Aktuelles

Das Institut für Vor- und Frühgeschichte trauert um Dr. h.c. Gérard Thill
13. März 1925 – 17. November 2025
Nach Abschluss seiner Schullaufbahn im Athénée de Luxembourg und dem Besuch der Cours universitaires in Luxemburg, begann Thill ein Studium der Geschichte, Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie sowie der französischen Sprach- und Literaturwissenschaften an den Universitäten Leuven und Paris.
Nach einer ersten Tätigkeit im Schulddienst, wechselte Thill 1965 als Konservator in den Dienst der Musées d’État in Luxemburg, wo er für die Abteilungen Geschichte und Kunst verantwortlich zeichnete. Im Jahr 1969 wurde er als Conservateur-Directeur zum Leiter der Musées de l’État berufen. Mit der Reorganisation der staatlichen Museen im Dezember 1988 wurde er zum Direktor des neu gegründeten Musée national d’histoire et d’art ernannt, dem er bis zu seiner Pensionierung im März 1990 vorstand.
Mit dem Institut für Vor- und Frühgeschichte an der Universität des Saarlandes stand Thill in regem Austausch und mit den MitarbeiterInnen, insbesondere Univ.-Prof. Dr. Rolf Hachmann war er freundschaftlich verbunden.
Für seine Verdienste um die grenzüberschreitende Archäologie der Großregion wurde ihm im Dezember 1979 -als bislang einzigem Archäologen- die Ehrendoktorwürde an der Universität des Saarlandes verliehen.
Als besonderes Verdienst Gérard Thills gilt der Ausbau der archäologischen Abteilung der Musées de l‘État mit den entsprechenden Restaurierungswerkstätten sowie die Gründung der staatlichen Bodendenkmalpflege, welche mit einer regen Geländearbeit im gesamten Großherzogtum sowie einer intensiven wissenschaftlichen Publizistik einherging.
Online-Abendvorträge
Im Rahmen unserer "Roman Network" Online Abend-Vorträgen möchten wir weiterhin als Chance nutzen, internationale Referenten zu gewinnen, und möchten zudem eine Forschungsinitiative mit dem Landschaftsverband Rheinland sowie den Universitäten Frankfurt und Köln vorantreiben (https://bodendenkmalpflege.lvr.de/de/aktuelles/vortraege/online_vortragsreihe_roman_networks_in_the_west.html). Aus diesem Grund finden zwei der Vorträge in etwas größerem Rahmen statt als üblich und wir werden hoffentlich spannende Diskussionen erleben!
Eine Anmeldung zu den Vorträgen ist per Email möglich (Email bitte senden an sabine.hornung(at)uni-saarland.de). Wir werden alle Interessierten in eine MSTeams-Gruppe aufnehmen, Sie erhalten dann einen Link zur Einwahl in den Vortrag. Die Einwahl ist auch problemlos über eine WebApp möglich, das Programm muss also nicht auf dem Rechner installiert werden. Studierende der Altertumswissenschaften an der Universität des Saarlandes, die eine Teilnahme an den Abendvorträgen der Archäologien nachweisen müssen, können dies über das Verfassen eines maximal einseitigen Kurzprotokolls tun.
Dr. Gabriele Rasbach
“Eine Menge Holz! – Holzartefakte aus Brunnen der spätaugusteischen Siedlung von Waldgirmes”
Montag, 1.12.2025, Beginn 18:15 Uhr, online (MS-Teams)
Im Zentrum des Vortrages stehen Holzfunde aus den beiden Brunnen der spätaugusteischen Siedlung von Waldgirmes an der Lahn. Beide Brunnen konnten vollständig ausgegraben werden und erbrachten zahlreiche hölzerne Objekte. Es sind nicht nur Hölzer der Brunnenkonstruktionen, sondern Gefäßreste, Werkzeuge und Geräte, Wagen- und Architekturteile und vieles mehr. Bei manchen Holzfunden ist die Ansprache unproblematisch, bei anderen sind verschiedene Nutzungen denkbar. Die meisten Artefakte sind alt beschädigt und manche zeugen von einem Schadensfeuer. Beide Brunnen wurden vor der endgültigen Aufgabe der Siedlung verschlossen und damit als Wasserquelle für die Bewohner unbrauchbar gemacht. Dendrochronologische Untersuchungen datieren dieses Geschehen im Falle von Brunnen 2, der die meisten Holzartefakte erbrachte, in die Jahre nach 9 n. Chr. Die Siedlung wurde vermutlich im Jahr 16 n. Chr. in Zusammenhang mit den Rückzug der Römer auf die Rheinlinie endgültig aufgegeben.
