Veranstaltungen

Eröffnungsvorlesung der Gastdozentin Dr. Myriam Geiser

Dienstag, 29. Oktober 2019, 18.00 Uhr

Villa Europa, Kohlweg 7, 66123 Saarbrücken

Transkulturalität als ästhetische Kategorie in deutsch-französischer Perspektive

Wenn man Transkulturalität als ästhetisches Phänomen betrachtet, zeigen sich häufig Zusammenhänge zwischen biografischen Erfahrungen und künstlerischer Kreativität. Das Erleben von Kulturkontakten und Mehrsprachigkeit in den zunehmend "gemischten" Gesellschaften des ausgehenden 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts führt zu neuen Ausdrucksformen in der Kunst. In vielen Werken lassen sich Verfahren kultureller Métissage beobachten, zu deren Beschreibung neue Begriffe verwendet werden.

Transkulturalität ist keine grundsätzlich neue ästhetische Entwicklung, da es in Literatur, Theater, Film, Musik und bildender Kunst immer schon Tendenzen zu Grenzüberschreitungen gegeben hat. Der Begriff bezeichnet vielmehr einen Paradigmenwechsel gegenüber der seit dem 19. Jahrhundert dominierenden nationalen Betrachtung von Kunst. Mit dem postkolonialen Zeitalter und den Einwanderungsprozessen seit Mitte des 20. Jahrhunderts ändert sich die Perspektive. Neue Vorstellungen von Identität und Zugehörigkeit entstehen und verändern auch die Wahrnehmung künstlerischer Praxis.

Im Vortrag soll anhand einiger Beispiele aus Literatur und Film erläutert werden, welche transkulturellen Entwicklungen in Frankreich und Deutschland in den letzten Jahrzehnten stattgefunden haben - und wie sie im jeweiligen Land, aber auch in der gegenseitigen deutsch-französischen Rezeption, wahrgenommen werden.

Die Veranstaltung ist in deutscher Sprache. 

Der Eintritt ist frei. Mit anschließendem Empfang.

Um Anmeldung wird aus organisatorischen Gründen bis 22.10.19 gebeten an: fz(at)mx.uni-saarland.de

Lehrveranstaltungen

Urbane Räume der Métissage - die Stadt im transkulturellen Film

Datum: donnerstags, 17.10.19 bis 06.02.20, 14-16 Uhr

Ort: Universität des Saarlandes, Campus Saarbrücken, Frankreichzentrum, Geb. A4 2, R. 2.11.1

LSF-Nummer: 119185

Der Film- und Kulturkritiker Georg Seeßlen hat als einer der ersten "Métissage"-Phänomene im Film beschrieben und meinte damit hybride Ausdrucksformen der "doppelten Kulturen", die er im europäischen Gegenwartskino etwa seit den 1980er Jahren beobachtet hat. Viele deutsche und französische Filme, deren Form und Inhalt vom Kontext der Migration geprägt sind, siedeln ihre Geschichten in urbanen Räumen an, in denen plurikulturelle Erfahrungen auf spezifische Weise kulminieren und zum Ausdruck kommen. Dadurch ist eine transkulturelle Stadtästhetik entstanden, die sich im Werk zahlreicher FilmautorInnen wahrnemen lässt: im deutschsprachigen Kontext etwa bei Fatih Akin, Thomas Arslan, Feo Aladag, Züli Aladag, Detlev Buck u. a.; in Frankreich wären Mathieu Kassovitz, Mehdi Charef, Claire Denis, Philippe Faucon, Rachid Djaïdani und Houda Benyamina zu nennen. Im Seminar sollen filmische Einzelanalysen ebenso im Blickpunkt stehen wie die vergleichende Analyse thematischer Schwerpunkte und narrativer Tendenzen des urbanen Métissage-Kinos.

