05.05.2023

Europa-Diskurs(e): Perspektiven der deutsch-französischen Zusammenarbeit in der Europapolitik

Europa-Fahnen auf einem Tisch im Vordergrund, im Hintergrund vier junge Leute.
© Oliver Dietze

Wie sehen die Perspektiven und Herausforderungen in der deutsch-französischen Zusammenarbeit in der Europapolitik 60 Jahre nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags aus? – Das beleuchten namhafte Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Journalismus bei drei öffentlichen Diskussions- Veranstaltungen auf dem Campus der Universität des Saarlandes.

Die Termine am 15. Mai, am 19. Juni und am 10. Juli finden im Rahmen der interdisziplinären Vortragsreihe „Europa-Diskurs(e)“ statt, die das Cluster für Europaforschung (CEUS) in diesem Jahr gemeinsam mit dem Frankreichzentrum der Universität des Saarlandes durchführt. Konzipiert wurde die Reihe von der Europa-Gastprofessorin Claire Demesmay. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. 

Zur Eröffnung am 15. Mai sind Christian Petry (Mitglied des Bundestags und europapolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion) und Dr. Christophe Arend (ehemaliger Vorsitzender der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung und aktueller Leiter des Pariser Büros des Saarlandes) zu Gast. Thema ist dieEuropäisierung der parlamentarischen Zusammenarbeit am Beispiel der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung (DFPV). Diese existiert seit März 2019 und hat die Aufgabe, die bilaterale Zusammenarbeit Deutschlands und Frankreichs weiter zu vertiefen. Das Gremium setzt sich aus jeweils 50 Parlamentarierinnen und Parlamentariern aus Bundestag und Assemblée nationale zusammen und soll mindestens zweimal jährlich tagen. Zu seinen Aufgaben zählen die Kontrolle der Einhaltung deutsch-französischer Verträge, die Begleitung der Deutsch-Französischen Ministerräte und die Suche nach Lösungen für grenzüberschreitende Herausforderungen. Außerdem möchte die DFPV die Umsetzung europäischer Richtlinien in der nationalen Politik in Deutschland und Frankreich koordinieren und, wo möglich, harmonisieren. Sie hat damit den Anspruch, die Rolle der nationalen Parlamente in der EU zu stärken. Nach einem einführenden Vortrag von Christian Petry, aktuelles Mitglied der DFPV, folgt eine Diskussion mit Dr. Christophe Arend, ehemaliger Vorsitzender der DFPV. 

Thema der Diskussion am 19. Juni sind die deutsch-französischen Konvergenzen und Divergenzen in der europäischen Verteidigung – ein Politikfeld, in dem deutsch-französische Missverständnisse wohl am stärksten ausgeprägt sind: Auf der einen Seite steht die deutsche Kultur der Zurückhaltung in Bezug auf Militäreinsätze und eine relativ diskrete Diplomatie; auf der anderen Seite stehen die ehrgeizigen Ziele Frankreichs und der Einsatz militärischer Gewalt im Ausland. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind beide Länder jedoch gezwungen, verstärkt gemeinsame Antworten zu finden und nach Kompromissen zu suchen. Die Ankündigung einer Zeitenwende durch die deutsche Regierung könnte dazu beitragen. Es diskutieren Emmanuel Mignot, diplomatischer Berater des Generalstabchefs der Streitkräfte in Frankreich, und Dr. Barbara Kunz, Expertin für Sicherheitsfragen mit einem Schwerpunkt auf die deutsch-französische Zusammenarbeit am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg.

Die Abschlussveranstaltung am 10. Juli legt den Fokus auf Klischees und Realität in der Berichterstattung über das Partnerland. Zu den Paradoxien der deutsch-französischen Freundschaft gehört, dass Französinnen und Franzosen und Deutsche zwar ein positives Bild vom Nachbarn haben, diesen aber oft nur oberflächlich kennen. In der gegenseitigen Wahrnehmung haben Stereotype eine lange Lebensdauer: Frankreich wird in der deutschen Bevölkerung als sorgenfreies Land wahrgenommen, in dem es sich gut leben (und streiken) lässt, während Deutschland vor allem mit wirtschaftlichen Aspekten in Verbindung gebracht wird und in den Augen einer beträchtlichen Zahl von Französinnen und Franzosen als ernsthaftes und fleißiges Land gilt. Wie Journalistinnen und Journalisten in der Berichterstattung über das Partnerland damit umgehen, ist Thema dieser Diskussionsrunde, an der unter anderem Pascal Thibaut, Korrespondent von Radio France Internationale in Berlin, und Nadia Pantel, Reporterin im Auslandsressort des SPIEGEL, teilnehmen.

Alle Termine im Überblick: 

15. Mai 2023, 16.15 bis 17.45 Uhr, Campus Saarbrücken, Geb. C7 4, Raum 1.17 
(in deutscher Sprache)
Europäisierung der parlamentarischen Zusammenarbeit am Beispiel der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung (DFPV).
Vortrag von MdB Christian Petry mit anschließender Diskussion mit Christophe Arend, ehem. Vorsitzender der DFPV.
 
19. Juni, 16.15 bis 17.45 Uhr, Campus Saarbrücken, Geb. C5 3, Raum 0.23 
(in deutscher und französischer Sprache)
Deutsch-französische Konvergenzen und Divergenzen in der europäischen Verteidigung 
Emmanuel Mignot, diplomatischer Berater des Generalstabschefs der Streitkräfte in Frankreich; Dr. Barbara Kunz, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Universität Hamburg.
 
10. Juli, 16.15 bis 17.45 Uhr, Campus Saarbrücken, Geb. C5 3, Raum 0.23 
(in deutscher Sprache)
Klischees und Realität in der Berichterstattung über das Partnerland
Journalistenrunde, unter anderem mit Pascal Thibaut, RFI-Korrespondent in Berlin, und Nadia Pantel, Reporterin im Auslandsressort des SPIEGEL.

Weitere Informationen zur Reihe und den einzelnen Veranstaltungenwww.uni-saarland.de/einrichtung/ceus/ceus-veranstaltungen/europa-diskurse.html

Hintergrund: Interdisziplinäre „Europa-Diskurs(e)“
Die Vortragsreihe „Europa-Diskurs(e) – Internationale Europaforschung zu Gast an der UdS“ findet alle zwei Jahre statt und wird vom Cluster für Europaforschung organisiert. Sie gibt Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität sowie der interessierten Öffentlichkeit Gelegenheit, sich über aktuelle Europaforschung an internationalen Universitäten zu informieren und mit renommierten Gästen ins Gespräch zu kommen. 

Kontakt 
Cluster für Europaforschung (CEUS)
Dr. Kristina Höfer
Mail: ceus@uni-saarland.de
Telefon: 0681 302-70440
www.uni-saarland.de./ceus