Nationalsozialistische Priester

1938, nach dem sog. Anschluss, trat in Österreich eine Gruppe nationalsozialistischer Priester unter dem Namen „Arbeitsgemeinschaft für den religiösen Frieden“ an die Öffentlichkeit, um die Bemühungen des Wiener Kardinals Theodor Innitzer um eine Annäherung an das nationalsozialistische Regime und eine Zusammenarbeit von Staat und Kirche zu unterstützen. Nach dem Scheitern dieses Kurses wurde die Gruppe von der Österreichischen Bischofskonferenz verboten, organisierte sich jedoch neu „im Untergrund“, gewann Mitglieder aus Deutschland hinzu, unterhielt einen Rundbrief für Mitglieder und arbeitete fast bis zum Ende des Krieges weiter. Anführer der Gruppe waren zwei geistliche Religionslehrer: der Wiener Johann Pircher, frühes Mitglied der NSDAP, als Koordinator und der Duderstädter Richard Kleine als theologischer Kopf. Auch Professoren der Katholischen Theologie gehörten dem Kreis an, etwa der Tübinger Dogmatiker Karl Adam, der Moraltheologe Joseph Mayer und der Lutherforscher Adolf Herte, beide in Paderborn tätig. Eine neue Veröffentlichung beschreibt die Entstehung und Verbreitung der Gruppe und analysiert ihre Ziele, ihre Kommunikationsformen und ihre Reichweite.

Publikationen

Monographien und Lexikonartikel:

  • Zwischen Partei und Kirche. Nationalsozialistische Priester in Österreich und Deutschland 1938-1944, Frankfurt/M 2020 (Religion und Moderne, Bd. 20)
  • Art. Kleine, Richard, in: Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Wolfgang Benz, Bd. 8, Berlin-Boston 2015, 85-86

 

Aufsätze:

  • Franz Sales Seidl (1904-1994) und seine Überlegungen zur Umgestaltung der katholischen Messe, i in: Olaf Blaschke/Thomas Großbölting (Hg.), Was glaubten die Deutschen zwischen 1933 und 1945? Religion und Politik im Nationalsozialismus, Frankfurt/M 2020 (Religion und Moderne, Bd. 18), 469-490
  • Katholische Kirche und Nationalsozialismus, in: Hans-Georg Hermann/Benjamin Lahusen/Thilo Ramm/Stephan Christoph Saar (Hg.), Nationalsozialismus und Recht. Zweite und Dritte Babelsberger Gespräche, Baden-Baden 2018, 201-224
  • „Luther und die Juden“ in der katholisch-theologischen Wahrnehmung, in: Harry Oelke/Wolfgang Kraus/Gury Schneider-Ludorff/Axel Töllner/Anselm Schubert (Hg.), Martin Luthers „Judenschriften“. Die Rezeption im 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 2016, 269-288
  • Katholizismus und völkische Religion 1933-1945, in: Uwe Puschner/Clemens Vollnhals (Hg.), Die völkisch-religiöse Bewegung im Nationalsozialismus. Eine Beziehungs- und Konfliktgeschichte, Göttingen 2012, 299-334