Heinrich von Mügeln

Valerius Maximus: Edition

Prof. Dr. Nine Miedema 

Im Jahr 1369 beendete der vielseitige Autor Heinrich von Mügeln seine Übersetzung der Facta et dicta memorabilia – einer Sammlung von fast 1000 kurzen Exempla, die im 1. Jahrhundert von Valerius Maximus zusammengestellt worden war. Wie lange Heinrich von Mügeln, der an verschiedenen Höfen tätig war (Prag, Wien, Budapest, Herzogtum Steiermark), für das umfangreiche Übersetzungsprojekt gebraucht hat, ist unbekannt; sicher ist aber, dass er als Grundlage für seine Übersetzung nicht nur den antiken Text benutzte, sondern auch eine zu seiner Zeit hochaktuelle und weit verbreitete kommentierende Bearbeitung, nämlich diejenige des Dionysius de Burgo Sancti Sepulchri († 1342). Der Text Heinrichs von Mügeln bewegt sich im Umfeld des umstrittenen ‚Prager Frühhumanismus‘ und gibt Aufschluss über die Antikenrezeption und die Übersetzungspraxis im 14. Jahrhundert. 23 Handschriften und ein Frühdruck (1489) zeugen von der großen Beliebtheit des Textes, der allerdings bisher nicht ediert wurde.

Angestrebt wird eine kommentierte Edition der beiden Überlieferungszweige des von Heinrich von Mügeln verfassten Textes. Neben Lesefassungen von Leithandschriften der beiden Überlieferungsgruppen sollen exemplarisch einzelne Bücher mit vollständigem kritischem Apparat zur Verfügung gestellt werden.