In der Allianz „Pharmazeutische Forschung Saarland“ bündeln die Universität des Saarlandes, das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) und das Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM) seit 2019 ihre Interessen in Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung.

Die Forschungsallianz vereint die Themengebiete Pharmazie, Medizin, Informatik und Materialwissenschaft und ermöglicht es den beteiligten Wissenschaftlern dadurch, Synergien am Standort Saarbrücken/Homburg entstehen zu lassen und gemeinsame Forschungsthemen im Bereich der pharmazeutischen Forschung zu bearbeiten.

Der Bereich Nano- und Lebenswissenschaften gehört bereits zu den Spitzenforschungsbereichen im Saarland. Ziel der neuen interdisziplinären Zusammenarbeit in der biomedizinisch-pharmazeutischen Wirkstoffforschung ist es, diesen Bereich noch stärker mit der klinischen Medizin, der (Bio)Informatik und der biologisch inspirierten Materialforschung zu vernetzen und unter anderem gemeinsame Forschungsprojekte auf dem Gebiet der therapeutischen Modellierung und Modulation zellulärer Signale bei Infektionen gezielt zu fördern.

Ergänzt werden die gemeinsamen Forschungsprojekte durch strategische Maßnahmen zur Stärkung der Interaktion am Standort und zur gemeinsamen Rekrutierung hochqualifizierter Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Pharmazeutischen Forschung.

 

Aktivitäten der Allianz

TANDEM-Projekte

In den bi- oder trilateralen TANDEM-Projekten forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des HIPS, des INM und der Universität des Saarlandes unter Beteiligung der Medizinischen Fakultät, der Fakultät für Mathematik und Informatik, der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät und des Zentrums für Bioinformatik. Seit Beginn der Allianz wurden 19 Projekte bewilligt. Hier zählen unter anderem:

NextAID – Neuro-explicit AI for Drug Discovery

Das TANDEM-Projekt NextAID wurde 2022 im Rahmen der Forschungsallianz an der Universität des Saarlandes mit dem Ziel gestartet, die Expertise des Saarland Informatik Campus (SIC) mit dem Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) zu bündeln. Die neuartige interdisziplinäre Zusammenarbeit integriert die pharmazeutische Forschung mit den neuesten Fortschritten im Bereich des maschinellen Lernens.

Das Ziel ist es, modernste Methoden des maschinellen Lernens anzuwenden, um das Screening von Wirkstoffen zu beschleunigen, In-silico-Vorhersagen über die pharmakokinetischen Eigenschaften und die Toxizität von Arzneimittelkandidaten zu machen, die Wirksamkeit und Effektivität von Arzneimitteln zu verbessern und neue Arzneimittelkandidaten zu entwickeln.

 

IMAGINE - Identification of microbial antibiotics to protect the physiologic microbiota at body surfaces

Die IMAGINE Initiative ist ein gemeinsames Forschungsprojekt des HIPS, der Universität des Saarlandes und dem Universitätsklinikum Homburg. Ziel des Projektes ist die Entwicklung von Antibiotikabehandlungen, welche auf das Mikrobiom des jeweiligen Patienten zugeschnitten sind. Das TANDEM-Projekt, welches 2020 initiiert wurde, beschäftigt sich vor diesem Hintergrund mit der Charakterisierung, dem Erhalt und der Stärkung der kommensalen Mikrobiota.

Konventionelle Antibiotikatherapie wirkt meist unspezifisch und greift neben Pathogenen auch einen Großteil der kommensalen Mikrobiota an, was zu schwer vorhersehbaren Nebenwirkungen und Langzeitfolgen führen kann. Ziel dieses Projektes ist es, durch die Analyse klinischer und metagenomischer Daten, Wirkstoffkandidaten aus Mikroorganismen zu identifizieren, welche jene Nebeneffekte minimieren.

Graduiertenschulen für Arzneimittelforschung

Mit ihren beiden Graduiertenschulen bietet die Pharmazeutische Forschungsallianz ideale Ausbildungsbedingungen für Doktorandinnen und Doktoranden.

Die interdiziplinäre Graduiertenschule  der Forschungsallianz bietet den Promovierenden der TANDEM-Projekte eine einmalige Gelegenheit, ihr Wissen zu erweitern und interdisziplinäre Kontakte zu knüpfen. Dazu nehmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmern an einer Reihe komplementärer interdisziplinärer Lehrveranstaltungen teil. Zudem diskutieren sie ihre Forschungsergebnisse regelmäßig auf TANDEM-Workshops und Klausurtagungen. Überdies ermöglicht ihnen die Graduiertenschule die Teilnahme an internationalen Konferenzen und Fortbildungsveranstaltungen.

An internationalen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler richtet sich TALENTS, die von der EU geförderte „Training AlliancE for Novel Microbiome-Modulating TherapieS“. Sie vernetzt seit 2023 die pharmazeutisch-naturwissenschaftliche Forschung mit der medizinischen Forschung sowie mit der Bioinformatik. Im Fokus steht das menschliche Mikrobiom, also die Gesamtheit der Bakterien, die den Menschen besiedeln. Neben kleineren und größeren pharmazeutischen Unternehmen aus Deutschland und der Region arbeiten auch Kliniken, Behörden sowie internationale Partner aus Europa mit TALENTS zusammen. Praktika in diesen Unternehmen ermöglichen den 15 internationalen Doktorandinnen und Doktoranden Praxiseinblicke.

 

Gemeinsame Berufungen

2020 wurde Prof. Dr. Alexander Titz auf die W2-Professur für Organische und Pharmazeutische Chemie an der Universität des Saarlandes berufen. Die Professur wird als Teil der Forschungsallianz gemeinsam von UdS und HIPS getragen und schlägt eine Brücke zwischen den Fachrichtungen Chemie, Pharmazie und der Medizinischen Fakultät sowie der außeruniversitären Forschung am HIPS.

 

Leibniz-WissenschaftsCampus „Living Therapeutic Materials“

Leibniz-WissenschaftsCampi ermöglichen Leibniz-Einrichtungen und Hochschulen eine thematisch fokussierte Zusammenarbeit im Sinne einer regionalen Partnerschaft.

Seit 2020 wird im Rahmen des Saarbrücker WissenschaftsCampus „Living Therapeutic Materials“ daran geforscht, Materialien herzustellen, in denen Bakterien Wirkstoffe produzieren, die bei Bedarf über lange Zeit kontrolliert in den menschlichen Körper abgegeben werden können.

Die Forschungsallianz unterstützt die Aktivitäten des WissenschaftsCampus.