assessments und subsummiert darunter alle Aktivitäten „die vor dem Verfahren zur Ermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten von Lernenden (diagnostisch), während des Verfahrens zur Steuerung des Lernprozesses (formativ) und nach Abschluss des Verfahrens zur Leistungsüberprüfung und Leistungsbeurteilung (summativ) eingesetzt werden.“ (Franke & Handke, 2012, S. 155). 

Digitale Prüfungen ermöglichen den Aufgabensteller*innen eine zeitliche und örtliche Ungebundenheit, die bis zu einem gewissen Maße auch für die zu prüfenden Personen gelten. Ebenfalls vorteilhaft erscheinen die erhöhte Modifizierbarkeit der Aufgaben sowie die Nutzung automatisierter Auswertungsprozesse.  

Als gängigste Formate digitaler Prüfungen werden derzeit mündliche und digitale schriftliche Prüfungen sowie E-Portfolios genutzt. Letztere können einerseits als Prüfung und andererseits auch als Lernportfolio im Sinne eines Lehr-/Lernmittels mit unterstützendem Charakter für die Studierenden eingesetzt werden. Im Folgenden erhalten Sie zu diesen drei Prüfungsformaten weiterführende Informationen.  

Digitale Prüfungen

Online Prüfungen

Digitale Prüfungen können eine passende Alternative zu Präsenzprüfungen darstellen. Eine Unterscheidung ist prinzipiell in digitale mündliche und digitale schriftliche Prüfungen möglich. Letztere wiederum werden an der Universität des Saarlandes durch Take-Home-Klausuren und Open-Book-Klausuren abgebildet. Wenn Sie sich für eine der Prüfungsformen interessieren und gerne wissen möchten, was bei der Umsetzung zu beachten ist, empfehlen wir Ihnen die Handreichungen Digitale mündliche Prüfungsleistungen und  Digitale schriftliche Prüfungsleistungen. Die Handreichungen sowie weitere dazugehörige Dokumente, einschließlich der Einverständniserklärungen, finden Sie unter Handreichungen | Universität des Saarlandes (uni-saarland.de). Unter den dort aufgeführten Materialien finden Sie auch die Handreichung mit den Empfehlungen zum Umgang mit ChatGPT im Kontext von Prüfungen an der Universität des Saarlandes. Bitte beachten Sie hierzu, dass digitale schriftliche Prüfungen (z.B. Open-Book-Klausuren) aktuell nur sehr eingeschränkt zu empfehlen sind, da der Einsatz von ChatGPT nicht kontrolliert werden kann.

Um einen ersten Eindruck über die beiden Arten der Prüfungsleistungen zu gewinnen, können Sie sich die beiden folgenden How-to-Konzepte anschauen. Diese und weitere How-to-Konzepte finden Sie ebenfalls in dem Team „Digitale Lehre UdS“ in MS Teams.

 

Was sollten Sie in der Vorbereitung von digitalen mündlichen und schriftlichen Prüfungen beachten? Hierzu empfehlen wir Ihnen unsere beiden Checklisten.

  • Checkliste zur Vorbereitung von digitalen mündlichen Prüfungen
  • Checkliste zur Vorbereitung von digitalen schriftlichen Prüfungen

 

E-Portfolios

E-Portfolios sind Portfolios, die aus digitalen Sammelmappen mit Leistungsartefakten (bspw. Fotos oder Videos) bestehen (EUfolio, 2015). Eine Einteilung erfolgt in formativ und summativ aufgebaute E-Portfolios. Formativ aufgebaute E-Portfolios sind entwicklungsorientiert und zielen auf die Reflexion, Weiterentwicklung und Präsentation von (Entwicklungs-) Prozessen ab, wohingegen summativ aufgebaute E-Portfolios ergebnisorientiert der Entwicklung, Reflexion und Präsentation von Ergebnissen dienen (Baumgartner et al., 2009). Neben dem Aufbau der E-Portfolios ist nach Baumgartner et al. (2009) noch eine Unterscheidung nach der Art der E-Portfolios möglich. Insgesamt gibt es drei Arten von E-Portfolios, die sich insbesondere in ihrem Zweck unterscheiden: das Reflexionsportfolio, das Entwicklungsportfolio und das Präsentationsportfolio. Ausführliche Informationen zu den einzelnen E-Portfolio-Arten sowie eine Orientierungshilfe, welches E-Portfolio in welchem Kontext am besten anzuwenden ist, finden Sie untenstehend unter "Blow-by-blow-E-Portfolios". Das How-to-Konzept hingegen bietet einen kurzen Überblick zu E-Portfolios. 

In der Literatur werden diverse Vorteile im Zusammenhang mit E-Portfolios beschrieben; beispielsweise erwerben Studierende im Rahmen ihrer Arbeit Multimedia Technologie Skills (Bauer & Himpsl-Gutermann, 2016). Als ein weiterer Vorteil ist die Orts- und die Zeitunabhängigkeit zu nennen, da von überall und zeitunabhängig auch gemeinsam an einem E-Portfolio gearbeitet werden kann (EUfolio, 2015). Wird darüber hinaus in der Arbeit mit E-Portfolios Peer Feedback eingebaut, so können positive Effekte, wie bspw. eine Steigerung der Problemlösefähigkeiten, eine Förderung des studentischen Lernens, eine vermehrte Interaktion und Zusammenarbeit zwischen den Studierenden und ein verbessertes Verständnis von Seiten der Studierenden in Bezug auf qualitative Arbeit resultieren (z.B. Brown, Topping, Henington, & Skinner, 1999; Burke & Pieterick, 2010; Harrison, O’Hara, & McNamara, 2015; Peng, 2010; Pope, 2001; Topping, 2009). Demzufolge stellt Peer-Feedback eine empfehlenswerte Komponente der E-Portfolio-Arbeit dar. Ausführliche Informationen hierzu finden Sie unter "Blow-by-blow-Peer-Feedback".

