Veranstaltungen Wintersemester 2025/26
Prof. Dr. Patricia Oster-Stierle
Der Napoleon-Mythos bei Stendhal und Balzac
Dienstag, 16-18h
Gebäude A2.2, Seminarraum 1.27
Napoleon ist bis heute in Frankreich ein Mythos – nicht zufällig wurde auf den französischen Staatspräsidenten Macron das Bild des jungen Napoleon projiziert. Das Seminar geht dem Ursprung des Mythos am Beispiel zweier großer Romane des 19. Jahrhunderts nach, Stendhals Roman Le Rouge et le noir (1827) und Balzacs Roman Le Colonel Chabert (1832). Beide Romane sind Ausdruck der sozialen Mobilität der nachrevolutionären Gesellschaft zwischen der Epoche Napoleons und der Restauration. In beiden Romanen wird das historische Nacheinander der Epochen in einer singulären Gestalt aufgehoben.
Bei Stendhal, der selbst mit 16 Jahren als junger Leutnant am siegreichen Italienfeldzug Napoleons und später auch an seinem gescheiterten Russlandfeldzug teilnahm, versucht der Sohn eines Müllers, der sich selbst als neuer Napoleon träumt, in der Welt der Restauration Karriere zu machen. Naive, reflexionslose Spontaneität und Leidenschaft – und reflektierte Kälte scheinen ihn zu zerreißen. Alle von Stendhal angeführten Details werden zu Chiffren einer geschichtlich-politischen Situation der eigenen Jetzt-Zeit, einer Zeit ohne politisches Gesicht, einzig gebunden an die Vorstellung einer wieder herzustellenden Monarchie. Der Text Stendhals wird in Auszügen gelesen. Balzac erzählt die Geschichte eines Waisenkindes, das als Soldat unter Napoleon bis zum Colonel aufsteigt, nach der Schlacht von Eylau für tot gehalten wird und nach einer langer Odyssee wie ein Gespenst in die Epoche der Restauration auftaucht, in der sich alles verändert hat. Balzac hat den neuen Geist der Restauration, der Vermitteltheit aller Lebensverhältnisse, der ironischen Distanz zu den zitierten Lebensformen des Ancien Régime, die schwindelnde Reflexivität und Geistesgegenwart des modernen Lebens in einer bravourösen Kunst des Erzählens evident gemacht. Ein Blick soll abschließend auf den heiteren kleinen Roman Libre arbitre. L’ange-gardien de Napoleon 1er von Christophe de Bourmont (2024) geworfen werden, der die Nöte von Napoleons Schutzengel geistreich beschreibt.
Das Seminar führt am Beispiel der zu behandelnden Romane in die Narrationstheorie und am Beispiel der filmischen Transposition der beiden Romane in die vergleichende Medienwissenschaft ein.
Anmeldung und Kursformat:
Der Kurs findet in Präsenz statt.
Die Anmeldung zum Hauptseminar erfolgt über LSF. Alle auf LSF angemeldeten Studierenden erhalten kurz vor Semesterbeginn eine Einladung zum Kurs auf MS Teams. Bitte überprüfen Sie regelmäßig Ihre Uni-E-Mail-Adresse.
Zur Anschaffung empfohlen:
Balzac, Le Colonel Chabert, Folio classique, ISBN 9782070411184
(Die Ausgabe ist bereits in der Buchhandlung Bock & Seip vorrätig. Bitte unterstützen Sie den lokalen Buchhandel!)
Textauszüge aus Stendhal, Le Rouge et le noir und Christophe De Bourmont, Libre arbitre werden zur Verfügung gestellt.
ECTS-Punkte und Leistungsnachweise:
Bitte entnehmen Sie die Informationen zu den Leistungsnachweisen Ihrem jeweiligen Modulhandbuch. In Zweifelsfällen können Sie die Dozentin jederzeit gerne ansprechen.
Kolloquium für Examen- und Masterkandidaten
Donnerstag, 16-18h
Das Kolloquium findet als Blockseminar statt. Die genauen Termine werden in der ersten Sitzung am 10.4.2025 in Absprache mit den Studierenden festgelegt und auch im LSF (Nr. 155488) bekanntgegeben.
Gebäude A2.2, Seminarraum 1.26
Das Kolloquium bereitet auf das Staatsexamen vor und gibt Anleitungen für BA- und MA-Arbeiten.
Die Veranstaltung findet in drei Blöcken statt:
- Einführung in die Explication de texte mit der Übung der Examenskandidaten, die in diesem Semester das Examen absolvieren (Anfang Mai)
- Zwei Blockveranstaltungen: Hilfestellung bei Examensarbeiten und Besprechung der Themen für das mündliche Examen
- Übung der explication de texte kurz vor dem Examen
TERMINE: