Ungarn 2011/2012

Prof. Dr. Ibolya Murber

Nach dem Abitur 1995 habe ich an der größten Universität Südungarns in Pécs Geschichte, Geographie und Pädagogik studiert (1995–2001). Anschließend arbeitete ich drei Jahre lang als Archivarin im Ungarischen Staatsarchiv. Als Referentin war ich dort für die Kultur-, Sport- und Unterrichtsministerien nach 1945 zuständig. Währenddessen habe ich ein Doktoratstudium in Geschichte an der Lóránd-Eötvös-Universität in Budapest absolviert (Thema: Ungarnflüchtlinge in Österreich, Liechtenstein, in der Schweiz und im „Ostblock“ 1956). 2005 promovierte ich in ungarischer Zeitgeschichte mit der Beurteilung „summa cum laude”. 2006 war ich im Auftrag des Ungarischen Kulturinstitutes Wien Projektleiterin zum Thema „Die ungarische Revolution und Österreich 1956“. Im Sommersemester 2007 unterrichtete ich als Gastprofessorin am Germanistikinstitut der Universität Pécs mit dem Schwerpunkt „Ungarn und Europa 1956“. Zwischen 2007 und 2010 hatte ich vier Semester lang die Aufgabe, als Gastlektorin am Institut für europäische und vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft (Finno-Ugristik) an der Universität Wien zu unterrichten (Veranstaltungsschwerpunkt: Ungarische Kultur- und Landeskunde, Ungarn im europäischen Raum). Seit dem Wintersemester 2007 bin ich Hochschuldozentin für Zeitgeschichte am Geschichtsinstitut der Westungarischen Universität Sopron/Szombathely.
Ich lebe in einem kleinen Dorf mit 3000 Einwohnern neben Szombathely, in der Nähe der österreichischen Ostgrenze. Ich betreibe gerne Sport, vor allem Skilanglaufen und Bergwandern. Mein Hobby ist Gartenarbeit. Ich besitze einen kleinen Gemüse- und Blumengarten, außerdem mehrere Obstbäume, die ich im Einklang und in Harmonie mit der Natur zu pflegen versuche.

 
Lehrveranstaltungen von Prof. Dr. Ibolya Murber 2011/2012

Wintersemester 2011/12

  • Ungarische Geschichte im 20. Jahrhundert
  • Ungarische Außenpolitik in der Zwischenkriegszeit
  • Antisemitismus, Faschismus und Holocaust in Ungarn in der Zwischenkriegszeit (1918–1945)
  • Das erlebte Ungarn in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem Blickwinkel von Kindern

Sommersemester 2012

  • Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert
  • Ungarn im Kalten Krieg
  • Ungarn in Filmen
  • Gedächtniskultur und Vergangenheitsbewältigung: Ungarn in der Zwischenkriegszeit
Prof. Dr. Ibolya Murber über Ungarn

Jedes Ungarnerlebnis ist anders. Jeder betrachtet dieses Land durch seinen subjektiven Filter, geprägt von eigenen Erfahrungen.
Objektiv gesehen ist Ungarn eine Republik mit einer Einwohnerzahl von 10 Millionen Menschen in der östlichen Hälfte Mitteleuropas. Das Land liegt im westlichen Teil des Karpatenbeckens. Zwei große Flüsse – die Donau aus dem Westen und die Theiß aus dem Nordosten – durchqueren es. In Transdanubien (westlich der Donau) liegt der größte See Europas, der Plattensee / Balaton, der ein wichtiges Ziel in- und ausländischer Touristen ist. Der höchste Berg ist der „Kékes“ mit 1014 m im Mátragebirge. Was jedoch die Touristen am meisten fasziniert, ist die „endlose“ Weite der Tiefebene. Die „Puszta“ und das früher von Hirten zubereitete „Gulas“ gehören zu den meistbekannten ungarischen Klischees.

Die Hauptstadt wird vom längsten Fluss Mitteleuropas, der Donau, in zwei Hälften – Buda und Pest – geteilt. Budapest nimmt sowohl politisch und wirtschaftlich als auch kulturell die Führungsposition in Ungarn ein. Seit 2010 regiert die rechtskonservative Partei (Fidesz-Bürgerliche Partei) mit einer 2/3 Mehrheit im Parlament. Im ersten Halbjahr 2011 hatte Ungarn die Präsidentschaft der Europäischen Union inne.

Am wunderschönen Flussufer der Zweimillionenstadt wurde die königliche Burg im Mittelalter errichtet und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in heutiger Größe ausgebaut. Gegenüber der Burg, auf dem linken Ufer, steht das im neogotischen Stil im 19. Jahrhundert erbaute Parlamentsgebäude. Ungarn ist das an Thermalquellbädern reichste Land Europas. Zum UNESCO-Weltkulturerbe in Ungarn zählen sieben Stätten sowie die Höhlen in Aggtelek.

Das 20. Jahrhundert war zweifelsohne die turbulenteste Zeit der ungarischen Geschichte. Vom fast tausendjährigen Königreich in der Form der Doppelmonarchie mit Österreich bis 1918 reicht die Palette über die kommunistische Räterepublik (1919) und das Königreich ohne König mit einem „Reichsverweser“ in der Zwischenkriegszeit mit dem Ende deutscher Nazi-Besatzung bis zur kommunistischen Diktatur zwischen 1948–1989. Seit der „Wende“ am Anfang der 1990er Jahre erlebt Ungarn das erste Mal in seiner Geschichte die Phase einer zu erlernenden Demokratie mit all ihrer Euphorie, aber auch Beschwerlichkeit.

Auf 93.000 km2 leben jene Staatsbürger, welche die Besonderheit und den typischen und eigenartigen Charakter dieses Landes ausmachen. Die ungarische Sprache ist keine indoeuropäische Sprache und gehört zur finnougrischen Sprachfamilie, welche gleichzeitig schützt, abgrenzt, ausgrenzt, aber auch bedeutende europäische kulturelle Leistungen hervorgebracht hat. Die Vielseitigkeit und die Neigung zu Individualismus, aber leider auch zu Pessimismus, prägen stark die „Eigenartigkeit“ der Ungarn.

Die geographische Vielgestaltigkeit, die abwechslungsreiche, sich ständig verändernde Geschichte des Landes und noch vieles andere befruchten die Kreativität sowohl in künstlerischen als auch wissenschaftlichen Bereichen. Die ungarischen Forscher und Wissenschaftler haben die Menschheit in den vergangenen 110 Jahren um mehrere wissenschaftliche Entdeckungen und fachliche Neuerungen bereichert; ihr Schaffen wurde immer wieder mit Nobelpreisen anerkannt. Den meisten Menschen kommen beim Gedanken an ungarische Spezialitäten die Gastronomie und insbesondere die würzigen Speisen mit Paprika in den Sinn. Die Hungarica, das heißt, die kulturellen Botschafter Ungarns, bleiben jedoch nicht in den vier Wänden der Küche stecken: die ungarischen Bäder, die Volksbräuche und die Wunderwerke der Volkskunst vertreten ebenfalls einzigartige Werte.

Kontakt

Dr. habil. Ibolya Murber
E-Mail: murber.ibolya(at)bdpk.nyme.hu