Unterrichtssprache: Deutsch

Romane der Postmigration in Deutschland und in Frankreich

Datum: donnerstags, 17.10.19 bis 06.02.20, 10-12 Uhr

Ort: Universität des Saarlandes, Campus Saarbrücken, Frankreichzentrum, Geb. A4 2, R. 2.11.1

LSF-Nummer: 119186

Als Romane der Postmigration können Werke von AutorInnen mit "Migrationshintergrund" betrachtet werden, die in einem Kontext von Mehrsprachigkeit und kultureller Métissage entstehen. Gemeint sind Schreibsituationen, in denen die Einwanderung der Eltern (oder eines Elternteils) noch einen Einfluss auf die Wahrnehmung und das Selbstverständnis der AutorInnen hat, in denen sich aber zugleich neue transkulturelle Prozesse vollziehen. In der deutschen und französischen Gegenwartsliteratur sind in der Periode zwischen 1980 und 2010 zahlreiche Werke deutsch-türkischer und franko-maghrebinischer AutorInnen erschienen, die zu neuen Gattungsbezeichnungen geführt und spezifische ästhetische Verfahren ins Zentrum des Interesses gerückt haben. Im Seminar sollen anhand ausgewählter Romane die besonderen Produktions- und Rezeptionsbedingungen der Postmigration reflektiert sowie charakteristische narrative Strategien vergleichend betrachtet werden.

Unterrichtssprache: Deutsch

Werkauswahl:

Mehdi Charef: Le Thé au harem d'Archi Ahmed (1983), Azouz Begag: Le Gone du Chaâba (1986), Nina Bouraoui: La voyeuse interdite (1991), Faïza Guène: Kiffe kiffe demain (2004);

Feridun Zaimoglu: Abschaum - Die wahre Geschichte von Ertan Ongun (1997), Zafer Senocak: Gefährliche Verwandtschaft (1998), Yadé Kara: Selam Berlin (2003), Dilek Güngör: Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter (2007)

Fiktion(en) der Identität: Ich-Figuren in transkultureller Prosa

Datum: mittwochs, 16.10.19 bis 05.02.20, 12-14 Uhr

Ort: Universität des Saarlandes, Campus Saarbrücken, Frankreichzentrum, Geb. A4 2, R. 2.11.1

LSF-Nummer: 119187

In transkultureller Literatur kommt der Konstruktion und Inszenierung von Identität besondere Aufmerksamkeit zu. Zahlreiche Romane und Erzählungen der deutschen und französischen Gegenwartsliteratur spielen mit Figuren des Ich-Erzählers und mit den Gattungen der Autofiktion oder des autobiografischen Erzählens. Besonders spannend wird das Spiel mit Identitäten im Kontext von Migration und transkulturellen Biografien, da hier häufig Fragen der Zugehörigkeit und der eigenen Verortung verhandelt werden. Anhand ausgewählter Werke sollen in diesem Seminar verschiedene narrative Strategien verglichen werden, die sich in transkultureller Gegenwartsprosa in deutscher und französischer Sprache beobachten lassen. Dabei sollen auch methodische Verfahren der Erzählertheorie erprobt werden, die sich zur Analyse der spezifischen Erzählsituationen und Erzählperspektiven besonders eignen.

Unterrichtssprache: Französisch

Behandelte Werke:

Nina Bouraoui: Garçon manqué (2000), Paul Smail: Vivre me tue (1997), Emine Sevgi Özdamar: Mutterzunge (1990), Abbas Khider: Der falsche Inder (2008)

Abschlussveranstaltung

Filmabend zum Thema "Die Stadt als transkulturelle Landschaft: Migration im Film"

Zeit: Dienstag, 14.01.2020, 18.30 Uhr

Ort: Kino 8 1/2, Nauwieserstr. 19, 66111 Saarbrücken

Zum Abschluss ihres Gastsemesters bietet Frau Dr. Myriam Geiser einen öffentlichen Filmabend an, der im Zusammenhang mit ihrer Lehrveranstaltung "Urbane Räume der Métissage - die Stadt im transkulturellen Film" steht. Es werden zwei aktuelle Dokumentarfilme vorgestellt, die sich jeweils mit dem Thema Migration in einer französischen und in einer deutschen Stadt auseinandersetzen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Stadtlandschaften hier in ihrer transkulturellen Dynamik inszeniert werden. Gezeigt werden die Filme Lignes de partage / Gratlinien von Thierry Mennessier (Grenoble) und Heimspiel von Mario di Carlo (Mannheim). Die beiden Regisseure werden zum Filmgespräch anwesend sein. Im Anschluss an die Vorführung ist das Publikum herzlich zu einem Umtrunk eingeladen.