Wintersemester 2025/26
Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls für französische und italienische Literaturwissenschaft
FRANZÖSISCHE LITERATURWISSENSCHAFT
HS Guy de Maupassant und die Kunst der kleinen Form
Apl. Prof. Dr. Niklas Bender
dienstags, 10-12 Uhr
Geb. A2.2, Raum 2.01
Selbst unter den vielen großen Novellisten des 19. Jahrhunderts nimmt Guy de Maupassant (1850-1893) eine Sonderstellung ein: Sein Werk umfasst hunderte packender Erzähltexte zu den verschiedensten Themen und Motiven, von verlorenen Schmuckstücken bis zum schleichenden Wahnsinn, von der Verachtung für Prostituierte bis zu Meuchelmorden tugendwütiger Landpriester. Das Seminar liest die bekanntesten von Maupassants Erzähltexten aus den drei Themenbereichen Landszenen, Phantastik und Sinnlichkeit. Ziel ist es erstens, einen Überblick über Maupassants Werk zu erarbeiten, zweitens, dessen Bandbreite zwischen Realismus und Naturalismus abzustecken sowie drittens, die Erzähltextgattungen zu diskutieren (conte, nouvelle usw.); die Erzähltextanalyse wird hier vertiefend geübt. Schließlich wird ein Blick auf klassische und aktuelle Verfilmungen geworfen.
Begleitend zum Hauptseminar findet eine literaturdidaktische Übung von Julitte Ring statt: LSF-Nummer 160658.
Besorgen Sie sich zwecks leichterer Verständigung exakt folgende Ausgaben (Merke: es gibt teils mehrere Ausgaben bei denselben Verlagen, darum ISBN- oder EAN-Nr. verwenden!):
• Guy de Maupassant, Boule de suif, hg. von Danièle Marin. Lecture d’image par Sophie Barthélémy, Paris: Gallimard 2007 (Folioplus classique 103). ISBN: 9782070345182
• Guy de Maupassant, 12 contes réalistes, hg. von Jean Glorieux. Lecture d’image par Valérie Lagier, Paris: Gallimard 2005 (Folioplus classiques 42). ISBN: 9782070304660
• Guy de Maupassant, Le Horla et autres contes d’angoisse, hg. von Antonia Fonyi, Paris: GF Flammarion 2006. EAN: 9782080713001
• Guy de Maupassant, La Maison Tellier – Une partie de campagne et autres nouvelles, hg. von Louis Forestier, Paris: Gallimard (Folio classique 2783). ISBN: 9782073019837
VL Die Literatur Frankreichs I (von den Anfängen bis zur Aufklärung)
Apl. Prof. Dr. Niklas Bender
dienstags, 14-16 Uhr
Raum wird noch bekannt gegeben
Die Vorlesung präsentiert die Literatur Frankreichs: Sie bietet einen Überblick über die Epochen und Strömungen der französischen Literatur und führt in deren zentralen Werke, Autoren und Gattungen ein, vom Mittelalter bis heute. Erstens soll die Vorlesung einen vertiefenden Überblick über die französische Literatur vermitteln. Zweitens sucht sie, das historische Bewusstsein zu schärfen: Sie fragt nach den Möglichkeiten und Grenzen der Literaturgeschichte, vermittelt die Alterität früherer Zeiten und lehrt den kritischen Gebrauch historischer Begriffe. Schließlich wird die Anwendung textanalytischer Methodik (Drama, Lyrik, Erzähltext) an herausragenden Beispielen der französischen Literatur eingeübt.
Die Vorlesung ist auf zwei Semester angelegt (Wintersemester: Mittelalter bis Aufklärung; Sommersemester: Romantik bis heute). Es wird dringend geraten, beide Veranstaltungen im Laufe eines Studiums zu besuchen! Nur so wird ein Überblick über die französische Literaturgeschichte erworben.
HS Das unendliche Ich – Lyrik der französischen Romantik
Apl. Prof. Dr. Niklas Bender
mittwochs, 10-12 Uhr
Geb. A2.2, Raum 2.03
Die französische Romantik setzt deutlich später ein als ihr deutsches Pendant und erfährt eine ganz andere Ausprägung. Das gilt auch für die romantische Lyrik, die erst mit Lamartines Méditations poétiques (1820) beginnt und dank Victor Hugo bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts andauert. Die thematische und formale Bandbreite ist ebenfalls eine viel umfassendere, sie reicht vom Subjektiv-Intimen bis zum politischen Engagement, vom Geständnis bis zur Satire, von der prophetischen Schau bis zur Rauschmittel-induzierten Ekstase. Das Seminar konzentriert sich auf die Werke dreier Autoren, die repräsentativ für die zentralen Paradigmen der Romantik sind: Lamartine, Hugo und Nerval. In einem Ausblick sollen jedoch auch spätere Dichter betrachtet werden, darunter Grenzgänger zum Parnasse (Gautier, Banville) sowie Baudelaire. Es werden je wenige Gedichte gelesen, diese aber genau untersucht.
