Events WS 2013/14

Dokumentarfilmreihe "queer documentaries"

Die Filmreihe rückt geschlechtliche Lebensweisen abseits des Mainstream in den Mittelpunkt. Die Protagonist_innen der „queer documentaries“ sind Menschen, auf die die Bezeichnungen Mann und Frau nicht passen. Menschen, denen ‚nur Mann‘ oder ‚nur Frau‘ sein häufig nicht genügt. Beide Kategorien empfinden sie als einschränkend und ihre Persönlichkeit nicht ausreichend widerspiegelnd, denn sie sind mehr: Sie sind trans* (transgender oder transsexuell); sie sind als ‚Intersexuelle‘ zwischen den Geschlechtern geboren; sie sind Gender-Mixer; sie spielen mit Geschlecht; sie sind queer. Der englische Begriff „queer“ bedeutet wörtlich übersetzt etwa ‚schräg‘, ‚seltsam‘ oder ‚eigenartig‘; aber auch ‚schwul‘. Letzteres hat sich wohl am ehesten als Übersetzung von „queer“ eingebürgert. „Queer“ hat sich aber auch schon immer als radikale Gesellschaftskritik verstanden. Es geht um Subversion, um das Spiel mit Geschlecht, um performative Praxen. Es geht darum Verwirrung zu stiften; darum unser Alltagswissen von Körper, Geschlecht und Sexualität neu zu überdenken und aufzuzeigen, dass alles auch ganz anders sein könnte. Dabei wird auch deutlich wie Geschlecht und Sexualität mit anderen Identitätskategorien wie beispielsweise Nationalität, Ethnie, Klasse, Alter und Religion verwoben sind.

 

Termine:

Di., 26.11.2013 "Gendernauts" (Monika Treut, D 1999)

Di., 03.12.2013 "Boy I Am" (Sam Feder/ Julie Hollar, USA 2006)

Di., 10.12.2013 "She's a Boy I Knew" (Gwen Haworth, Kanada 2007)

Di., 14.01.2014 "Against a Trans Narrative" (Jules Rosskam, USA 2009)

4x dienstags im Kino 8 1/2, Nauwieserstr. 19, 66111 Saarbrücken

 

Die Filmreihe “queer documentaries” wird veranstaltet vom Lehrstuhl für Nordamerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität des Saarlandes zusammen mit dem Kino 8 1/2 und dem Queer Referat des AStA der Uni Saar. Gendernauts wird mit freundlicher Unterstützung des Frauenbüros der Landeshauptstadt Saarbrücken gezeigt.

Gendernauts - A Journey through Shifting Identities

Di., 26.11.2013, 20h, Kino 8 1/2

 

Monika Treuts Gendernauts verschafft uns einen intimen Einblick in das Leben von trans*geschlechtlichen Menschen in der kalifornischen Bay Area Ende der 1990er Jahre. Der Film zeigt Gender-Mixer und sexuelle Cyborgs, die ihre Körper mit Hilfe neuer Technologien und Biochemie verändern und damit unseren Glauben an menschliche Zweigeschlechtlichkeit mächtig durcheinander wirbeln. Auf die Frage „Sind Sie ein Mann oder eine Frau?“ antworten die Gendernauten mit „Ja.“ Der Film stellt uns eine Gruppe faszinierender Künstler_innen und Aktivist_innen vor, die zwischen den Polen herkömmlicher Geschlechter-Identität leben. Wie die Kosmonauten durch das Weltall und die Cybernauten durch die Netzkultur, so reisen die Gendernauten durch die vielfältigen Welten von Geschlecht und Sexualität. „Eine neue Welt – schön und sexy wie ihre Bewohner“, titelte einst die Badische Zeitung.

Einführung in die Reihe „queer documentaries“ von Jennifer Moos, M.A., Universität des Saarlandes. Einführung in den Film und anschließende Diskussion mit der Regisseurin Dr. Monika Treut (Hamburg).

 

D 1999, R und P: Monika Treut, D: Sandy Stone, Annie Sprinkle, Susan Stryker, Hida Viloria, Texas Tomboy, Jordy Jones, Stafford, Tornado, Max Wolf Valerio, D, 87 Min, OmU, Dokumentarfilm

 

Boy I Am

Di., 03.12.2013, 20h, Kino 8 1/2

 

Frau? Mann? Frau-zu-Mann? Boy! Wenn es um die Frage geht wer oder was sie sind, sehen sich die drei New Yorker Nicco, Norie und Keegan häufig mit offenem Unverständnis und radikaler Ablehnung konfrontiert. Boy I Am begleitet die drei Transmänner auf ihren Entscheidungswegen zu Hormonbehandlung und OP und lässt dabei verschiedene Generationen von Frauen, Lesben, queeren und trans* Menschen zu Wort kommen. Denn Transmänner sehen sich noch immer vielen Vorurteilen ausgesetzt: Sind ‚geschlechtsangleichende‘ Maßnahmen vielleicht nicht mehr als ein bloßer Trend? Sind sie nicht vor allem gesundheitsschädlich? Sind Transmänner anti-feministisch? Werden sie zu Verrätern an der Lesbenszene.

