Annette Lensing

Krieg erleben, Frieden ersehnen. Völkerversöhnung schaffen? Die Korrespondenz zwischen Romain Rolland und Lilli Jannasch zu Beginn des Ersten Weltkriegs

Das friedenspolitische Engagement des Literaturnobelpreisträgers Romain Rolland war in vielerlei Hinsicht wegweisend. Seine zwischen Januar und Juli 1915 geführte Korrespondenz mit Lilli Jannasch, der damaligen Geschäftsführerin der am 16. November 1914 gegründeten deutschen pazifistischen Organisation Bund Neues Vaterland, bildet den Kern dieses Beitrags. Dieser untersucht mit geschichtswissenschaftlichen Methoden die völkerversöhnenden Bemühungen zweier wachsamer Zeugen ihrer Zeit, die sich mit ihren Worten gegen zwischenstaatliche Gewalt wandten und auf deutsch-französische Verständigungsschritte in Politik und Öffentlichkeit hofften.

Ausgehend von den jeweiligen Handlungsspielräumen und Erwartungshorizonten liefert der Beitrag neue Einblicke in Werk und Wirkung von Romain Rolland und Lilli Jannasch, die sich trotz innerer Barrieren (Stereotypen) und äußerer Hemmnisse (Zensur- und Repressionsmaßnahmen) mit dem Aufbau einer künftigen Friedensordnung in Europa auseinandersetzen. Selbst wenn es ihnen nicht gelang, den Gegensatz zwischen Freiheit des Geistes und Zwang der historischen Kontingenz zu überwinden, fungierte die direkte Konfrontation mit dem Kriegsgeschehen und seiner Wirkung auf die Menschen als Auslöser eines verantwortungsvollen Handelns für Menschlichkeit und Wahrheit. In dieser Hinsicht stellte der Erste Weltkrieg nicht nur ein Hindernis, sondern auch einen Katalysator eines deutsch-französischen Friedensdialogs dar, der die Existenz kultureller Transferprozesse im Kontext nationaler Antagonismen auf europäischem Boden offenlegt.

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