Large Language Models in der geschichtswissenschaftlichen Hochschullehre
Large Language Models in der geschichtswissenschaftlichen Hochschullehre. Theorie und Praxis
Habilitationsprojekt Miriam Weiss
Forschung und Lehre an Hochschulen verändern sich korrelierend mit neuen Entwicklungen in Technik, Gesellschaft oder Politik. Das Aufkommen immer neuer digitaler Technologien spielt aktuell eine bedeutende Rolle und beeinflusst alle Bereiche des Lebens massiv. Insbesondere die breite Verwendung von Large Language Models hat mit dem Auftreten des im November 2022 von OpenAI kostenfrei der Öffentlichkeit als Beta-Version zur Verfügung gestellten LLMs „ChatGPT“ einen enormen Schub erfahren. Auch Studierende und Dozierende an Hochschulen verwenden inzwischen Large Language Models als Hilfen unterschiedlicher Art. Zahlreiche Studien zeigen, dass solche Chatbots längst Teil der Hochschullehre sind. Aus diesem Grund ist es dringend nötig zu fragen, wie in der Hochschullehre künftig mit diesen Instrumenten umgegangen werden soll.
Das Habilitationsprojekt wendet sich dieser Herausforderung aus Sicht der Geschichtswissenschaft zu und thematisiert sowohl hochschulfachdidaktische Fragen auf theoretischer Ebene als auch Vorschläge zur sinnvollen Integration von Large Language Models auf praktischer Ebene. Zentrale Komponenten der Untersuchung sind die Frage nach einer möglicherweise veränderten Rolle von Dozierenden sowie das große Konfliktfeld, welches sich im Bereich fachlicher und nicht-fachlicher Kompetenzen zeigt: Soll „LLM-Kompetenz“ zukünftig zu zentralen Fähigkeiten Dozierender und Studierender der Geschichtswissenschaft gehören? In welchem Verhältnis stünde eine solche technikbasierte Kompetenz zu geschichtswissenschaftlichem Basiswissen und historischen Grundkompetenzen? Sind gewinnbringende Methoden denkbar, um fachlichen und technischen Kompetenzerwerb zu kombinieren? Ziel der Studie ist, eine für die geschichtswissenschaftliche Hochschuldidaktik zentrale Disruption aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und lösungsorientiert zu diskutieren. Dabei werden schwierige Kernpunkte wie z.B. die Schnelllebigkeit der technischen Entwicklung oder mögliche Auswirkungen auf Geschichtsbilder und Geschichtsbewusstein stets mitreflektiert.


Header-Bild und Kacheln: Ambrogio Lorenzetti, Effetti del buon governo in città, Freskenzyklus in der Sala dei Nove des Palazzo Pubblico von Siena, commons.wikimedia.org/w/index.php