Pierre Béhar und Herbert Schneider (Hg.)
Pierre Béhar und Herbert Schneider (Hg.)
Das österreichische Lied und seine Ausstrahlung in Europa,
Hildesheim 2007
(14 Beiträge)
Franz Schubert hat durch seine ein ganzes Universum umfassenden Kunstlieder und ein von Anfang an vorhandenes klares Bewusstsein seines Stils eine ganz neue Epoche des österreichischen und deutschsprachigen Liedes eingeläutet, das seine universale Geltung ermöglichte und erlaubt, vom 19. Jahrhundert nicht nur von dem der Symphonie, sondern auch von dem des Liedes zu sprechen.
Im Zentrum des Bandes steht die Rezeption des österreichischen Liedes von Schubert, Brahms und anderen in verschiedenen Ländern Europas und damit erstmalig die Übersetzung von Kunstliedern aus dem Deutschen in andere europäische Sprachen. Ausgehend von einer Erschließung der Quellen und der Namen der Übersetzer werden die spezifischen Probleme der Anpassung eines neuen Texts an eine vorliegende Melodie und die Semantik der Musik erörtert.
In Frankreich wurde Schuberts Lied seit den 1830er Jahren bekannt und führte zur Entstehung der Mélodie, in der dem Klavierpart ein höherer technischer Anspruch und eine expressive Bedeutung verliehen wurden.
In Böhmen (Tomásek, Smetana, Dvorák etc.), in Polen und Serbien, in den Niederlanden und in den skandinavischen Ländern war das österreichische Klavierlied von besonders großem Einfluss. Die kompositorische Auswirkung betrifft aber auch spätere Generationen, wie etwa der Fall Othmar Schoeck zeigt.
Abgesehen von den bedeutendsten Dichtern wie etwa Goethe oder Heine, deren Lyrik auch in literarischen Übersetzungen rezipiert wurde, fand ein beträchtlicher Teil der deutschen Dichtung in Gestalt von Vertonungen eine weltweite Verbreitung. Ohne die Musik Franz Schuberts, Johannes Brahms' oder Hugo Wolfs hätte man Dichtungen etwa von Wilhelm Müller, Eduard Mörike oder von Volksliedtexten in anderen Ländern kaum zur Kenntnis genommen.