Aktuelles

Neuer Bachelorstudiengang "Archäologie" seit dem Wintersemester 2021/22

Die Archäologie Europas steht im Mittelpunkt dieses Studienangebotes, welches gemeinsam von der Vor- und frühgeschichtlichen und der Klassischen Archäologie getragen wird. Das innovative Konzept des Studiengangs beruht auf der umfassenden Vermittlung von fachwissenschaftlichen, methodischen und praktischen Kompetenzen im Bereich landschafts- und fundstellenbezogener Archäologie sowie Objekt- und Bildwissenschaft. So erwerben Studierende fundierte Fachkenntnisse zu den zentralen Epochen und Kulturen des antiken / vormodernen Europas. Zugleich vermittelt der Studiengang neben den traditionellen auch eine große Bandbreite an modernsten digitalen Methoden, die in der archäologischen Forschung und Vermittlung zunehmend an Bedeutung gewinnen. Schließlich sammeln die Studierenden Erfahrungen in allen relevanten archäologischen Berufsfeldern durch einen im Studienverlauf implementierten hohen Praxisanteil. Die dadurch erworbenen Kompetenzen sowie die Möglichkeit zur Ausbildung eines individuellen Curriculums bereiten optimal sowohl auf die Fortsetzung des Studiums in einem konsekutiven Masterstudiengang als auch auf einen frühen Berufseinstieg vor.

Online-Abendvorträge

Im Rahmen unserer "Roman Network" Online Abend-Vorträgen möchten wir weiterhin als Chance nutzen, internationale Referenten zu gewinnen, und möchten zudem eine Forschungsinitiative mit dem Landschaftsverband Rheinland sowie den Universitäten Frankfurt und Köln vorantreiben (https://bodendenkmalpflege.lvr.de/de/aktuelles/vortraege/online_vortragsreihe_roman_networks_in_the_west.html). Aus diesem Grund finden zwei der Vorträge in etwas größerem Rahmen statt als üblich und wir werden hoffentlich spannende Diskussionen erleben!

Eine Anmeldung zu den Vorträgen ist per Email möglich (Email bitte senden an sabine.hornung(at)uni-saarland.de). Wir werden alle Interessierten in eine MSTeams-Gruppe aufnehmen, Sie erhalten dann einen Link zur Einwahl in den Vortrag. Die Einwahl ist auch problemlos über eine WebApp möglich, das Programm muss also nicht auf dem Rechner installiert werden. Studierende der Altertumswissenschaften an der Universität des Saarlandes, die eine Teilnahme an den Abendvorträgen der Archäologien nachweisen müssen, können dies über das Verfassen eines maximal einseitigen Kurzprotokolls tun.

Dr. Bernd Steidl
Indigene und exogene Bevölkerungsgruppen im Alpenvorland und die Organisation der Provinz Raetia et Vindelicia während des 1. Jahrhunderts n. Chr.
13. März 2023, 18:15 Uhr, MS Teams

Abstract: Aus dem ländlichen Raum der nordalpinen Raetia ist eine körperbestattende Bevölkerungsgruppe bekannt, die nach dem bedeutendsten Fundplatz als „Heimstettner Gruppe“ bezeichnet wird. Die Frauengräber sind durch unrömische, uniforme Trachtausstattungen charakterisiert. Nach gängiger Vorstellung soll diese Bevölkerung um 30 n. Chr. unter römischer Regie angesiedelt worden sein.
Durch neue Ausgrabungen und Forschungen lassen sich die Gräber nun aber mit einem bestimmten ländlichen Siedlungstyp verbinden, der aus lokalen Wurzeln hergeleitet werden kann.
Die Lokalbevölkerung trägt den Habitus als „Heimstettener Gruppe“ nur für rund eine Generation. Doch auch später verharrt diese Bevölkerung in ihrer angestammten Lebensweise und adaptiert römische Einflüsse nur in geringem Umfang.
Zum Aufbau einer Infrastruktur in der Provinz musste Rom mediterrane bzw. romanisierte Gruppen ins Land holen, die vor allem am Aufbau von Städten und Vici des mittleren und westlichen Alpenvorlandes beteiligt waren.
Eine dritte Bevölkerungskomponente ist neuerdings im Umfeld der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum/Augsburg bezeugt: In spätaugusteisch/tiberischer und claudischer Zeit sind dort Elbgermanen angesiedelt worden. Die zunächst nach germanischem Muster siedelnden Sueben integrierten sich schnell. Schon Anfang des 2. Jahrhunderts stellten sie einen Teil der Provinzelite.

Insgesamt ergibt sich für Raetien ein vielschichtiges Bild von den Bevölkerungsverhältnissen in der frühen Kaiserzeit. Es ist geprägt von fortbestehender autochthoner Grundbevölkerung, mediterranen bzw. romanisierten Zuwanderern sowie Soldaten der Auxilien und angesiedelten, dem Römischen aufgeschlossenen germanischen Exilanten. Zwischen allen Gruppen sind Kontakte feststellbar. Die Grenzen verschwimmen mit der Zeit, verschwinden aber nicht vollständig.

Zur Person: Der Referent studierte von 1986 bis 1991 Provinzialrömische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Alte Geschichte und Geographie an den Universitäten Freiburg i. Br. und Passau. Er promovierte 1994 in Freiburg mit einer Arbeit über „Die Wetterau vom 3. bis 5. Jahrhundert n. Chr.“ Nach der anschließenden Mitarbeit im DFG-Schwerpunktprogramm „Romanisierung im Mittelgebirgsraum“ mit Forschungen zu germanischen Siedlungen am mittleren Main wechselte er 1998 in die Leitung der Abteilung Römerzeit an der Archäologischen Staatssammlung in München, die er bis heute innehat. Seit 2017 ist er Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts. Zu den Forschungsschwerpunkten gehören die Archäologie und Geschichte der Provinzen Raetien und Obergermanien sowie der angrenzenden Germania.