Glossar und weiterführende Links
Glossar
Aktives Zuhören
Beim aktiven Zuhören geht es darum, seinem Gegenüber eine offene, vorurteilsfreie und empathische Aufmerksamkeit zu geben. Durch diese Haltung wird es möglich, die Gefühle und Gedanken des Gegenübers nachzuempfinden, ohne Bewertungen oder Ratschläge zu geben.
Ally/Allyship
„Allyship“ (von engl. ally = Verbündete*r) bezeichnet das aktive, solidarische Verhalten von Personen mit marginalisierten oder diskriminierten Gruppen, ohne dass sie selbst Teil dieser Gruppen sind. Ziel ist es, bestehende Ungleichheiten zu erkennen, Betroffene zu unterstützen und sich gegen diskriminierende Strukturen einzusetzen – insbesondere durch reflektiertes Handeln, Zuhören und die Nutzung eigener Privilegien zur Förderung von Gleichberechtigung. Allyship ist ein kontinuierlicher Lern- und Entwicklungsprozess.
Siehe Marginalisierte Gruppen
Autismus-Spektrum-Störung
Eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) berechtigt als medizinische Diagnose zum Nachteilsausgleich. Dabei sehen viele mittlerweile den Begriff „Störung“ kritisch und verstehen Autismus eher als Normvariante, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann (siehe auch Neurodiversität). Menschen im Autismus-Spektrum stoßen oft auf Barrieren, wenn es z.B. um nonverbale Kommunikation, Studienorganisation oder soziales Miteinander geht.
Siehe Nachteilsausgleich
Barrierefreiheit
Von Barrierefreiheit spricht man, wenn alle Gebäude, digitalen und analogen Informationsquellen und Kommunikationsmittel für Menschen mit Beeinträchtigungen zugänglich und in der üblichen Art und Weise, ohne zusätzliche Erschwernis und ohne fremde Hilfe nutzbar sind. Dabei können behinderungsbedingt notwendige Hilfsmittel (z.B. Rollstuhl, Lesegerät etc.) eingesetzt werden.
Betriebliche Pflege-Guides
Seit 2023 unterstützt die Universität des Saarlandes Beschäftigte und Studierende mit Pflegeverantwortung durch zertifizierte Pflege-Guides. In einem vertraulichen Rahmen bieten sie Orientierung, passgenaue Informationen sowie hilfreiche Materialien – abgestimmt auf die individuelle Pflegesituation.
Beurlaubung
Eine Beurlaubung ist eine offizielle Unterbrechung des Studiums, während der die Rechte und Pflichten als Mitglied der Universität ruhen. Sie wird weder auf die Regelstudienzeit noch auf die BAföG-Förderungshöchstdauer angerechnet.
Eltern-Kind-Raum bzw. Familienzimmer
Eltern-Kind-Räume sind eine kindgerechte Umgebung, in der Eltern arbeiten oder lernen können, während ihre Kinder betreut spielen. Die Räume sind altersgerecht ausgestattet und auf die Bedürfnisse von Eltern und Kindern abgestimmt.
Erhöhte Reizempfindlichkeit
Bei bestimmten Behinderungen oder chronischen Erkrankungen reagieren die Betroffenen auf Helligkeit, Lautstärke, Gerüche, Berührungen etc. deutlich stärker als der Durchschnitt der Gesellschaft. Wenn möglich, sollten in diesen Fällen die Reize weitestgehend reduziert werden. Andernfalls werden dringend Kompensationsmöglichkeiten benötigt (z.B. Ruheräume, Pausen, Nutzung von sog. Stimming-Hilfsmitteln etc.).
Fälle dokumentieren
Die strukturierte und datenschutzkonforme Erfassung von Beratungs- oder Beschwerdeanliegen. Die Dokumentation umfasst in der Regel Informationen zu Anlass, Verlauf, Maßnahmen und Ergebnissen eines Falls.
First-Generation-Students
Personen, die als erste in ihrer Herkunftsfamilie studieren. Diese haben oft mit spezifischen Hürden zu kämpfen, wie beispielsweise mangelnder finanzieller Sicherheit und fehlenden Netzwerken.
