Manfred Schmeling

Kritik der „Menschengüte“ Romain Rolland im Werk von Yvan Goll

In einem Buchkommentar heißt es, Yvan Goll verfolge mit seinen Romanen „den kleinen Schritt vom großen Taumel der 20er-Jahre in die große Depression“[1]. Man kann die in diesem Satz beschriebenen Stimmungslagen auch auf Golls Äußerungen über Romain Rolland und dessen internationale Anhängerschaft beziehen, die in Der Mitropäer (1928, frz. A bas l’Europe) in kritisch-satirischer Absicht in Szene gesetzt werden. Der Beitrag stellt die Frage, in welcher fiktionalen Form und unter welchen neuen zeitlichen Bedingungen eine kritische Auseinandersetzung mit dem Werte-Kodex Rollands, u. a. mit den Themen Menschlichkeit, Brüderlichkeit, Pazifismus, Einheit Europas etc., stattfinden konnte. Goll, der in seiner expressionistischen Periode dem Messianismus Rollands wie viele Avantgarde-Autoren anfänglich durchaus vertraute, ist später, auch aufgrund seines persönlichen Schicksals als Deutsch-Franzose jüdischer Abstammung, von solchen Idealen entschieden abgerückt. Abgesehen von expliziten Verweisen auf Rolland bietet sich ein Vergleich zwischen den beiden Autoren auch deshalb an, weil vor allem zur Zeit des Ersten Weltkriegs deutliche gedankliche Parallelen zwischen Goll und dem Werk Rollands auftauchen. Die Forschung hat diese Verknüpfungen bisher nicht untersucht.



[1]       Lerch, Gisela: Werbetext zum Roman Der Mitropäer, in: Goll, Yvan: Die Eurokokke, Berlin: Argon Verlag, 1988, o. S.

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