Wenn Sie gerne in Ihrer Veranstaltung E-Portfolios einsetzen möchten, so können Sie das Lernportfolio jederzeit als Lehr-/Lernmittel verwenden, da es keine Prüfungsleistung darstellt, sondern den Studierenden als Unterstützung dient. In Bezug auf die Einführung der E-Portfolios als Prüfungsleistung ist eine Testphase aufgrund § 2 Absatz 1 der Fernprüfungsordnung an der Universität des Saarlandes von bis zu zwei Semestern möglich. Im Anschluss daran sind die E-Portfolios in die Prüfungsordnung aufzunehmen. Ausführlichere Informationen dazu finden Sie unter 6.1 Rechtliche Grundlagen des "Blow-by-blow-E-Portfolios". Neben dem ausführlichen "Blow-by-blow-E-Portfolios" möchten wir Ihnen gerne im Folgenden je nach Themenfokussierung einige How-to-Konzepte zu E-Portfolios vorstellen. Mittels "Einführung in E-Portfolios" werden Sie an das Thema herangeführt, wohingegen das "How-to-E-Portfolios-in-der-Lehre" als grober Überblick dient. Durch das "How-to-E-Portfolios-in-Moodle" erfahren Sie mehr über die Verwendung eines E-Portfolios in Moodle.

 

Einen Beispielkurs mit E-Portfolios in Moodle sowie ein beispielhaftes E-Portfolio in MS Sway können Sie unter nachfolgenden Links einsehen. Als UdS-Miterarbeiter*in können Sie sich selbst in den Moodle-Kurs einschreiben.

 

Des Weiteren haben wir Ihnen eine Checkliste zusammengestellt, die Ihnen die Verwendung von E-Portfolios im Rahmen einer Veranstaltung erleichtern soll. Diese ist dabei in die zeitlichen Abschnitte vor, während und nach Veranstaltung untergliedert.

  • Checkliste zur Planung einer Veranstaltung mit E-Portfolios 

 

Da der Übergang von der Theorie in die Praxis nicht immer reibungslos verläuft, möchten wir Ihnen gerne folgendes Praxisbeispiel von Frau Lucia Hubig, OStR'in i. H., vorstellen. Frau Hubig ist Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Universität des Saarlandes mit dem Schwerpunkt Sprachdidaktik Deutsch und setzt seit einiger Zeit bereits erfolgreich Portfolios in ihrem Unterricht ein. Perspektivisch möchte sie gerne zu E-Portfolios wechseln.

 

Prüfungsangst

Unabhängig von der Art der Prüfung kann in jeder Prüfungssituation Prüfungsangst auftreten. Daher möchten wir gerne an dieser Stelle grundlegende Informationen zu diesem Thema bereitstellen.

Ansprechpartner*in

Diana Casper (M.Sc. Psychologie)

Teaching Coach
Geb. A4 4, Zi. 1.03
Tel.: 0681 302-4775
diana.casper(at)uni-saarland.de 

Einzelnachweis

Bauer, R. & Himpsl-Gutermann, K. (2016). Zeig, was du kannst! E-Portfolios als alternatives Assessment-Tool im Fremdsprachenunterricht. Medienimpulse, 54(3), 1–27. https://doi.org/10.21243/mi-03-16-02

Baumgartner, P., Himpsl, K. & Zauchner, S. (2009). Einsatz von E-Portfolios an (österreichischen) Hochschulen: Zusammenfassung (GZ 51.700/0064-VII/10/2006). Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien. https://mediencommunity.de/system/files/E-Portfolio-Projekt-Zusammenfassung.pdf

Brown, C. C., Topping, K. J., Henington, C. & Skinner, C. H. (1999). Peer monitoring of learning behaviour. Educational Psychology in Practice, 15(3), 174–182. https://doi.org/10.1080/0266736990150304

Burke, D. & Pieterick, J. (2010). Giving students effective written feedback. Berkshire, Open University Press.

EUfolio. (2015). E-Portfolio implementation guide for policymakers and practitioners. https://eufolioresources.files.wordpress.com/2015/03/eportfolio-implementation-guide_en.pdf

Franke, P. & Handke, J. (2012). E-Assessment. In J. Handke & A. M. Schäfer (Hrsg.). E-Learning, E-Teaching und E-Assessment in der Hochschullehre: Eine Anleitung (S. 147–207).  Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH.

Harrison, K., O’Hara, J. & McNamara, G. (2015). Rethinking assessment: Self- and peer-assessment as drivers of self-direction in learning. Eurasian Journal of Educational Research, 15(60), 75–88. https://doi.org/10.14689/ejer.2015.60.5

Peng, J. (2010). Peer assessment in an EFL context: Attitudes and correlations. In M. T. Prior, Y. Watanabe & S. Lee (Eds.), Selected Proceedings of the 2008 Second Language Research Forum (pp. 89–107). Cascadilla Proceedings Project.

Pope, N. (2001). An examination of the use of peer rating for formative assessment in the context of the theory of consumption values. Assessment & Evaluation in Higher Education, 26(3), 235–246. https://doi.org/10.1080/02602930120052396

Topping, K. J. (2009). Peer assessment. Theory into Practice, 48(1), 20–27. https://doi.org/10.1080/00405840802577569