Lehrveranstaltungen

Lehrveranstaltung von Hermann Gätje im Sommersemester 2024

›Nature Writing‹ in der deutschen Literatur

Unter der Bezeichnung „nature writing“ firmierende Literatur erfreut sich derzeit großer Beliebtheit. Es handelt sich dabei um ein weites und disparates Feld von poetischen und essayistischen Texten, denen gemeinsam ist, dass sie sich mit dem Verhältnis vom Menschen zu Flora und Fauna, aber auch zur unbelebten Natur beschäftigen. Das Seminar möchte den als Gattungsform umstrittenen Begriff näher diskutieren und anhand einiger für das Genre als exemplarisch geltender Texte aus der deutschen Gegenwartsliteratur umreißen. Zugleich will das Seminar den aktuellen Trend im Rückgriff auf die Literaturgeschichte in Beziehung zu tradierten Formen der Naturdichtung setzen und fragen, inwieweit die unter „nature writing“ subsummierte Literatur spezifische und innovative Schreibweisen hervorgebracht hat.

Das Hauptseminar findet montags von 14 bis 16 Uhr statt.

Literatur:

Zur Einführung in das Thema:

Folgende Texte sollen im Seminar näher behandelt werden:

  • Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt. Rowohlt: Reinbek bei Hamburg 2005.
  • Esther Kinsky: Schiefern. Gedichte. Suhrkamp: Berlin 2020.
  • Brigitte Kronauer: Poesie und Natur. Essays. Klett-Cotta: Stuttgart 2015.
  • Marion Poschmann: Die Kieferninseln. Berlin 2017.
  • Judith Schalansky: Taschenatlas der abgelegenen Inseln. Neuausgabe Suhrkamp: Berlin 2023 (Suhrkamp Taschenbuch 5002).
  • Mirjam Wittig: An der Grasnarbe. Suhrkamp: Berlin 2022.

Lehrveranstaltung von Sikander Singh im Sommersemester 2024

Goethes Autobiographie: Dichtung und Wahrheit

Über zwei Jahrzehnte hat Johann Wolfgang von Goethe an einer literarischen Gesamtdarstellung seines Lebens gearbeitet. Die Schrift, die unter dem programmatisch mehrdimensionalen Titel „Dichtung und Wahrheit“ bei Cotta in Tübingen erschienen ist, ist zwar nur ein Teil dieses Projekts, aber sowohl im Hinblick auf die autobiographische Deutung des eigenen Lebens als auch mit Blick auf seine Wirkungsgeschichte von besonderer Signifikanz.
Goethe thematisiert seine Herkunft aus einer Patrizierfamilie, beschreibt Erfahrungen und Prägungen seiner Kindheit und Jugend in der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main, reflektiert die Jahre seines Studiums in Leipzig und Straßburg und seinen Weg zur Literatur. Indem die Lebensbeschreibung mit seinem Aufbruch nach Weimar schließt, bringt sie die Jahre zwischen 1749 und 1775 zur Darstellung.
„Dichtung und Wahrheit“ verfolgt nicht nur das Ziel, wie Goethe selbst formuliert hat, sich in sich „selbst historisch zu bespiegeln“. Bereits Siegfried Lenz konstatierte, dass hier „ein Ich sich in allen Beziehungen und Möglichkeiten deutet“ und somit „auch die anderen“ und „zugleich seine Zeit“ zu verstehen sucht.
Mit der gemeinsamen Lektüre nähert sich das Seminar einerseits der Lebensgeschichte Goethes (als Entwicklungsgeschichte) an, um die Interdependenz von individuellem Leben und zeitgeschichtlichem Kontext betrachtend zu verstehen; andererseits sollen grundlegende Fragen der Autobiographie als literarischer Gattung diskutiert werden.

Das Hauptseminar findet dienstags von 14 bis 16 Uhr statt.
 

Verbindlich anzuschaffende Seminarlektüre:

  • Johann Wolfgang Goethe: Dichtung und Wahrheit. Herausgegeben und mit einem Kommentar von Klaus-Detlef Müller. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag 2003.

Allgemeine Darstellungen zur Vorbereitung und Vertiefung:

  • Jeremy Adler: Goethe. Die Erfindung der Moderne. Eine Biographie. München: C. H. Beck Verlag 2022.
  • Nicholas Boyle: Goethe. Der Dichter in seiner Zeit. Band I: 1749–1790. Band II: 1790–1803. Frankfurt am Main: Insel Verlag 2004.
  • Goethes Dichtung und Wahrheit. Beiträge zu Goethes autobiographischen Schriften. Herausgegeben von Anne Bohnenkamp und Bernhard Fischer. Berlin und Boston/MA: De Gruyter Verlag 2022.
  • Rüdiger Safranski: Goethe – Kunstwerk des Lebens. Biographie. München: Hanser Verlag 2013.
  • Über Goethes autobiographische Schriften. Herausgegeben von Gernot Böhme. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2020.