Virtuelles Museum

Johann Fischart

Ein Autor im frühneuzeitlichen Europa

Einer breiteren Öffentlichkeit heute kaum noch bekannt, war der Autor Johann Fischart (ca. 1546 bis 1590) einer der produktivsten Schriftsteller der Region Saar-Lor-Lux-Elsass. Geboren in Straßburg und in seinem letzten Lebensjahrzehnt als Amtmann im lothringischen Forbach tätig, verbinden ihn die Koordinaten seines Lebens und seines Schaffens vielfach mit der Region zwischen Elsass und Lothringen. Durch Wirkungsstätten in Worms, Basel, Siena, Paris, Speyer, den Niederlanden und womöglich sogar London war er zugleich in europäische Netzwerke seiner Zeit eingebunden.

So vielfältig wie seine Lebensstationen bietet sich auch das Spektrum seines literarischen Schaffens dar. Johann Fischart arbeitete eng mit seinem Schwager, dem Verleger Bernhard Jobin (vor 1545 bis 1593) in Straßburg, zusammen, verfasste und übersetzte eine Vielzahl von gelehrten, konfessionspolemischen, satirischen und erbaulichen Schriften ganz unterschiedlicher Gattungen: Eine Übertragung des berühmten Eulenspiegel-Buches in Verse findet sich darunter ebenso wie eine literarische Beschreibung des Elsass, Flugblätter und dämonologische Abhandlungen über das Hexenwesen.

Als sein wichtigstes Werk gilt heute die Affenteuerlich naupengeheuerliche Geschichtklitterung, eine sehr freie Übertragung von François Rabelais’ (um 1494 bis 1553) Roman um den Riesen Gargantua. Mit dem außergewöhnlichen Sprachgebrauch und dem sprachlichen Witz des Werks hat sich die Forschung wiederholt beschäftigt. Das Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass konnte eine historische Ausgabe der Geschichtklitterung von 1617 erwerben, die in der Ausstellung zum ersten Mal gezeigt wird.

Die Ausstellung wird von Privatdozentin Dr. Yvonne Al-Taie, FONTE-Stiftungsgastprofessorin am CEUS / Cluster für Europaforschung an der Universität des Saarlandes konzipiert und kuratiert unter Mitwirkung von Professor Dr. Sikander Singh vom Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass.