Workshop 5 (Limoges, Juni 2024)

5. ARENES-Workshop

Der 5. Workshop des DFG-ANR-Projekts ARENES fand vom 4. bis zum 6. Juni 2025 in Limoges statt.
Nachfolgend findet sich das Programm sowie ein Bericht zum Workshop.

Hier geht es zum Programm des Workshops.

 

Clément Mommessin stellte in seinem Vortrag die Geschichte des Vereins Limoges Handball (LH) anhand der lokalen Presse vor und konzentrierte sich dabei auf die Sporthallen, die der Verein im Laufe seiner sportlichen Entwicklung genutzt hat. Der 2006 gegründete LH spielte zunächst in einer Turnhalle im eigenen Stadtteil (Gymnase Buxerolles), dann in einer Halle mit 1.500 Plätzen (Salle Henri Normand), die 2015 dank seines Aufstiegs in die zweite nationale Liga für ihn gebaut wurde. Auch wenn der LH seit 2008 zuweilen im „Sportpalast“ Beaublanc spielt, ist diese mit dem Limoges CSP verbundene Halle erst seit 2021 auch seine Hauptarena. Die Nutzung von Beaublanc hängt mit dem Aufstieg der Handballer aus Limoges in die höchste nationale Spielklasse zusammen.

Anhand eines Korpus aus verschiedenen Werken des 20. und 21. Jahrhunderts hat Alexis Fredriksen (Doktor der französischen Sprache und Literatur) gezeigt, dass Schriftsteller Stadien in der Literatur auf unterschiedliche Weise thematisiert haben. So kann das Stadion als Zufluchtsort (H. MONTHERLANT, Les Olympiques, 1924), als Gefängnis (G. LORRAIN, Le garçon qui courait, 2017), als Grab (L. MAUVIGNIER, Dans la foule, 2006), als Theater in den Werken von A. BLONDIN oder auch als Begräbnisstätte oder Ort der Verwandlung in bestimmten Büchern von G. HALDAS, wie beispielsweise in La Légende du footballaus dem Jahr 1981, gesehen werden. Die Sportarena ist somit ein vielseitiger und paradoxer Raum in der Literatur.

Fidel Cruz Camilo Ladino stellte eine Studie von Artémis vor, verfasst von E. LARRETA im Jahr 1896, in der er sich auf die diskursive Konstruktion des Sportraums konzentrierte. Dazu zeigte er die Formen der Räumlichkeit auf, die im Werk des argentinischen Autors vorhanden sind. Er erklärte, dass es Passagen gebe, die die geografische Lage bestimmter religiöser, politischer und sportlicher Stätten wie Olympia zeigten. Anschließend unterschied er zwei Formen der Räumlichkeit anhand der sozialen Geografie weiblicher und männlicher Körper und zeigte dann die Existenz einer dritten Form anhand des Konflikts zwischen diesen beiden Körpervorstellungen, insbesondere durch den mythologischen Konflikt zwischen Artemis und Aphrodite. 

Der Vortrag von Natacha Levet (Dozentin für französische Literatur an der Universität Limoges) veranschaulichte die Präsenz von Sportarenen in sieben regionalen Kriminalromanen, die im 21. Jahrhundert erschienen sind. Die Arena und ihr Publikum sind in jedem ihrer Romane präsent, da sie das Phänomen Sport anhand von Sportveranstaltungen thematisieren: einem Basketballspiel (F. CLAPEAU, Playoffs, 2017), einem Fußballspiel (M. MENTION, Jeudi noir, 2014) oder einem Boxkampf (J. GUEZ, Balancé dans les cordes, 2013). In diesen Romanen ermöglichen das Publikum und das Stadion manchmal, die Dramatik des Ereignisses zu zeigen, insbesondere in Playoffs. Allerdings nimmt die Struktur im Vergleich zu den Sportlern, deren Werdegang in den Kriminalromanen erzählt wird, keinen vorrangigen Platz ein. 

Aurélien Gérard blickte auf die letzten Monate der Arbeit an seiner Dissertation zurück und erläuterte seine Fortschritte und Erfolge. Insbesondere konnte er die für seine Doktorarbeit relevanten Artikel und Fanzines referenzieren. Außerdem veröffentlichte er seinen ersten Artikel in der Zeitschrift Football(s): „Vent debout contre les tribunes assises : défense de la terrace culture à Leeds”, in dem er die Haltung der Fans in Fanzines gegenüber der Einführung von Sitzplätzen auf den Tribünen analysiert. Außerdem hat er einen Artikel bei L’Irrégulière – Revue d’histoire de l’enfance eingereicht und plant, in den kommenden Monaten zu einem von der Leeds Library organisierten Studientag nach Leeds zu reisen.

