NET-Studie

Internationale Überblicksarbeiten sowie Metaanalysen zeigen, dass ca. 35 - 40% der Geflüchteten und Asylsuchenden in Deutschland an PTBS und ca. 21.7% an einer Depression leiden. Ein gemeinsames Auftreten der beiden psychischen Erkrankungen ist dabei sehr wahrscheinlich. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die meisten Geflüchteten und Asylsuchenden mehrere traumatische Erfahrungen vor, während und nach der Flucht machen. Die Notwendigkeit einer adäquaten psychotherapeutischen Behandlung dieser PatientInnengruppe erscheint aus diesem Grund umso relevanter. Leider gestaltet sich die gesundheitliche Versorgung von Geflüchteten mit psychischen Erkrankungen im Saarland zum aktuellen Zeitpunkt bürokratisch aufwendig und weitestgehend unzureichend.

Eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG; Projektnummer: 426361032) geförderte Studie des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie (Uni.-Prof. Tanja Michael; Prof. (apl.) Dr. Monika Equit) in Kooperation mit dem Institut für Sport- und Präventivmedizin (Uni.-Prof. Tim Meyer) der Universität des Saarlandes zielt darauf ab die Defizite in der psychotherapeutischen Versorgung von Geflüchteten und AsylbewerberInnen zu verbessern.

Die NET-Studie untersucht die Wirkung eines moderaten aeroben Ausdauertrainings als Ergänzung zur Narrativen Expositionstherapie (NET) zur parallelen Behandlung von PTBS und depressiver Symptomatik bei traumatisierten Geflüchteten und AsylbewerberInnen.

Bei der Narrativen Expositionstherapie (NET) handelt es sich um eine etablierte Form der traumafokussierten Psychotherapie, die als Goldstandard zur Behandlung von PTBS gilt. In der NET werden die traumatischen Erlebnisse der PatientInnen in deren Lebensgeschichte (Narrativ) integriert. Die PatientInnen werden dazu gedanklich mit Ihren traumatischen Erfahrungen konfrontiert.

Zur Behandlung und Reduktion depressiver Symptomatik hat sich Ausdauertraining, z.B. in Form von Jogging, als effektive Intervention bewährt.

Bei einer Teilnahme an der Studie und der damit verbundenen Inanspruchnahme einer Psychotherapie füllen die teilnehmenden Patienten zunächst zwei Screening-Fragebögen zur Erfassung von PTBS und depressiven Symptomen aus. An das psychologische Screening schließt sich eine umfangreiche psychologische und medizinische Diagnostik an.

Alle PatientInnen erhalten im Rahmen der Psychotherapie eine Narrative Expositionstherapie. Die Hälfte der PatientInnen nimmt außerdem an einem moderaten Ausdauertraining teil. Die PatientInnen, die zusätzlich an einem moderaten Ausdauertraining teilnehmen, werden nach dem Zufallsprinzip der Trainingsgruppe zugewiesen.

Die Narrative Expositionstherapie (10 x 100min; eine Sitzung pro Woche) wird von approbierten PsychotherapeutInnen der Psychotherapeutischen Universitätsambulanz der Universität des Saarlandes oder PsychotherapeutInnen in Ausbildung durchgeführt. Das zusätzliche moderate Ausdauertraining wird von MitarbeiterInnen der Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes angeleitet.

Bei Bedarf stehen SprachmittlerInnen zur Verfügung.

Um an der Studie teilnehmen zu können, sollten Sie folgende Einschlusskriterien erfüllen.

Einschlusskriterien

  • Krankenversicherung
  • Mindestalter von 16 Jahren
  • Diagnose einer PTBS
  • Klinisch relevante depressive Symptomatik

Die im Anschluss aufgeführten Ausschlusskriterien schließen eine Teilnahme an der Studie aus.

Ausschlusskriterien

  • umfangreiche Erfahrung im Ausdauersport
  • kardiovaskuläre Erkrankungen, welche die Teilnahme an einem moderaten Ausdauertraining verbieten
  • Essstörungen
  • akute Psychosen
  • Substanzkonsumstörungen oder Abhängigkeitserkrankung
  • Aktuell bestehende Schwangerschaft
  • Medikation mit Benzodiazepinen

Kurzdarstellung

Studienbeginn

April 2020

Behandlungsumfang

10 Wochen
Narrative Expositionstherapie: 1 x wöchentlich à 100 Minuten
Ausdauertraining (Gruppe/Einzeln): 3 x wöchentlich à 45 Minuten

Behandlungsort

Psychotherapeutische Universitätsambulanz, Gebäude A1 3 auf dem Campus der Universität des Saarlandes

Projektkoordination

Prof. Dr. Tanja Michael, PD Dr. Monika Equit, B. Sc. Charina Lüder