NET-Studie

Studie zur Wirksamkeit von Ausdauersport als adjuvantes Verfahren zur Narrativen Expositionstherapie (NET) bei traumatisierten Geflüchteten an der Universität des Saarlandes

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Internationale Überblicksarbeiten sowie Metaanalysen zeigen, dass im Mittel ca. 34% der Geflüchteten an PTBS und zwischen 20% und 40% an depressiven Störungen leiden. Ein gemeinsames Auftreten beider Störungsbilder ist dabei sehr wahrscheinlich. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Mehrzahl aller Geflüchteter schwere, traumatisierende Erfahrungen vor oder während der Flucht erleidet. Die Notwendigkeit einer adäquaten psychotherapeutischen Behandlung dieser Patientengruppe erscheint aus diesem Grund umso relevanter. Leider gestaltet sich die gesundheitliche Versorgung von Geflüchteten mit psychotherapeutischen Erkrankungen im Saarland zum aktuellen Zeitpunkt bürokratisch aufwendig und in Großteilen unzureichend.
Im Rahmen einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Studie des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie (Uni.-Prof. Tanja Michael/PD Dr. Monika Equit) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sport und Präventivmedizin (Uni.-Prof. Tim Meyer) der UdS soll nun die Wirkung von Ausdauersport als adjuvantes Verfahren in Ergänzung zu Narrativer Expositionstherapie (NET) bei Geflüchteten mit komorbid auftretender PTBS- und Depressionssymptomatik untersucht werden.

Bei der NET handelt es sich um eine etablierte traumafokussierte Form der Psychotherapie. Die NET kombiniert Elemente aus der Testimony Therapy mit Kognitiver Verhaltenstherapie. Dabei findet eine detaillierte und systematische Aufarbeitung der Lebensgeschichte des Patienten statt. Diese bildet den Rahmen für die zum Einsatz kommende Exposition in sensu. Der Behandlungsansatz wird vor allem zur Behandlung von Traumafolgestörungen eingesetzt. Zur Behandlung depressiver Symptomatik hat sich Ausdauersport als effektive Intervention bewährt.
Aufgrund der Symptomüberlappung und der hohen Komorbiditätsraten von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und Depression bei geflüchteten Personen mit traumatischen Erfahrungen, ist es Ziel des Projekts die Wirksamkeit einer Kombination von NET und Ausdauersport zur simultanen Behandlung von PTBS- sowie Depressionssymptomatik bei traumatisierten Geflüchteten zu untersuchen.
Die teilnehmenden Patient*innen durchlaufen im Rahmen des Projekts zunächst ein PTBS- und Depressionsscreening. Anschließend finden eine umfangreiche psychotherapeutische und sportmedizinische Diagnostik statt.
In der Behandlungsphase erhalten die Patient*innen eine kognitive Verhaltenstherapie unter Einsatz der NET (10 x 100min) durch Psychotherapeut*innen der psychotherapeutischen Universitätsambulanz der UdS bzw. durch Psychotherapeut*innen in Ausbildung des Weiterbildungsinstituts für Psychotherapie Saarbrücken – (WIPS). Die adjuvante Sportintervention wird von sportmedizinischem Fachpersonal angeleitet und betreut.
Sprachmittler stehen bei Bedarf zur Verfügung. Informationsblatt für Sprachmittler*innen
Einschlusskriterien Ausschlusskriterien
Mindestalter: 18 Jahre Umfangreiche Erfahrung im Ausdauersport
Status als anerkannter Flüchtling Kardiovaskuläre Erkrankungen
Krankenversicherung Abhängikeitserkrankungen
Diagnose einer PTBS Schwangerschaft
Klinisch relevante depressive Symptomatik Körperliche Einschränkungen, die eine Teilnahme
an einem moderaten Ausdauertraining ausschließen

Kurzdarstellung
- Studienbeginn: 01. April 2020
- Studiendauer: 2 – 3 Jahre
- Behandlungsumfang: 10 Wochen
- Narrative Expositionstherapie: 1x wöchentlich à 100 min
- Ausdauertraining (Gruppe/Einzeln): 3x wöchentlich à 45 min
- Behandlungsort: Psychotherapeutische Universitätsambulanz, Gebäude A1.3 auf dem Campus der UdS

Projektkoordination
Prof. Dr. Tanja Michael, PD Dr. Monika Equit, B. Sc. Charina Lüder