Bitte schaffen Sie die folgenden Textausgaben an (bes. Lamartine!):
• Victor Hugo, Œuvres poétiques. Anthologie, éd. Claude Millet, Paris: Le Livre de Poche 2001. ISBN-13: 978-2253160816
• Alphonse de Lamartine, Méditations poétiques, Nouvelles Méditations poétiques, éd. Aurélie Loiseleur, Paris: Le Livre de Poche 2006. ISBN-13: 978-2253082118
• Gerard de Nerval, Les Chimères - La Bohême galante - Petits châteaux de Bohême, éd. Bertrand Marchal, Paris: Gallimard 2005 (nrf/poésie). ISBN-13: 978-2070314782
Examenskolloquium französische & italienische Literaturwissenschaft (14-tägig)
Apl. Prof. Dr. Niklas Bender
mittwochs, 12-14 Uhr
Geb. B3.1, Raum 2.29
Das Kolloquium hat zwei Aufgaben: Einerseits soll es auf das Staatsexamen vorbereiten und andererseits beim Verfassen von BA- und MA-Arbeiten helfen. Es gliedert sich in drei Abschnitte: einen wiederholenden Teil, der die Methoden der Textanalyse (Drama, Lyrik, Erzähltext) in Erinnerung ruft und ggfs. übt; einen vertiefenden Teil, in dem Texte zu den Prüfungsthemen gelesen und diskutiert werden; sowie einen vorbereitenden Teil, welcher der konzeptionellen Besprechung von Abschlussarbeiten sowie mündlichen Probeprüfungen dient.
Apl. Prof. Dr. Niklas Bender darf sowohl Abschlussarbeiten (Lehramt, Bachelor, Master) betreuen als auch das mündlichen Staatsexamen abnehmen. Falls Sie sich von ihm prüfen lassen wollen, setzen Sie sich gerne mit ihm in Verbindung: niklas.bender2@uni-saarland.de.
PS Le merveilleux dans la littérature française du Moyen Âge
Dr. Sabine Narr-Leute
dienstags, 14-18h
Geb. B3.1, Raum 2.29
Le merveilleux (en allemand « das Wunderbare ») joue un rôle primordial dans la littérature – que ce soit dans les contes de fée, où des personnages merveilleux comme des fées, des sorcières ou des nains interviennent, dans la littérature fantastique où le surnaturel détermine l’histoire ou bien encore dans la littérature contemporaine, comme dans les romans de ‘fantasy’ tels que Le Seigneur des Anneaux de Tolkien, les romans de Harry Potter de Rowling ou encore la série Game of Thrones. Cette tradition prend ses origines dans la littérature médiévale où le merveilleux s’implique de manière très variée : sous forme de miracles quand le destin d’un héros est influencé par l’intervention divine, mais aussi sous forme de talismans, d’objets magiques qui ont la force de faire disparaître un héros, de le transporter d’un lieu à un autre ou bien de créatures merveilleuses comme des dragons.
Nous analyserons différents textes du Moyen Âge dans lesquels le merveilleux s’invite dans l’histoire. Ainsi lirons-nous La Chanson de Roland, texte fondamental de la littérature française. Au programme se trouveront également des extraits des Aventures merveilleuses de Huon de Bordeaux et de Cléomadès d’Adenet le Roi et d’autres extraits. Ce cours se veut comme une introduction à la littérature française du Moyen Âge de sorte que des connaissances préalables en ancien français ne sont pas exigées.
HINWEIS: Der Kurs findet in den ersten Wochen wöchentlich von 14-16h statt, dann 14-tägig in Doppelsitzungen (14-18). Die genauen Termine werden in Kürze hier bekanntgegeben.
Remarque : Le cours aura lieu chaque semaine de 14h à 16h pendant les premières semaines, puis toutes les deux semaines en séances doubles (14h à 18h). Les dates exactes seront bientôt communiquées ici.
Édition recommandée :
- La Chanson de Roland (Édition bilingue, Garnier Flammarion, ISBN 978-2080705549, EUR 10,50)
- Les autres textes seront mis à la disposition des étudiants sur MS Teams.
