Koreanische Heldenopern nach 1950

Dr. Jieun Kim (Freie Universität Berlin / Seoul National University)

Die westliche Musik wurde seit dem Jahr 1880 durch europäische und amerikanische Missionare in Korea eingeführt. Erst 70 Jahre später, im Jahr 1950, wurde als erste Oper eines koreanischen Komponisten Chunhyangjeon von Jemyung Hyun uraufgeführt. Inhaltlich orientiert sich diese Oper am klassischen Heldenroman, der zu einer Gattung der koreanischen Literatur gehört, und erzählt als Grundgerüst die heroische Lebensgeschichte der Hauptfigur. Chunhyangjeon wurde für europäische Musikinstrumente und nach den Vorgaben europäischer Musiksprache komponiert. Diese beiden Merkmale – eine Mischung aus westlichem Musikstil und koreanischer Handlung (insbesondere einer Heldengeschichte) – können heute als „koreanische Oper“ bezeichnet werden.

Dieser Beitrag untersucht die 193 koreanischen Opern der letzten 70 Jahre, von denen über 70% auf heroischen Stoffen basieren. Diese beziehen sich auf historische Persönlichkeiten, Sagenhelden, Tugendhelden, Glaubenshelden, Märtyrer, Kriegshelden und Kämpfer für soziale Gerechtigkeit. Die Studie untersucht die historischen, politischen und sozialen Hintergründe der Entstehung und des Erfolgs koreanischer Heldenopern. Die Beziehung zwischen Handlung und Musik wird in der Darstellung der Intention, an Nationalhelden in Korea zu erinnern, deutlich. Es wird auch untersucht, inwieweit die Heldenopern mit der Politik der koreanischen Regierung zusammenhängen. In diesem Beitrag werden die Opern in sieben Kategorien eingeteilt. Es werden die Gedanken der Koreaner zu den koreanischen Helden sowie die musikalischen Merkmale der koreanischen Heldenopern erläutert.

Dieser Beitrag trägt dazu bei, das Verständnis der kulturellen Komplexität der koreanischen Oper zu erweitern. Das Ergebnis ist daher für die aktuelle Diskussion zur Verbindung von Musik und Kultur ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Debatte über die Verbindung von Musik und kulturellem Erbe.

Das Projekt wird durch das Kyujanggak International Institute of Korean Studies an der Seoul National University in Südkorea finanziert.

 

Jieun Kim, in Seoul geboren, absolvierte ihr Studium der Musikwissenschaft und Kirchenmusik an der Presbyterian University and Theological Seminary in Seoul, Korea. Im Oktober 2020 promovierte sie am musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg mit einer Arbeit zum Thema "Koreanische Musik und Transkulturalität: Im Spannungsfeld zwischen Verwestlichung und Koreanisierung" (Tectum Verlag 2022). Seit 2022 ist sie als Affiliated Research Fellow am Institut für Koreastudien der Freien Universität Berlin tätig und arbeitet ab Mai 2023 als Fellow am Kyujanggak International Center for Korean Studies an der Seoul National University in Korea. Kim konzentriert sich hauptsächlich auf die koreanische Musik und hat einen Schwerpunkt auf transkulturelle Ansätze in der Komposition von traditionellen bis hin zu populären Musikbereichen, einschließlich der Kunstmusik.