Migrationen und Grenzräume

Forschungsprojekte

Postdoc-Projekt

Erfahrungen der Deindustrialisierung in einer transnationalen Grenzregion: eine histoire croisée des Saar-Lor-Lux-Raums

Birgit Metzger untersucht drei mittelgroße Städte im Saar-Lor-Lux-Raum, einer trinationalen Grenzregion. Diese Region war seit dem 19. Jahrhundert von Kohle, Eisen und Stahlindustrie geprägt und wirtschaftlich verflochten, gleichzeitigen bestanden nationale Rivalitäten und Konflikte. Deindustrialisierung ist in diesem Raum seit den 1960er Jahren eine geteilte Erfahrung, jedoch mit unterschiedlichen Tempi, Intensitäten und gesellschaftlichen Folgen. Sie erhöhte die grenzüberschreitende Mobilität, etwa wenn Lothringer:innen in den resistenteren Industrien des Saarlandes oder der expandierenden Dienstleistungsbranche in Luxemburg Arbeit fanden. Die Grenzlage war also potentiell eine Ressource; zugleich bot sie den Akteur:innen unmittelbare Vergleichsmöglichkeiten und machte Ungleichzeitigkeiten erfahrbar. Hier kommt zu den übergreifenden Projektfragen die Frage hinzu, wie sich die spezifischen Bedingungen des Grenzraums auf die Deindustrialisierungserfahrungen auswirkten, ob sie grenzüberschreitende Praktiken, Formen und Institutionen der Zusammenarbeit oder gar eine transnationale emotional community unter Arbeiter:innen entstehen ließen. Untersucht werden drei lokale Fälle, die massiv von der Schließung von Berg- und/oder Stahlwerken betroffen waren: die Mittelstadt Völklingen im Saarland, Creutzwald in der Moselle und die luxemburgische Stadt Esch-sur-Alzette. 

Teilprojekt im internationalen Verbundprojekt DesinEE 

Projektleitung: Dr. Brigit Metzger 

 

(Trans-)nationale Arbeitswelten und Erfahrungen in einer europäischen Grenzregion.

Digitale Erschließung narrativer Interviews sowie Vernetzung von Forschungsstrukturen

Das Projekt zielt auf die digitale Erschließung und Sicherung von Interviewbeständen sowie die Vernetzung der dazu forschenden Wissenschaftler:innen und Institutionen aus der Region Saar-Lor-Lux, die sich mit den Erfahrungen von Arbeiter:innen in den sich wandelnden Industriewelten im 20. und 21. Jahrhundert befassen. Allen lebensgeschichtlichen Zeugnissen ist gemein, dass die befragten Zeitzeug:innen auf den Wandel der Arbeitswelt und somit ihre Erfahrungswelten sowie Lebenswirklichkeiten eingehen. Insbesondere die Deindustrialisierung, der Prozess des Abbaus oder Rückgangs bestimmter Industriezweige, wird in den Interviews mit Themen wie den Auswirkungen auf das Alltagsleben, der sozialen Ungleichheit, der Geschichte von (Lohn-)Arbeit, der Arbeitskämpfe und der damit verbundenen Geschichte von Gewerkschaften verbunden. Es handelt sich also um einen zentralen Quellenbestand für das Verständnis der europäischen Zeitgeschichte. Die thematischen Schwerpunkte knüpfen an aktuelle nationale sowie internationale Forschungstendenzen und laufende Projekte an.

Mitwirkende: Prof. Dr. Fabian Lemmes |Dr. Birgit Metzger | Joana Baumgärtel, M.A. | Leah Rajchlin (Hilfskraft)

 

DFG-Netzwerk

Modernes Mittelmeer. Dynamiken einer Weltregion 1800-2000

Das Netzwerk MODMED untersucht die Mittelmeerregion als transnationalen und transkulturellen Interaktionsraum an der Schnittstelle zwischen europäischer und Globalgeschichte. Es fragt nach Konnektivität und Fragmentierung, kolonialen und postkolonialen Abhängigkeiten, aber auch nach diskursiven Konstruktionen des Mittelmeerraums – sowie, in Wechselwirkung damit, nach Konstruktionen Europas und des Nichteuropäischen.

Projektleitung: Prof. Dr. Manuel Borutta (Universität Konstanz)

 

Buchprojekt

Anarchismus. Geschichte einer globalen Bewegung – vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Verlag Reclam | 2025

Anarchist:innen waren aufgrund von Arbeitsmigration und politischem Exil stärker als jede andere soziale und politische Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts mobil, transnational und global vernetzt. Das Buch bietet keine abstrakte Ideengeschichte des Anarchismus, sondern widmet sich den konkreten Praktiken und kommunikativen Netzwerken der anarchistischen Akteur:innen.

