Korrespondenz, Übertragung, Projektion? Zusammenhänge zwischen feministischen, sozialistischen und musikästhetischen Konzeptionen im Schrifttum Louise Otto-Peters'

Dr. Susanne Heiter (Universität der Künste Berlin)

Für die Frauenbewegung in Deutschland von zentraler Bedeutung war der Allgemeine Deutsche Frauenverein, der 1865 von Louise Otto-Peters und anderen in Leipzig gegründet wurde und als Deutscher Staatsbürgerinnen-Verband bis heute besteht. Als Schriftstellerin rezipierte Otto-Peters beispielsweise über die Romane von George Sand den französischen Feminismus und die Ereignisse in Paris. Als Musikpublizistin und über ihre Freundschaft mit Franz Brendel und anderen Musiker:innen war sie mit dem Musikleben der Stadt Leipzig verbunden und verfasste neben drei Opernlibretti zwei Monographien sowie zahlreiche Aufsätze zu kunsttheoretischen, politischen und feministischen Fragen. Der Musik schrieb sie im Rahmen eines progressiven, nationalistischen und sozialistischen Weltbildes eine entscheidende, Kollektivität stiftende Rolle zu; gleichzeitig entstanden bei den Abendunterhaltungen der Frauenbildungsvereine Aufführungsplattformen für junge Musikerinnen.
Im Vortrag – der einen Ausschnitt aus meinem Habilitationsprojekt präsentiert – möchte ich eine Verbindung zwischen den politischen Orten wie musikalischen Städten Paris und Leipzig herstellen, indem ich dem Transfer von Ideen zwischen diesen unterschiedlichen geographischen, sprachlichen und politischen Zonen nachgehe und dabei letztlich auch das Verhältnis zwischen feministischen, sozialistischen und musikalischen Ideen – sei es durch Korrespondenz, Übertragung oder Projektion gekennzeichnet – untersuche.

 

Susanne Heiter vertritt als Gastprofessorin die Juniorprofessur Musikwissenschaft an der Universität der Künste Berlin. Nach einem Diplom-Studium Biologie in Wien und einem Schulmusik-Studium in Berlin war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Ereignis Darmstadt“ zu den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik tätig. 2019 wurde sie mit einer Arbeit über Tiere und Tierlaute in der Musik nach 1950 promoviert. Gegenwärtige Forschungsinteressen richten sich u. a. auf die Zusammenhänge zwischen der Frauenbewegung und dem Musikleben im Leipzig des 19. Jahrhunderts.