Der Film thematisiert offen, was sonst oft nur im Privaten diskutiert wird. Das macht Boy I Am zu einem wichtigen, unterhaltsamen, aber eben auch unbequemen Film, der alle Zuschauer_innen herausfordert, ihr Verständnis von Geschlecht, Sexualität, Identität und Aktivismus neu zu überdenken.

Einführung von Jennifer Moos, M.A., Universität des Saarlandes.

 

USA 2006, R und P: Sam Feder und Julie Hollar, D: Nicco Beretta, Norie Manigult, Keegan O’Brien, Elizabeth Cline, Lucey Cummins, Judith Jack Halberstam, Imani Henry, Jennifer Hoffman, Bernadette McHenry, Deb Botkin, Dean Spade, Carmen Vazquez, USA, 72 Min, engl. OF, Dokumentarfilm

 

She's a Boy I Knew

Di., 10.12.2013, 20h, Kino 8 1/2

 

She’s a Boy I Knew zeigt auf beeindruckende und tiefgehende Weise, dass es sich lohnt, den Mut zu haben, sein eigenes Leben zu leben: Gwen heißt noch Steven und ist glücklich mit einer Frau verheiratet, als sie ihrem engsten Umfeld von ihrer eigentlichen Gender-Identität erzählt. Nach ihrem coming out als Transfrau und verschiedenen ‚geschlechtsangleichenden‘ Operationen, hat sie endlich das Gefühl, bei sich selbst angekommen zu sein: sie ist Gwen, eine äußerst attraktive, lesbische Frau. In She’s a Boy I Knew erzählen die Menschen, die Gwen am wichtigsten sind – ihre Eltern, ihre Ehefrau, ihre kleine Schwester und ein enger Freund – von ihren Erfahrungen, Empfindungen und Ängsten während Gwens ‚Geschlechtswechsel‘. Dabei entsteht ein fesselndes und sehr warmes Porträt einer Familie, die „einen Sohn verliert und eine Tochter gewinnt“. Rührend ehrlich und durch charmante Comicsequenzen verfeinert, lässt der Film uns die Trauer, den Schmerz und die Verunsicherung jeder einzelnen Person mitfühlen, aber eben auch die Hoffnung, den Respekt und die Liebe gegenüber dem Mensch-Sein.

Einführung von Jennifer Moos, M.A., Universität des Saarlandes. Vorfilm: Kurzfilm „I’m Yours“, Kanada 2013, R und D: Chase Joynt

 

Kanada 2007, R und D: Gwen (Steven) Haworth, Malgosia Rawicz, Colleen Haworth, Thomas Haworth, Kim Haworth, Nicole Haworth, Roari Richardson, Kanada, 70 Min, engl. OF, Dokumentarfilm

 

Against a Trans Narrative

Di., 14.01.2014, 20h, Kino 8 1/2

 

Im Mittelpunkt von Jules Rosskams provokantem wie auch sehr persönlichen Film „Against a Trans Narrative“ steht die Auseinandersetzung mit trans* Männlichkeit. Dabei diskutieren die Befragten, was es eigentlich bedeutet trans* zu sein, wann jemand zur trans* Gemeinschaft gehört (oder eben auch nicht) und welche Narrative rund um die eigene trans* Identität erzählt werden (müssen) – sich selbst gegenüber, der trans* community gegenüber, medizinischen und rechtlichen Institutionen gegenüber. Rosskams Film diskutiert diese Fragen im generationenübergreifenden Dialog und beleuchtet sehr eindrücklich, auf welche Weise Identitätskategorien wie ethnische und soziale Herkunft mit unserem Verständnis von Geschlecht verschränkt sind.

„Against a Trans Narrative“ besticht durch eine äußerst feinfühlige Mischung aus fiktionalen, nicht-fiktionalen und experimentellen Film Genres. Indem Rosskam einstudierte Theaterdialoge, intime Videotagebucheinträge, Spoken Word Performances und gefilmte Roundtable Diskussionen miteinander verknüpft, gelingt es ihm die ‚alltäglichen Bühnen’ sichtbar zu machen, auf denen wir alle – egal ob trans* oder nicht – jeden Tag unser Geschlecht inszenieren. Eine einfühlsame Rahmung erfährt der Film durch Rosskams eigene Geschichte. Einführung von Jennifer Moos, M.A., Universität des Saarlandes. Vorfilm: Kurzfilm „Performing Girl“, USA 2013, R und P: Crescent Diamond

 

