Was ist eine LKGS?
Eine Spaltbildung bezeichnet eine Kontinuitätsunterbrechung von Hart- (=Knochen) und Weichgeweben (=Haut, Muskeln,...) im Bereich des Gesichtes an Lippe und/oder Kiefer und/oder Gaumen. Im Bereich des Gesichtes können noch weitere Spaltbildungen auftreten, diese tragen aber auch einen anderen Namen und treten deutlich seltener auf als LKG-Spalten.
Eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte tritt als Fehlbildung ungefähr bei 1 von 500 Neugeborenen in Deutschland auf. Fehlbildung heißt es, weil das Kind alle Gewebe hat, die es auch ohne eine Spaltbildung hätte. Obwohl 1:500 eine relativ große Zahl (etwa 160000) von Menschen in Deutschland betrifft, haben Sie wahrscheinlich noch keinen Erwachsenen bewusst als Spaltträger wahrgenommen. Dies liegt an den guten Rehabilitationsmöglichkeiten.
Bezeichnen Sie eine Spaltbildung des Gesichtes immer als Fehlbildung und NIEMALS "Missbildung". Sagen Sie ebenfalls NIEMALS "Hasenscharte" oder "Wolfsrachen". Diese Bezeichungen sind unsinnig und darüber hinaus diskriminierend. Diese besondere Fehlbildung beim Menschen hat nämlich weder etwas mit Nagern noch mit Raubtieren zu tun.
Unten sehen Sie einige Formen, in denen eine Spaltbildung auftreten kann. Diese Aufstellung ist nicht vollständig, wenn Sie also eine andere Spaltbildung bei Ihrem Kind beobachten, so kann dies durchaus möglich sein.
Hier sehen Sie zunächst eine schematische Übersicht und Einteilung von möglichen Spaltbildungen des Oberkiefers.
A. bezeichnet den intakten Gaumen
B. bezeichnet die Lippenkerbe oder -spalte
C. bezeichnet die Lippen-Kiefer-Spalte (einseitig)
D. bezeichnet die Lippen-Kiefer-Spalte (beiderseitig)
E. bezeichnet die Gaumen-Segel-Spalte (oder auch Hart- und Weichgaumenspalte)
F. bezeichnet die vollständige einseitige Lippen-Kiefer-Gaumen-(Segel-) Spalte
Die Abbildungen zeigen unvollständige Spaltbildungen, bei denen das Lippenrot sowie der Ringmuskel (=die Mundöffnung) ein- oder beiderseitig geteilt sind. Im Bereich des Lippenweiß besteht noch eine Verbindung, der Naseneingang ist auf der betroffenen Seite deformiert. Der spätere zahntragende Anteil ("Kiefer") ist nicht oder nur eingeschränkt betroffen.
Hier sehen Sie eine Spaltbildung im Bereich der Lippe und (das sehen Sie hier allerdings nicht) des Kiefers, also des später zahntragenden Anteils. Der Naseneingang ist typischerweise deformiert. Der Gaumen ist hierbei nicht betroffen.
Diese Fehlbildung kann ein- oder beiderseitig auftreten.
Die Abbildungen zeigen eine vollständige Hart- und Weichgaumenspalte (oben) sowie eine isolierte Weichgaumenspalte (unten), oder auch Gaumensegelspalte.
Diese Spaltbildung teilt den harten (Gaumendach) und weichen (Zäpfchen) Gaumen. Wenn Sie genau hinsehen, erkennen Sie, dass der Patient in der oberen Abbildung einige Zähne hat, also kein Baby mehr sein kann. Lippe und Kiefer sind bei dieser Spaltbildung nicht betroffen, ebenso wenig die Nase.
Von außen ist diese Fehlbildung nicht zu erkennen, beim Erwachsenen aber sicher zu hören, da eine unbehandelte Spaltbildung des Gaumens markante Sprechprobleme bedingt, nämlich das Näseln.
Hier erkennen Sie eine vollständige einseitige Spaltbildung der Lippe, des Kiefers und des harten sowie weichen Gaumens. Mund- und Nasenhöhle sind hierbei nicht getrennt. Der Naseneingang ist auf der betroffenen Seite deformiert.
Man erkennt immer einen großen (am Patienten rechts) und einen kleinen (am Patienten links) Anteil des Spaltkiefers. Die dunkelrot erscheinende Schleimhaut ist Nasenschleimhaut, man betrachtet also die Nasenscheidewand von unten.
Einseitige Spaltbildungen treten mehrheitlich links auf, sind aber natürlich auch rechts möglich. Auf die Behandlung oder die Prognose hat dies keinen Einfluss.
Hier erkennen Sie eine vollständige beiderseitige Spaltbildung der Lippe, des Kiefers und des harten sowie weichen Gaumens.
Mund- und Nasenhöhle sind hierbei nicht getrennt. Der Naseneingang ist beiderseitig deformiert. Man erkennt immer zwei seitliche und einen mittleren Anteil des Spaltkiefers. Dieser mittlere Anteil ist mit der Nasenscheidewand verbunden.
Die Lage des mittleren Anteils - oft auch irrtümlich als Zwischenkiefer bezeichnet - ist maßgeblich durch die Zunge beeinflusst: diese wirkt bereits monatelang im Mutterleib beim Schlucken auf diesen Teil ein und bestimmt so maßgeblich dessen Position bei der Geburt.