Mitwirkende:  Prof. Dr. Heinz-Gerhard Haupt |Prof. Dr. Fabian Lemmes 

 

Dissertationsprojekt: Volksdeutsche, Westfalczycy, Français·es naturalisé·e·s? Die polnischstämmige Minderheit in Nordfrankreich im Kontext von Migration, Besatzung und Kollaboration, 1938–1948

Betreuung: Prof. Dr. Fabian Lemmes

Kontakt:
Martin Christoph Kloza, M.A.

Das Projekt untersucht die Rolle der polnischen Minderheit im Norden Frankreichs während der deutschen Besatzung und der sie flankierenden Migrationsbewegungen. Dabei interessieren vor allem jene Akteur:innen, die für die Besatzungsmacht arbeiteten, sich zur Waffen SS meldeten oder in die Volkdeutsche Kulturgemeinschaft Nordfrankreich (VDK) einschrieben.

 

Dissertationsprojekt: Die politischen Auswirkungen der Deindustrialisierung. Eine deutsch-französische vergleichende Perspektive

Betreuung: Prof. Dr. Emmanuel Droit | Prof. Dr. Fabian Lemmes

Kontakt:
Raphaël Pernoud, M.A.

Das Forschungsprojekt im Rahmen des DFG-ANR-Projektes DesinEE untersucht fallspezifische Protestbewegungen gegen die Deindustrialisierung seit 1990 in einer deutsch-französischen vergleichenden Perspektive. Für den Vergleich werden zwei Industriestandorte aus dem Chemiesektor herangezogen, die plötzlich ins Rampenlicht der Medien geraten: ein Kaliwerk in Bischofferode (Thüringen) und eine ehemalige Viskosefabrik in Givet (französische Ardennes), die 1993 und 2000 nach heftigen Protesten geschlossen wurden. Die analytischen Schwerpunkte liegen auf der starken Medienberichterstattung der Protestbewegungen und der Strukturierung von Gefühlsgemeinschaften, die mit der Schließung der dortigen Industrie verbunden werden. Ziel ist also, die Erzeugung und Strukturierung von besonderen Emotionen durch die Deindustrialisierung in diesen beiden ländlichen Arbeitergemeinschaften zu hinterfragen, und zwar mithilfe lebensgeschichtlicher Interviews von Zeitzeug:innen und der Analyse medialer Diskurse.

 

Abgeschlossene Projekte

Binationales Forschungsprojekt (DFG/ANR): Evakuierungen im deutsch-französischen Grenzraum

Les évacuations dans l’espace frontalier franco-allemand 1939-1945

Laufzeit: 2012 bis 2018 | Mehr Informationen finden Sie hier.

Projektleitung: Prof. Dr. Olivier Forcade | Prof. Dr. Johannes Großmann | Prof. Dr. Dr. h.c. Rainer Hudemann | Prof. Dr. Fabian Lemmes

Nachhören. Nachlesen.

Medienbeiträge des Lehrstuhls

| Tagung "Erinnern und Gedenken über Grenzen hinweg"|

 Am 10. Oktober 2024 organisierte der rheinland-pfälzische Landtag in Trier die Fachtagung "Erinnern und Gedenken über Grenzen hinweg". Auf der Tagung fand eine Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus in der Großregion statt. Professor Fabian Lemmes hat dort einen Vortrag zur saarländischen Geschichte im Nationalsozialismus gehalten. Aber auch die Geschichte der sechs anderen Gebiete der Großregion aus den Ländern Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien und ihre Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus wurden in Tagungsbeiträgen näher beleuchtet. 

Hier finden Sie einen Link zur Aufzeichnung der Tagung.

| Prof. Dr. Fabian Lemmes zu Gast im Podcast "Historia Universalis" |

Prof. Dr. Fabian Lemmes als Experte im Geschichtspodcast "HISTORIA UNIVERSALIS" zu dem Thema: “Der Anarchismus. Idee – Praxis – Lebensform
In dieser Episode begrüßt Podcaster Elias Prof. Dr. Fabian Lemmes, der in die Historie des Anarchismus einführt. Dabei werden einige missverstandene Vorstellungen und die Auswirkungen dieser politischen "Lebensform" analysiert. Hätten Sie beispielsweise gewusst, welche Verbindung die Grünen zum Anarchismus haben?

Hören Sie jetzt hier rein!