Romanistik

Romanistik

Prof. Dr. Mechthild Gilzmer

Proseminar "Grenzüberschreitungen : Migration und Gender"
Do 14-16 Uhr
C 5 2, Raum 218.2

Im vergangenen Jahr hat Deutschland rund eine Million Flüchtlinge aufgenommen. Die dramatischen Begleitumstände dieser Massenankunft, die möglichen Schwierigkeiten und Chancen der Aufnahme und Integration einer solch’ großen Zahl von Menschen bilden eine enorme gesellschaftliche Herausforderung. Frankreich, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits ein bedeutendes Einwanderungsland war und aufgrund seiner Kolonialvergangenheit seit den fünfziger Jahren eine Vielzahl von Migranten aufgenommen hat, erlebt derzeit gerade die dramatischen Auswirkungen seiner fehlgeschlagenen Integrationspolitik. Die Migration nach Frankreich und ihre langfristigen Folgen sind seit  geraumer Zeit Gegenstand einer kulturwissenschaftlich angelegten Romanistik. Der dabei zugrundegelegte interdisziplinäre Ansatz, bei dem historische, politische und soziale Faktoren ebenso betrachtet werden wie die  Wahrnehmung und Deutung der Realität in den Medien Literatur und Film, bieten eine multifaktorielle, differenzierte Sicht auf das komplexe Thema. Dazu gehört auch, dass die unterschiedlichen Auswirkungen von Migration auf Männer und Frauen bei der Analyse berücksichtigt werden. Im Jahr 2013 haben insgesamt 111 Millionen Frauen ihr Heimatland verlassen. Sie repräsentieren damit 48 % der Migranten in der Welt. In Frankreich sind inzwischen mehr als die Hälfte der Migranten Frauen. Man spricht auch von einer « Feminisierung der Migration ». Für Frauen bedeutet die erzwungene Mobilität häufig eine genderspezifische Gewalterfahrung, sie eröffnet teilweise gleichzeitig aber auch die Möglichkeit für neue Lebensperspektiven jenseits von Rollenklischees.
Ausgehend von diesem Befund soll in diesem Seminar die Geschlechtersperspektive im Zentrum stehen. In einem ersten Schritt werden die sich daraus ergebenden Fragestellungen auf der Grundlage von theoretischen Ansätzen erläutert und diskutiert. Im zweiten Schritt werden dann Einzelbeispiele betrachtet, an denen die theoretischen Ansätze verdeutlicht werden sollen. In einem dritten Schritt werden künstlerische Verarbeitungen in Literatur  und anderen Medien vorgestellt.
In Ergänzung zur Lehrveranstaltung findet im SoSe 2016 voraussichtlich mittwochs von 19-20 Uhr eine öffentliche Vortragsreihe zum Thema statt. Die Teilnahme an dieser Vortragsreihe ist Bestandteil des Seminars.