Gefährdungsbeurteilung
Eine Gefährdungsbeurteilung bewertet die Arbeits- bzw. Studienbedingungen im Hinblick auf mögliche Gefahren für die schwangere oder stillende Person sowie ihr Kind. Ziel ist es, Schutzmaßnahmen zu ergreifen und gesundheitliche Risiken frühzeitig zu vermeiden.
Gleichstellungsplan
Der Gleichstellungsplan der Universität des Saarlandes enthält verbindliche Maßnahmen zur Förderung von Chancengleichheit, zur Personalentwicklung und zur Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Sorgearbeit. Er basiert auf dem Landesgleichstellungsgesetz und unterstützt eine geschlechtergerechte Hochschulkultur.
Hausrecht
Das Hausrecht regelt, wer befugt ist, den Zugang zu Gebäuden und Räumen der Universität zu kontrollieren, Nutzungsbedingungen festzulegen und bei Bedarf Personen des Geländes zu verweisen.
Hybridlehre
Hybridlehre bedeutet, Kurse so zu gestalten, dass sowohl in Präsenz wie auch virtuell daran teilgenommen werden kann.
KidsBox
Die mobile KidsBox enthält u. a. ein Reisebett, Spielzeug und Matten und macht Büro oder Seminarraum schnell kinderfreundlich. Sie kann von Beschäftigten ausgeliehen werden, um Kinder in Notfällen oder Übergangssituationen kurzfristig mit ins Büro bringen zu können. Besonders geeignet ist sie für die Kinderbetreuung bei universitären Veranstaltungen.
Klima der Akzeptanz
Ein Lern- und Arbeitsumfeld, in dem aktiv und bewusst Vielfalt wertgeschätzt, respektiert und gefördert wird. Unterschiede zwischen Menschen – etwa in Bezug auf Herkunft, Geschlecht, Alter, sexuelle Orientierung, Religion, Behinderung oder Weltanschauung – werden hier nicht nur toleriert, sondern als Bereicherung anerkannt und in den Universitätsalltag integriert. Dies wird unterstützt durch eine offene, respektvolle Kommunikation.
Kurzzeitbetreuung
Bei dienstlichen oder studienbezogenen Gründen können Kosten für die Betreuung durch Babysitter*innen der Online-Babysittingbörse im Rahmen der Kurzzeitbetreuung erstattet werden.
Siehe auch Babysittingbörse
Marginalisierte Gruppen
Bevölkerungsgruppen, denen die Teilnahme am kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Leben erschwert wird. Sie werden „an den Rand“ der Gesellschaft gedrängt.
Siehe Othering, Mikroaggression
Mikroaggression
Alltägliche Äußerungen, die bewusst oder unterbewusst abwertende Botschaften senden. Marginalisierte Menschen können diese wie kleine Nadelstiche erleben. Typische Beispiele: Die Frage nach der Herkunft oder das Lob für die guten Deutschkenntnisse an eine in Deutschland aufgewachsene Person of Color, die Verwendung falscher Pronomen bei trans* Personen, mangelnde Barrierefreiheit, Stereotype Darstellung von Personengruppen in Medien etc.
Siehe Marginalisierte Gruppe
MoKi
MoKi – kurz für Mobile Kinderzimmer – sind flexibel einsetzbare Kindertrolleys, gefüllt mit nachhaltigem und diversitätssensiblem Spielmaterial sowie mehrsprachigen Büchern. Sie können von Beschäftigten ausgeliehen werden, um Büros oder Seminarräume in Notfällen oder bei universitären Veranstaltungen in Spielzimmer zu verwandeln.
Mutterschutzfristen
Die Mutterschutzfrist umfasst gesetzlich geschützte Zeiten sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt, in denen keine Beschäftigung erfolgen darf. Für Studierende gilt eine Ausnahme: Sie können freiwillig an verpflichtenden Veranstaltungen, Prüfungen oder Praktika teilnehmen.
Mutterschutzgesetz
Das Mutterschutzgesetz (MuSchG) schützt die Gesundheit von Schwangeren, Stillenden und ihrer Kinder. Es gilt für Beschäftigte, Auszubildende und Studierende.
