5. DFG-Projekt "Konfliktregulierung im 15. Jahrhundert. Fehden, Vergleiche und Schiedsgerichte der Grafen von Nassau-Saarbrücken" (2018-2021)

Im 15. Jahrhundert war das Heilige Römische Reich stark zersplittert. Kaum ein Dorf hatte nicht gleich mehrere Herren. Dies brachte natürlich so manchen Konflikt mit sich. In einer Zeit, in der der König persönlich immer seltener in den Kerngebieten des Reiches verfügbar und das Gerichtswesen schwer zu überschauen und oft überlastet war, führte dies – insbesondere zwischen Adligen – zu privaten Regulierungsversuchen. Ein gängiges Mittel um rechtliche Forderungen geltend zu machen war, gerade im Spätmittelalter, die Ansage einer Fehde.

Es war aber nicht die Fehde selbst, die neue Rechtsverhältnisse schaffen und damit auch einen Konflikt lösen konnte, sondern die Verhandlungen danach. Bei der Sichtung einschlägiger Urkunden in dem Landesarchiv Saarbrücken und dem Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden zeichnete sich ab, dass es in der untersuchten Region dabei wohl einen fast standardisierten Ablauf gab: Wollte eine Partei die gegenseitigen Schädigungen beendet sehen, wurde – meist über einen Vermittler – ein Tag zwischen den Parteien vereinbart, auf welchem ein Waffenstillstand verabredet wurde. Dort legte man fest, wie man die streitigen Fragen ausräumen sollte – meist zunächst über einen Vergleichsversuch und danach in einem Schiedsgerichtsverfahren.

Mit diesen Verfahren, dem historischen Rahmen und den Fehdehandlungen soll sich das Vorhaben beschäftigen. Der Untersuchungsraum ist dabei vorrangig die Grafschaft Nassau-Saarbrücken in den Jahren 1381-1545; der Schwerpunkt liegt auf den Konflikten der Landesherren mit Fürsten und anderen Landesherren, Niederadligen und Untersassen. Im Fokus stehen dabei nicht nur die Abläufe, sondern auch das Personal. Wer traf sich zu den gütlichen Verhandlungen? Welche Personen traten als Schiedsrichter in Aktion und welche Rolle spielten die Vermittler? Durch die historische Verflechtung mit benachbarten Fürstentümern wie der Kurpfalz, dem Erzbistum Trier und dem Herzogtum Lothringen reicht der Untersuchungsraum über die Großregion Saar-Lor-Lux hinaus.


Header-Bild: Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse), https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0018