Zur Person: Gabriele Rasbach war bis Februar 2025 wissenschaftliche Leiterin der Bibliothek und des Archivs der Römisch Germanisches Kommission (RGK) des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Sie war Lehrbeauftragte für die Vindonissa-Professur für Archäologie der römischen Provinzen an der Universität Basel. Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung von Kulturkontakten zwischen dem Raum nördlich der Alpen und dem Mediterraneum und nach wie vor die spätaugusteische Stadtgründung Lahnau-Waldgirmes.

Forschungskooperation mit Luxemburg
Am Freitag ging die erste gemeinsame Lehrgrabung der Saarbrücker Vor- und Frühgeschichte in Kooperation mit dem luxemburgischen Denkmalamt (INRA) zu Ende. Es war der Auftakt einer neu eingerichteten Forschungskooperation zur Erforschung der Eisenzeit im SaarLorLux Raum, die den Studierenden des Faches auch künftig eine sehr praxisnahe Ausbildung garantieren soll und zugleich neue archäologische Netzwerke in der Großregion etabliert. In den letzten vier Wochen hatten wir die seltene Gelegenheit, im Rahmen des Projektes eine mehrphasige Höhensiedlung mit doppeltem Abschnittswall zu untersuchen. Die Anlage liegt in einem Wald bei Itzig (Luxemburg), oberhalb des Flusses Alzette. Hier dokumentierten wir den Aufbau beider Wälle, von denen der größere sich als Mauer mit einem hölzernen Balkenwerk erwies. Außerdem wurde der Siedlungsbereich der Anlage untersucht, wobei auch Keramik aus römischer Zeit zu Tage kam, die wohl mit einer Nachnutzung zu verbinden ist. Die Ausgrabung erbrachte viele spannende Ergebnisse - eine Besiedlung der Anlage noch in der Spätantike ist anzunehmen. Die Studierenden konnten unter Einsatz modernster digitaler Grabungstechnik wichtige Praxiserfahrung sammeln, inklusive eines spannenden Einblickes in die regionale Siedlungsarchäologie.
Wir bedanken uns herzlichst beim luxemburgischen Denkmalamt (INRA) und bei der Grabungsfirma Archäoplan für die tolle Zusammenarbeit. Auch danken wir den Studierenden für ihre tolle Mitarbeit und ihr Engagement. Wir freuen uns schon sehr auf eine baldige Fortsetzung der Kooperation.
Neuer Bachelorstudiengang "Archäologie" seit dem Wintersemester 2021/22
Die Archäologie Europas steht im Mittelpunkt dieses Studienangebotes, welches gemeinsam von der Vor- und frühgeschichtlichen und der Klassischen Archäologie getragen wird. Das innovative Konzept des Studiengangs beruht auf der umfassenden Vermittlung von fachwissenschaftlichen, methodischen und praktischen Kompetenzen im Bereich landschafts- und fundstellenbezogener Archäologie sowie Objekt- und Bildwissenschaft. So erwerben Studierende fundierte Fachkenntnisse zu den zentralen Epochen und Kulturen des antiken / vormodernen Europas. Zugleich vermittelt der Studiengang neben den traditionellen auch eine große Bandbreite an modernsten digitalen Methoden, die in der archäologischen Forschung und Vermittlung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Schließlich sammeln die Studierenden Erfahrungen in allen relevanten archäologischen Berufsfeldern durch einen im Studienverlauf implementierten hohen Praxisanteil. Die dadurch erworbenen Kompetenzen sowie die Möglichkeit zur Ausbildung eines individuellen Curriculums bereiten optimal sowohl auf die Fortsetzung des Studiums in einem konsekutiven Masterstudiengang als auch auf einen frühen Berufseinstieg vor.