Nachteilsausgleich
Ein Nachteilsausgleich ist das gesetzliche garantierte Recht auf veränderte Rahmenbedingungen im Studium oder im Arbeitsverhältnis. Der Begriff wird in der Regel bei Behinderung oder chronischer Erkrankung genutzt. Im Studium muss der Nachteilsausgleich mit individuell angemessenen Maßnahmen beantragt werden.
Neopronomen
Wortneuschöpfungen, wenn binäre Pronomen („er“, „sie“) nicht zur eigenen Geschlechtsidentität passen. Beispiele: dey/deren, sier/siem, xier/xiem.
Siehe auch Nicht-binär, Trans*
Nicht-binär
Personen, die sich weder als männlich noch als weiblich identifizieren. Wird auch oft als Schirmbegriff für unterschiedliche nichtbinäre Identitäten verwendet und um auszudrücken, dass Geschlecht als Spektrum verstanden wird.
Siehe auch trans*, Neopronomen
Nicht-sichtbare Behinderungen
Während sichtbare Behinderungen (z.B. Gehbehinderungen) meist bekannt sind, bilden sie nur einen kleinen Anteil des Gesamtspektrums. Die meisten Beeinträchtigungen sind nicht sichtbar, was oft Erklärungsbedarf erzeugt, wodurch zusätzliche Barrieren entstehen können. Dies betrifft z.B. Menschen mit psychischen Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, chronischen Schmerzen oder Autismus-Spektrum-Störung. Um eine inklusive Studien- und Arbeitsumgebung zu schaffen, sollten alle Universitätsmitglieder Offenheit signalisieren und Initiativen zur Sensibilisierung und Entlastung unterstützen.
Siehe Autismus-Spektrum-Störung, Sonnenblumensymbol
Online-Babysittingbörse
Die Babysittingbörse hilft UdS-Eltern, wenn sie kurzfristig eine Betreuung brauchen – zum Beispiel bei Terminen oder in der Prüfungszeit. Die versicherten Babysitter*innen mit Führungszeugnis können auch privat gebucht werden; In bestimmten Fällen kann die UdS die Kosten erstatten.
Siehe auch Kurzzeitbetreuung
Othering
„Othering“ bezeichnet den Prozess, bei dem Menschen oder Gruppen als „anders“ und außerhalb der eigenen sozialen Norm dargestellt werden, um Abgrenzung oder Ausgrenzung zu erzeugen.
Siehe Marginalisierte Gruppen
Rassismus und Rassismus in Deutschland
Rassismus ist die Vorstellung, dass Menschen aufgrund äußerlicher Merkmale wie Hautfarbe, Herkunft oder Kultur „besser“ oder „schlechter“ sind. Diese Denkweise führt dazu, bestimmte Gruppen systematisch zu benachteiligen, abzuwerten oder auszuschließen – in der Gesellschaft, im Alltag oder in Institutionen.
In der öffentlichen (weißen) Wahrnehmung in Deutschland wurde Rassismus lange nicht als deutsches Problem wahrgenommen. Dies hat sich in den letzten Jahren gewandelt und zu einer besseren Sichtbarkeit und dadurch zu mehr Einsatz gegen Rassismus geführt. Dennoch machen People of Color in Deutschland alltäglich Rassismuserfahrungen.
Siehe Marginalisierte Gruppen, Selbstbezeichnung
Sandwich-Position
Bezeichnet eine Lebenssituation, in der Menschen gleichzeitig Sorgeverantwortung für ihre Kinder und pflegebedürftige Angehörige übernehmen. Die gleichzeitige Erziehungs- und Pflegearbeit kann emotional und organisatorisch sehr herausfordernd sein.
Selbstbestimmungsgesetz
Das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) ist die gesetzliche Grundlage für eine Namensänderung und die Änderung des Geschlechtseintrages.
Selbstbezeichnung
Eine von Marginalisierung Betroffenen selbst gewählte Bezeichnung. Diese ist Ausdruck der Identität und des Empowerments. Der Gebrauch dieser Begriffe fördert nicht nur die Selbstbestimmung, sondern ist auch ein aktiver Schritt gegen Diskriminierung und für die Anerkennung der Vielfalt menschlicher Erfahrungen. Beispiel: Person of Color, Queer.