PS Grundlagen der französischen Literaturwissenschaft
Melanie Schneider, M.A., M.A.
montags, 10-12 Uhr
Geb. A2.2, Raum 3.15
Ziel des Proseminars ist es, StudienanfängerInnen mit Fragestellungen und Arbeitsweisen der französischen und allgemeinen Literaturwissenschaft vertraut zu machen. In einem ersten Teil geht es dabei zunächst um allgemeine Fragen zur Organisation des Studiums des Französischen und grundlegende Techniken/ Hilfsmittel des literaturwissenschaftlichen Arbeitens (Literatursuche in Bibliotheken und Internet, Bibliographieren, Exzerpieren, Anfertigung von Referaten/ Hausarbeiten).
In einem zweiten Teil führt das Seminar in Literaturtheorie und Methodik ein: Fragen zum Literatur- und Textbegriff, Vorstellung ausgewählter Positionen der Literaturwissenschaft, Rhetorik, Metrik, Stilistik, Textkritik, Epochengliederung in der Literaturgeschichtsschreibung. Anhand ausgewählter Beispiele aus verschiedenen Jahrhunderten werden die wichtigsten literarischen Formen der Lyrik, Narrativik und Dramatik behandelt. Eine Einheit stellt zudem die Filmanalyse vor.
PS Die Kunst des Hinsehens: George Perecs und Thomas Clercs Stadtbeobachtungen zwischen Ästhetik und Politik
Melanie Schneider, M.A., M.A.
montags, 14-16h
Geb. A2.2, Raum 3.15
Wie kann Literatur uns helfen, unsere Blick-, Aufmerksamkeits- und Denkautonomie zu schärfen? Georges Perecs Tentative d'épuisement d'un lieu parisien (1975) und Thomas Clercs Paris, musée du XXIe siècle. Le dixième arrondissement (2007) Stadtbeobachtungen verweigern sich einem selektiven, von Werbung, Konsumlogik oder urbaner Ästhetisierung gesteuerten Blick und lenken ihre Wahrnehmung stattdessen hin zum Alltäglichen, Marginalisierten und scheinbar Unbedeutenden. Ihre Beobachtungsstrategien sind nicht nur poetisch, sondern zutiefst politisch: Mit ihrer Art des Hinsehens legen sie den Blick frei für die kritischen und komplexen Interdependenzen der Stadt und bemühen sich gleichzeitig um das Verstehen derselben.
Das Seminar wird von folgenden Fragen geleitet: Welche Machtverhältnisse prägen unseren Blick auf den urbanen Raum? Wie lassen sich mithilfe von Literatur neue Formen der Wahrnehmung und des Denkens einüben? Was bedeutet es, Aufmerksamkeit als ethische Haltung zu verstehen – gegenüber Orten, Dingen, Menschen? Wie verändert sich unser eigenes Verhältnis zur Stadt, wenn wir uns mit Perec und Clerc auf eine „andere" Art des Sehens einlassen?
Die Studierenden werden im Rahmen des Seminars nicht nur dazu angehalten, Perecs und Clercs literarische Verfahren der Wahrnehmung zu analysieren, sondern diese auch aktiv anzuwenden, indem sie sich an eigenen räumlichen „Erschöpfungsversuchen" probieren. Das Seminar bewegt sich somit an der Schnittstelle zwischen ästhetischer Wahrnehmung/Beobachtung, Literaturpraxis und Literaturwissenschaft.
ITALIENISCHE LITERATURWISSENSCHAFT
PS/HS Merope-Dramen der Aufklärung, von Maffei bis Alfieri
Apl. Prof. Dr. Niklas Bender
dienstags, 16-18 Uhr
Geb. A2.2, Raum 1.26
Der Merope-Mythos erzählt eine grausame Geschichte von Brudermord und Rache: Kresphontes tötet seinen Onkel, weil der seinen Vater umgebracht hat; seine Mutter Merope hilft ihm dabei. Dieser Stoff, der schon den antiken Dramatiker Euripides fasziniert hat, wird in der italienischen Renaissance vor allem in Lesedramen aufgegriffen. In der Aufklärung hingegen erfreut er sich großer Beliebtheit auf der Bühne: Es gibt bekannte Bearbeitungen von Scipione Maffei, Apostolo Zeno, Voltaire und Vittorio Alfieri. Diese Autoren interessieren sich für den Kampf gegen einen Tyrannen und den richtigen Umgang mit dem Rachedurst, welcher Merope antreibt. Das Seminar wird die Dramen vergleichend lesen um zu sehen, wie die Autoren das tragische Potential umsetzen und in welcher Weise aufklärerische Themen und Werte Eingang in die Gestaltung des Mythos finden. Die zu lesenden Texte werden als Dateien auf Teams zur Verfügung gestellt.