Die Macht der Frauen, Frauen an der Macht
Die Macht der Frauen, Frauen an der Macht: Spielräume öffentlichen Handelns (hoch)adliger Frauen im europäischen Mittelalter
Cristina Andenna
Ziel dieses ersten Themenkomplexes ist die systematische Analyse der politischen, gesellschaftlichen und religiösen Rolle adliger und hochadeliger Frauen, insbesondere der Königinnen, im europäischen Mittelalter. Ausgangshypothese ist, dass Frauen am Hof oder im Umfeld des Hofes eine wesentlich wichtigere politische und gesellschaftliche Wirkung entfalteten als bisher bekannt, die weit über ihre Rolle als Hüterinnen der memoria der Dynastie hinausging. Eine solche Untersuchung bleibt bis jetzt ein Desiderat der Forschung. Das Thema unterstreicht die gesamteuropäische Perspektive der Professur nicht nur, weil sich die Frage nach der Rolle und den politischen Handlungsspielräumen von Frauen in allen unterschiedlichen Herrschaftsgebieten des europäischen Mittelalters stellt und nur im Vergleich der spezifischen Gegebenheiten beantwortet werden kann, sondern vor allem auch deshalb, weil sich die Handlungsmöglichkeiten weiblicher Angehöriger der Herrschaftsfamilien oft aus dem Grad ihrer Einbindung in gesamteuropäische dynastische Netzwerke und ihren Beziehungen zu anderen europäischen Räumen ergab, was sich zum Beispiel im Fall der süditalienischen Königinnen nachweisen lässt. Der Themenkomplex schließt zudem an aktuelle sozial- und kulturgeschichtliche Fragestellungen, insbesondere aus dem Bereich der Genderforschung, an

Herrschende Frauen Oberlothringens vom 13. bis in das 14. Jahrhundert: Gräfinnen und ihre Teilhabe an der Macht
Promotionsprojekt Maximilian Bacher
Dieses Dissertationsprojekt behandelt weibliche Herrschaft im Gebiet der weiter gefassten Region Oberlothringen im 13. und 14. Jahrhundert. Der Fokus liegt hierbei auf der systematischen und vergleichenden Betrachtung eines größeren Korpus an Gräfinnen, die in diesem Zeitraum Herrschaft ausübten. Damit werden Frauen systematisch betrachtet, von denen Einzelne gerne immer wieder mit Beschreibungen wie „außergewöhnlich“ oder als „Ausnahmeerscheinung“ charakterisiert werden, wenn sie sich im männlich besetzten Tätigkeitsfeld der Herrschaftsausübung betätigten. Dem soll eine interpersonelle Perspektive gegenübergestellt und der Anteil an Herrschaft durch Frauen auf gräflicher Ebene eruiert werden. Dafür werden deren Voraussetzungen, Handlungsmuster, Beziehungen, sowie ihre Selbst- und Fremddarstellungen analysiert. Die Grundlage der Analyse bietet die diplomatische Überlieferung, Urkunden zählen teils zu den einzig erhaltenen Quellen zu den jeweiligen Gräfinnen.
Oberlothringen bietet sich als Untersuchungsgebiet durch seine Situierung als Grenzgebiet sowohl in sprachlicher Hinsicht wie auch aus Sicht der Rechtsgewohnheiten zwischen französischsprachigem und deutschsprachigem Raum an.
Neben Frauen, die ihre Herrschaft durch eine solche Erbschaft ausüben, wird auch das Handeln sowohl von Regentinnen, die für abwesende Ehemänner oder unmündige Söhne regieren, wie auch von Ehepaaren, die gemeinsam wirken, analysiert.
Betreuerin: Prof. Cristina Andenna

Header-Bild und Kacheln: Ambrogio Lorenzetti, Effetti del buon governo in città, Freskenzyklus in der Sala dei Nove des Palazzo Pubblico von Siena, commons.wikimedia.org/w/index.php