Forschungsprogramm

Ziel des Käte Hamburger Kollegs für kulturelle Praktiken der Reparation ist es, eine transmediale Theorie kultureller Reparationspraktiken und -prozesse in historischer und transkultureller Perspektive zu erarbeiten, aus der ein gesellschaftspolitisches Verständnis von kultureller Reparationspraxis entstehen soll. In produktiver Spannung zu Völkerrecht, Ökonomie, Politikwissenschaft/Soziologie und Technologie, die sich vorrangig materiellen Reparationsprozessen widmen, stellt das KHK die Rolle der kulturellen Praktiken ins Zentrum, in denen diese Prozesse ausgehandelt, erfahrbar gemacht und reflektiert werden: von Literatur, Film und Theater über Musikvideos und Serien, (digitale) Kunstformen und Ausstellungspraktiken bis hin zu (Sprach-)Ritualen und öffentlichen Diskursstilen.

Im Fokus stehen folgende Fragen:

  • Was ist Reparation?
  • In welchem Verhältnis stehen Reparationen zum Problem der Irreparabilität?
  • Wie werden Reparationen in kulturellen Praktiken verhandelt?
  • Wie verändern kulturelle Reparationsprozesse Weltwahrnehmung, Selbstentwürfe und Lebensformen?

Programmbereiche

Das Kolleg befasst sich mit kulturellen Praktiken der Reparation in drei Programmschwerpunkten: Geschichte, Erfahrung, Natur/Kultur.

Geschichte

Im Bereich Geschichte werden Erinnerungskulturen und geschichtspolitische Diskurse (etwa zu Imperialismus, Genoziden, Weltkriegen) und die Vermittlung verschiedener Opfernarrative verhandelt.

Erfahrung

Der Bereich Erfahrung widmet sich individuellen Erfahrungen von Verlust und Beschädigung (wie Entfremdung, Kränkung, Versehrung, Trauma). Hier sollen neue Formen von Subjektivität und Gemeinschaftlichkeit diskutiert werden.

Natur/Kultur

Der Bereich Natur/Kultur beschäftigt sich mit kulturökologischen Fragen (Anthropozän, Klimawandel, differente Naturverständnisse), v.a. mit dem Verhältnis des Menschen zu der von ihm technisch produzierten Welt und zu seinem nichtmenschlichen Umfeld.

Wissenschaftliches Arbeitsprogramm

In der ersten Förderphase „Felder“ liegt der Schwer­punkt des wissen­schaftlichen Arbeits­programms auf den Kräften und Wirkungs­bereichen von kulturellen Reparationen. Sie gliedert sich in vier Jahres­themen, die in den Bereichen Geschichte, Erfahrung und Natur/Kultur von den Fellow­jahrgängen bearbeitet werden:

  1. Theorie (2024/2025)
  2. Gesellschaft (2025/2026)
  3. Körper (2026/2027)
  4. Dinge (2027/2028)

Publikationen

  • Markus Messling und Christiane Solte-Gresser: Qu’est-ce qu’une pratique culturelle de réparation? La réstitution de la stèle d‘Axum et le récit „L‘icona“ d‘Igiaba Scego, in: Mario Laarmann, Clément Ndé Fongang, Carla Seemann, Laura Vordermayer (Hg.): Reparation, Restitution, and the Politics of Memory. Perspectives from Literary, Historical, and Cultural Studies / Réparation, restitution et les politiques de la mémoire. Perspectives littéraires, historiques et culturelles, Berlin, Boston: De Gruyter, 2023, S. 33-61 (free open access, DOI: 10.1515/9783110799514-003
  • Markus Messling: Champollion devant l’universalisme républicain, in: La Vie des idées (Collège de France), 27 septembre 2022.
  • Markus Messling: Universality after Universalism. On Francophone Literatures of the Present, transl. Michael T. Taylor, foreword by Souleymane Bachir Diagne, Berlin, Boston: De Gruyter, 2023 (Im Erscheinen).
  • Rhinozeros. Europa im Übergang. Band 1 | reparieren. Berlin: Matthes & Seitz 2021. (Hrsg. von Priya Basil, Franck Hofmann, Teresa Koloma Beck und Markus Messling).
  • Christiane Solte-Gresser: Lebens-Welt-Verlust? Literarische Formen postmoderner Welterzeugung am Beispiel von Marlene Streeruwitz, in: Christian Moser / Linda Simonis (Hg.): Figuren des Globalen. Weltbezug und Welterzeugung in Literatur, Kunst und Medien, Göttingen: V&R unipress, 2014 (= Global Poetics 1), 413-424.
  • Christiane Solte-Gresser: Shoah-Träume. Vergleichende Studien zum Traum als Erzählverfahren, Paderborn: Fink, 2021 (= Traum – Wissen – Erzählen 10).

Kontakt

Allgemein
khk(at)uni-saarland.de

Direktion
Prof. Dr. Markus Messling: markus.messling(at)uni-saarland.de
Prof. Dr. Christiane Solte-Gresser: solte(at)mx.uni-saarland.de

Photo credits (Header)

Mona Kriegler, The Scar (Bagdad’s Al-Mutanabbi Street). From the series Pain and Memory. Sketches Malwina Naskret, photography Dafne Louzioti. © 2012/13 Mona Kriegler