Markus Waldura

Markus Waldura

 

Von Rameau und Riepel zu Koch - Zum Zusammenhang zwischen theoretischem Ansatz, Kadenzlehre und Periodenbegriff in der Musiktheorie des 18. Jahrhunderts (Habilitationsschrift)
Hildesheim: Georg Olms Verlag 2002

 

 

Im 18. Jahrhundert formieren sich zentrale Konzepte des heutigen musikanalytischen Denkens: Jean-Philippe Rameau bereitet mit seinem Konzept des "Basse fondamentale" der Harmonielehre den Weg. Deutsche Theoretiker, insbesondere Joseph Riepel und Heinrich Christoph Koch, legen den Grund zu einer musikalischen Formenlehre. Die vorliegende Studie arbeitet die historische Distanz dieser frühen Ansätze heraus.Rameaus "Basse fondamentale" dient noch kaum der Darstellung tonaler Zusammenhänge. Hinter ihrer Konzeption verbirgt sich vielmehr der ehrgeizige Versuch, Theorie des Tonsystems und praktische Kompositionslehre in einem rigoros durchmathe- matisierten System zusammenzuführen. Die deutschen Theoretiker der Studie - neben Riepel und Koch Friedrich Wilhelm Marpurg und Johann Philipp Kirnberger - vollziehen diesen Schritt nicht nach, sondern halten an der traditionellen Trennung von musica theoretica und musica practica fest. Dieser fundamentale Unterschied zwischen Rameau und seinen deutschen Rezipienten wurde von der Forschung bislang übersehen. Er hat weitreichende Konsequenzen für die analytischen Ansätze der untersuchten Theoretiker. Während Rameau auf der Suche nach Gesetzmäßigkeiten den Tonsatz radikal reduziert, systematisieren Riepel und Koch die Vielfalt individueller formaler Gestaltungen und gelangen dabei zu bemerkenswerten, heute vergessenen analytischen Einsichten.