Siehe Marginalisierte Gruppen
Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt
Bezeichnet alle Formen von Verhalten, die sexuell konnotiert sind und darauf abzielen, Macht auszuüben, zu demütigen oder Grenzen zu überschreiten. Dazu zählen unter anderem unerwünschte Berührungen, anzügliche Bemerkungen, sexuelle Belästigung, Nötigung bis hin zu sexueller Gewalt. Sexualisierte Diskriminierung kann verbal, nonverbal oder physisch erfolgen und betrifft insbesondere Machtverhältnisse im Arbeits- und Hochschulkontext.
Sonnenblumensymbol
Das Sonnenblumensymbol ist ein Zeichen für nicht-sichtbare Behinderungen. Es geht auf eine internationale Initiative (Hidden Disability Sunflower) zurück und dient als visueller Hinweis, dass eine Person eine Beeinträchtigung hat, die nicht sofort erkennbar ist, aber dennoch ihre Aktivitäten deutlich beeinflusst. Träger*innen des Sonnenblumensymbols sollen im besten Fall nicht erklären müssen, warum sie besondere Rahmenbedingungen benötigen.
Siehe Nicht-sichtbare Behinderungen
Studieren mit Beeinträchtigung
Hierunter fallen alle gesundheitlichen Einschränkungen, welche die Teilhabe am Studium länger als 6 Monate beeinflussen. Studierende sind sich oft nicht bewusst, dass sie diese Bedingungen erfüllen und damit diskriminierungsgefährdet und von Nachteilen betroffen sein können, die im schlimmsten Fall zum Studienabbruch führen. Um im Sinne einer „Hochschule für Alle“ Chancengerechtigkeit herzustellen und das gesetzliche Diskriminierungsverbot umzusetzen, gibt es Maßnahmen wie den Nachteilsausgleich.
Siehe Nachteilsausgleich
Teilzeitstudium
Eine Art zu Studieren für Personen, die ein Vollzeitstudium aus verschiedenen Gründen (Behinderung, Sorgeverantwortung, Arbeit…) nicht bewältigen können. Pro Semester werden nur 50-60% der normal vorgesehenen Credit Points fällig, die Studienzeit verlängert sich entsprechend.
Telehomearbeit
Umgangssprachlich als „Home-Office“ bezeichnet. Telehomearbeit bezeichnet die Arbeit von zu Hause aus, bei der ein fester Arbeitsplatz im eigenen Haus eingerichtet wird. Dieser Arbeitsplatz muss den Arbeitsschutzanforderungen entsprechen und in vielen Fällen vom Arbeitgeber genehmigt werden, um die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeitenden zu gewährleisten.
Trans*
Trans* ist ein Adjektiv, das bedeutet, eine Person identifiziert sich nicht mit dem ihr bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht. Trans* ist auch ein Mantelbegriff für viele verschiedene Geschlechtsidentitäten jenseits von männlich und weiblich.
Siehe Nicht-Binär
Tokenism
Tokenismus bezeichnet das sichtbare Hervorheben einzelner Personen aus unterrepräsentierten oder benachteiligten Gruppen – etwa Frauen in männerdominierten Bereichen, People of Color, Menschen mit Behinderung oder LGBTQ+-Personen – um nach außen Vielfalt und Offenheit zu signalisieren. Dieses Vorgehen bleibt jedoch oft auf symbolischer Ebene und geht nicht mit tatsächlichen strukturellen Veränderungen oder echter Teilhabe einher.
Ein zweiter Aspekt von Tokenismus ist die Erwartung, dass Einzelpersonen stellvertretend für ganze Gruppen sprechen. Etwa wenn in einer Lehrveranstaltung die einzige Person mit sichtbarem Migrationshintergrund gefragt wird, wie „Menschen mit ihrer Herkunft“ ein bestimmtes Thema sehen. Das reduziert ihre persönliche Perspektive auf eine Gruppenidentität, ohne ihre individuelle Meinung oder fachliche Kompetenz wirklich ernst zu nehmen.