Romanistik

Romanistik

Prof. Dr. Janett Reinstädler

Hauptseminar "(Zu-)Fluchtraum Spanien: Iberische Migrationsnarrative in Literatur, Theater und Film"
(Aufbaumodul 2: Aktuelle Fragen der Genderforschung)
Mo 16-18 Uhr
C 5 2, Raum 312

Spanien ist seit jeher intensiv durch die interkulturellen Erfahrungen der Aus- und Einwanderung geprägt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts kann eine globalisationsbedingte Beschleunigung dieser Bewegungen festgestellt werden: Spanien wird von Aus- zum Einwanderungsland, um kurz darauf wieder neue Auswanderungswellen zu erleben.
Das Seminar wird sich zunächst grundsätzlich mit dem Thema Migration und ihren spezifisch spanischen Dimensionen befassen. Im Zentrum unserer gemeinsamen Arbeit wird vor allem die Frage stehen, welche menschlichen Erfahrungen mit den zuletzt beschleunigten Migrations- und Fluchtbewegungen einhergehen und wie diese Erfahrungen in künstlerischen Medien artikuliert und bearbeitet werden. Wie werden in Literatur, Theater und Film Vertreibung und Aufbruch, Reise und Ankunft, wie Bedrohung und Rettung, Traumata und Hoffnungen, wie interkulturelle Begegnung und Konflikt ästhetisch geformt? Wie ist Migration aus Gender-Perspektive zu betrachten? Und: Welche Rolle spielt Europa in diesem Kontext?
Am Beginn unseres Korpus steht der epochale Roman Quel beau dimanche / Aquel domingo (1980/81) von Jorge Semprún, der in zutiefst berührender Weise die Verschleppung spanischer Kommunisten ins KZ Buchenwald sprachlich gestaltet. Einen großen Kontrast zu Semprúns Deutschlandserfahrung bildet die Realität spanischer Gastarbeiter, die ab den 1960er Jahren nach Deutschland kommen – entsprechend anders ist die Stimmung, die der Spielfilm Vente a Alemania, Pepe (Pedro Lazaga, 1971) vermittelt. Ab Ende der 1980er wird Spanien dann schlagartig zum Einwanderungsland für mehr als eine Million Menschen aus Hispanoamerika. Die Wahrnehmung der Migration scheint nun stärker auf die Situation von Frauen gerichtet. Wie tragikomisch die interkulturellen Missverständnisse etwa zwischen karibischen Frauen und den Männern der kastilischen España eterna sein können und welche Herausforderungen das neue plurikulturelle Spanien für alle bereithält, zeigt Flores de otro mundo, ein sehr einfühlsamer, kluger Film von Iciar Bollaín (1999). Die patera-Migration und die unmenschlichen Lebensverhältnisse illegaler afrikanischer Migrant_innen im Süden Spaniens thematisiert das postmoderne Theaterstück Dentro de la tierra von Paco Becerra aus dem Jahr 2008. Im selben Jahr wird Spanien von der weltweiten Wirtschaftskrise schwer getroffen und die Hälfte aller jungen Spanier_innen rutscht in die Armut ab. Von den prekären Lebensbedingungen der als „los nini“ abgestempelten Generation (‚ni estudia, ni trabaja‘) und von der dadurch ausgelösten zweiten spanischen Arbeits-Einwanderungswelle nach Deutschland erzählt Hermosa Juventud, ein technisch innovativer Film von Jaime Rosales aus dem Jahr 2014, der die perspektivlose Situation einer jungen Mutter fokussiert.
Die auf Fragen der Inter- und Transkulturalität und der Gender Studies ausgerichtete Lehrveranstaltung wendet sich vor allem an Studierende der Master-Studiengänge Romanistik-Spanisch, Interkulturelle Kommunikation (mit Schwerpunkt Hispanophoner Sprachraum) und des Masters Europäische Kulturstudien. Die Veranstaltung wird ebenfalls für Studierende des BA EuLit – Europäische Literaturen und Medien im globalen Kontext und des Zertifikats Gender geöffnet.

Spanischkenntnisse werden vorausgesetzt, sind für die nicht-romanistischen Studiengänge aber nicht zwingend notwendig.

 

apl. Prof. Dr. Mechthild Gilzmer

Proseminar "Alles Gender oder was? Grundlagen, Perspektiven und kulturwissenschaftliche Anwendungsfelder"
(Aufbaumodul 2: Aktuelle Fragen der Genderforschung)
Di 16-18 Uhr
C 5 2, Sprachlabor 236A