Mittelalter in der Schule

Tiere im Mittelalter - WiSe 2021/22

Ein Bericht von Ellen Depold

Wie haben die Menschen im Mittelalter die Natur wahrgenommen? Was ist der Physiologus und was hat er damit zu tun? Warum brauchten Ritter Wappen? Und warum ist gerade der Löwe eines der beliebtesten Wappentiere – bis heute? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler einer fünften Klasse der Herbert-Binkert-Schule, einer Gemeinschaftsschule in Saarbrücken Güdingen, im Februar 2022 im Rahmen eines Schulprojektes der Teilnehmenden der Übung „Mittelalter vermitteln“ unter Leitung von Frau Dr. Stephanie Mühlenfeld in Zusammenarbeit mit dem Lehrer Sascha Zopf.

Im Umfang von vier Schulstunden wurden von der Germanistikstudentin Ellen Depold gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern zunächst die Grundlagen der Heraldik erarbeitet, woraufhin in einer zweiten Phase der Physiologus, eine Naturauslegung, die die Bedeutung von Tieren anhand religiöser Motive interpretiert, eingeführt wurde. Die Vermittlung der theoretischen Inhalte wurde immer wieder durch praktische Phasen ergänzt. Besonders kreativ konnten die Schülerinnen und Schüler beim Entwerfen ihres eigenen Wappens und beim Basteln von ‚Tieren mit Bedeutung‘ werden. Während der beiden letzten Schulstunden verglichen die Schülerinnen und Schüler Textausschnitte aus Hartmanns von Aue Iwein mit dem Kinderbuch Iwein Löwenritter von Felicitas Hoppe. Abgeschlossen wurde die Unterrichtsreihe mit fantasievollen Interpretationen verschiedener Textstellen aus den oben genannten Werken in Form von szenischen Darstellungen.

Bereits 2019 wurde in Zusammenarbeit mit Sascha Zopf ein Schulprojekt durchgeführt, in dessen Mittelpunkt mittelalterliche Lyrik stand. Der Erfolg der Schulprojekte zeigt, dass die Vermittlung von Wissen über das Mittelalter schon in unteren Klassenstufen geschehen - und vor allem Spaß machen kann. Die Teilnehmenden der Übung „Mittelalter vermitteln“ wollen daher auch künftig Schulprojekte planen, um Schülerinnen und Schülern schon früh Einblicke in mittelalterliche Literatur, Kultur und Sprache zu ermöglichen.

Die Stundenplanung sowie die Materialien wurden von Dr. Stephanie Mühlenfeld, Alessia Liurno, Thomas Rutz und Ellen Depold erarbeitet.

Mittelalterliche Lieddichtung – WS 2019/20

Im Wintersemester 2019/20 hatten wir im Rahmen der Übung 'Mittelalter vermitteln' die Möglichkeit, am Gymnasium am Steinwald in Neunkirchen in einer 9. Klasse vier Doppelstunden zur Lieddichtung im Mittelalter zu planen und durchzuführen. Die Sequenz war Bestandteil einer Reihe über 'Lyrik durch die Epochen'. Nach einem Brainstorming mit den Schülerinnen und Schülern zu Beginn zum Begriff 'Mittelalter', das - wie erwartet - einige Klischees, aber auch viel Wissen über das Mittelalter aufdeckte, erarbeitete die Klasse anhand von ausgewählten Forschungstexten kulturhistorische Hintergründe zur Feudalgesellschaft und speziell den Geschlechterrollen in der adligen Gesellschaft. Mit Dietmars von Aist 'Slâfest du, vriedel ziere' und dem 'Sumerlatten-Lied' Walthers von der Vogelweide (L 72,31) wurden zunächst die Aussprache und der Lautwandel vom Mittel- zum Neuhochdeutschen thematisiert und auch semantische Verschiebungen wurden erarbeitet (z.B. vrouwe vs. Frau). Anschließend wurden die Lieder vor dem erschlossenen Kontext interpretiert und literarhistorische eingeordnet. Dabei standen auch die Überlieferungssituation (v.a. bei L 72,31) und der Vortrag der Texte im Zentrum des Unterrichts.