In ihrem Vortrag befasste sich Kasey Symons (Dozentin für Kommunikation und Sportmedien an der Deakin University, Melbourne) mit der Darstellung des Melbourne Cricket Ground (MCG) in der australischen Sportliteratur. Das 1853 erbaute Stadion hat eine Kapazität von 100.000 Plätzen und kann für verschiedene Sportarten genutzt werden: Australian Football, Cricket, Fußball (Soccer) oder auch Rugby Union und Rugby League. Die Verbindungen des MCG zur Literatur sind vielfältig: Es kommt in einigen Büchern vor, darunter The Paddock that Grew von K. DUNSTAN, und es verfügt über eine Bibliothek mit zahlreichen Werken zum Thema Sport. Zum Abschluss ihres Vortrags stellte Kasey ihre Arbeiten vor, in denen sie die Darstellungen von Frauen als Fans des australischen Fußballs und ihre Erfahrungen in den Stadien analysiert. 

Anhand der Analyse eines umfangreichen Korpus hat Jean-Yves Guillain (Doktor der Sportwissenschaften, assoziierter Forscher an der Universität Franche-Comté) die verschiedenen Arten aufgezeigt, wie Maler das Publikum in Stadien darstellen. In einigen Werken ist das Stadion erkennbar, aber das Publikum unsichtbar (R. DELAUNAY, Les coureurs, 1926) oder auf eine Masse reduziert (E. MANET, Aux courses, 1875). In anderen ist das Publikum gut sichtbar, es kann statisch sein (P. SERUSIER, Lutte bretonne, 1890-91) oder gerade jubeln (J. LAWRENCE, Strike, 1949) oder sogar im Mittelpunkt des Gemäldes stehen (P. GAVARNI, Courses à Longchamp, 1874) und manchmal kann der Künstler sein Werk in die Arena eintauchen lassen, indem er die Sicht des Zuschauers zeigt (E.OPPLER, Match de boxe, 1920). 

Corentin Joseph blickte mit einer dreiteiligen Präsentation auf die letzten sechs Monate seiner Doktorarbeit zurück. Zunächst erläuterte er seine Recherchen in den Archiven von Köln und Berlin. Während dieser beiden Aufenthalte hatte er Gelegenheit, verschiedene deutsche Sportzeitschriften wie Der Kicker oder Der Leichtathlet zu studieren. Diese Recherchen ermöglichten es ihm, mehrere interessante Dokumente für sein Thema zu entdecken. Darüber hinaus konnte er verschiedene Artikel bei wissenschaftlichen Zeitschriften einreichen und seine Doktorarbeit mit der Fertigstellung seines Plans und dem Verfassen des ersten Kapitels vorantreiben. 

In ihrer Präsentation konzentrierte sich Aline Maldener auf die Rolle der Frauen im Vélodrome d'Hiver in Paris zwischen 1913 und 1958. Anhand verschiedener Quellen (Dokumente, Presse, Filme, Fotografien) gab sie einen Überblick über die verschiedenen Rollen, die Frauen einnahmen: Sportlerinnen, Ehefrauen, Krankenschwestern, Zuschauerinnen, Künstlerinnen, Mäzeninnen, Königinnen der Sechstagerennen. Anhand von Beispielen wie „Madame Étienne”, einer Krankenschwester, die bei bestimmten Veranstaltungen im Vél’ d’Hiv’ anwesend war, zeigt dieser Überblick „die Heterogenität und Ambivalenz des Spektrums weiblicher Handlungsmöglichkeiten”.

Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Jean-Michel Roux stellte Albrecht Sonntag (emeritierter Professor für Soziologie an der École supérieure des sciences commerciales d’Angers) die Verbindungen zwischen Fußballstadien und Postkarten vor und ging dabei auf deren Ursprünge, Darstellungen, Herausgeber und Sammler ein. Die Postkarte und das Fußballstadion haben eine ähnliche Chronologie, da sie beide Ende des 19. Jahrhunderts aufkamen und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Blütezeit erlebten. Der zusammengestellte Korpus zeigt die verschiedenen Möglichkeiten, ein Fußballstadion im A6-Format darzustellen: Luftaufnahme, Panoramaaufnahme, Fokus auf bestimmte architektonische Details, Hervorhebung bestimmter Zeitabschnitte (Bau, Renovierung). 

(Bericht verfasst von Clément Mommessin)