USA 2009, R und P: Jules Rosskam, D: Jules Rosskam, Teriza Scaccia, 
Joshua Bastian, Cole Red, Vaughn Tremmel, Elizabeth Atwater, Joette Waters u.a., USA, 61 Min, engl. OF, Dokumentarfilm

 

 

 

Wie weiter mit Geschlechtergeschichte? – Workshop für NachwuchsforscherInnen

31. Januar bis 2. Februar 2014, Universität des Saarlandes

 

Auch im Jahr 2014 veranstaltet der Arbeitskreis für Historische Frauen- und Geschlechterforschung e.V. (AKHFG) wieder einen Workshop für NachwuchsforscherInnen aus den Geschichtswissenschaften und verwandten Disziplinen. Dabei knüpfen wir inhaltlich an den im Februar 2013 in München veranstalteten Workshop „Wie geht Geschlechter-geschichte?“ an und legen den Schwerpunkt erneut auf die Zugänge und Methoden der Geschlechtergeschichte

 

Im Rahmen des dreitägigen Workshops werden namhafte ExpertInnen anhand ihrer jüngsten Forschung die von ihnen bereits erprobten Zugänge und Methoden vorstellen, Vorträge und Input-Referate halten sowie in drei vertiefenden Workshops neue Ansätze und Perspektiven der Geschlechter-geschichte diskutieren.

 

Kernstück des Workshops werden am Samstag, dem 1. Februar 2014, die Projektpräsentationen von NachwuchsforscherInnen in der Qualifika-tionsphase sein. Sie stellen in Kleingruppen ihre aktuellen Arbeiten zu vier thematischen Schwerpunkten vor: 1) Emotionen – Körperlichkeit – Gewalt, 2) Lebenswelten – Handlungsspielräume – Perspektivenwechsel, 3) Religion – Theologie – Kirchen und 4) Wissen – Diskurse – Macht (nähere Informationen finden sich hier). Durch die Arbeit in Kleingruppen werden wir uns lebendiger austauschen, intensiver an den jeweils spezifischen geschlechtergeschichtlichen Problematiken arbeiten, von den Erfahrungen der anderen TeilnehmerInnen profitieren und die Hilfestellungen der ExpertInnen strukturierter annehmen können.  

 

Die Teilnahme an den einzelnen Vorträgen sowie den Projektpräsen-tationen ist für Interessierte kostenlos. Tagungsort ist die Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Das detaillierte Programm findet sich hier.

 

Organisiert wird der Workshop von der AKHFG-Regionalkoordination West (Prof. Dr. Anne Conrad/ Dipl. Kulturwiss. Johanna Blume) und dem Forum Geschlechterforschung (Prof. Dr. Astrid Fellner/ Jennifer Moos, M.A.) der Universität des Saarlandes mit freundlicher Unterstützung der Universität des Großregion – UniGR, des Zentrum für historische Europastudien im Saarland (ZHEUS), der Heinrich-Böll-Stiftung, Saartoto und Plan Software.

 

Wir freuen uns über rege Beteiligung! Rückfragen und weitere Informationen über: Prof. Dr. Anne Conrad, a.conrad[at]mx.uni-saarland.de

 

Einen Tagungsbericht von Annika Jähnke (Trier) und Johanna E. Blume (Saarbrücken) lesen Sie hier

 

Die Erfindung von Basketball. Eine Geschlechtergeschichte

31. Januar 2014, 19.00h s.t.

Universität des Saarlandes, C7 4, Raum 1.17

 

Öffentlicher Gastvortrag zur Geschlechtergeschichte des Basketball von PD Dr. Olaf Stieglitz (Universität zu Köln).

 

Im Unterschied zu den meisten anderen Sportarten entwickelte sich Basketball nicht aus traditionellen Spielformen heraus zu dem modernen Wettkampfsport, wie wir ihn heute kennen. Stattdessen wurde Basketball zu Beginn der 1890er Jahre in den USA von Reformern und Pädagogen als ausdrücklich neues Spiel entwickelt, das rasch sowohl von Männern wie Frauen praktiziert wurde.

Der Vortrag bettet diese Erfindung von Basketball ein in zeitgenössische Debatten in den Vereinigten Staaten, in denen um die Bedeutung von Sport innerhalb einer sich rasch modernisierenden Gesellschaft gestritten wurde. Entwürfe und Ideale moderner Körper wurden um 1900 herum im Sport und durch Sport verhandelt und ausagiert, und dabei kamen Geschlechtervorstellungen im Zusammenspiel mit anderen gesellschaftlichen Strukturkategorien wie „Rasse“, Alter oder Leistungsfähigkeit eine zentrale Rolle zu. Die Erfindung und Entwicklung des neuen Spiels unter den Körben veranschaulicht die Bedeutung von Sport für eine Geschlechter- und Körpergeschichte der US-amerikanischen Moderne besonders nachdrücklich.