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Ein ‚großer Kosmopolit‘? Romain Rolland und Italien oder die Widersprüche eines Inter-Nationalisten

Dieser Beitrag analysiert den ‚Kosmopolitismus‘ und ‚Internationalismus‘ Romain Rollands anhand seiner sozialen und internationalen Kontakte vor 1914, insbesondere seiner Beziehungen zu Italien, von seinem ersten Aufenthalt an der Ecole française de Rome bis hin zu seinem Mitwirken an der Internationalisierung des Institut Français in Florenz.

Unter Rückgriff auf die Methodik der kritischen socio-histoire ist es möglich, bedeutende Informationen bezüglich seiner Reisen, seines Netzwerks und seiner italienischsprachigen Lektüren zu rekonstruieren. Darüber hinaus wird aufgezeigt werden, dass die Kontakte Rollands trotz seines Rufes als Kosmopolit weder mit einem Erwerb von Kenntnissen über die gesellschaftliche Wirklichkeiten Italiens noch mit kultureller Aufgeschlossenheit einhergingen. Die Reisen, internationalen Kontakte und das Eintauchen in die gehobenen Milieus des kultivierten Kosmopolitismus dienten somit keineswegs zwangsläufig einem transkulturellen Zweck, sondern konnten im Gegenteil sogar zu Voreingenommenheit und mangelnder Offenheit führen. Internationale Freizügigkeit, Diskurse über den Anderen sowie länderübergreifende Netzwerke haben maßgeblich – und dies trifft auch auf den zukünftigen Einsiedler von Vézelay zu – zur Fähigkeit von Schriftstellern beigetragen, sich als Spezialisten des Nationalen zu behaupten und zu Propheten der Nation zu werden. Romain Rolland hat sich stets mit ‚nationalen Identitäten‘ beschäftigt und an diesen festgehalten, ganz gleich, welcher Natur sein ‚Kosmopolitismus‘ war.

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