Helmut Bley wurde in Berlin geboren, absolvierte sein Abitur in Hildesheim und studierte vom Wintersemester 1961/62 bis zum Wintersemester 1967/68 Maschinenbau und Fertigungstechnik an der Technischen Hochschule Hannover. Ab dem Wintersemester 1965/66 arbeitete er bis Ende September 1974 als Assistent am Lehrstuhl und Institut für Messtechnik im Maschinenbau bei Prof. Dr.-Ing. habil. Hermann Mintrop. Am 29. Oktober 1973 wurde er mit der Studie „Vergleich mikrogeometrischer Kenngrößen abgespanter Stahloberflächen mit den Anforderungen der Funktion Thermowirkung“ zum Dr.-Ing. promoviert. Vom Oktober 1974 bis zum Jahresende 1988 wirkte der Jubilar im „Zentralbereich Forschung und Technik – Zentrale Fertigungsaufgaben“ der Siemens AG. Hier baute er unter anderem die Arbeitsgebiete „Arbeitslärmminderung“ sowie „Versuchsstrategien“ auf und leitete dann die Fachgruppen „Sonderverfahren“ und „Spanende Formgebung“ und zuletzt die Fachgruppe „CAP Mechanik“, die unter anderem ein CAM-Projekt in Princeton betreute.
Zum 1. Januar 1989 folgte Helmut Bley dem Ruf der Universität des Saarlandes auf den neuen Lehrstuhl für Fertigungstechnik, den er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Ende März 2007 nahezu zwei Jahrzehnte innehatte. Unmittelbar nach seiner Berufung gründete er gemeinsam mit den seinerzeit ebenfalls neu nach Saarbrücken gekommenen Kollegen Prof. Dr.-Ing. Hartmut Janocha (Lehrstuhl für Prozessautomatisierung) und Prof. Dr.-Ing. Christian Weber (Lehrstuhl für Konstruktionstechnik) sowie Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer (Institut für Wirtschaftsinformatik) das von ihm bis 1999 als Geschäftsführer geleitete „Zentrum für Innovative Fertigung“. Es diente der engen Vernetzung von Forschung und Wirtschaft und leistete einen herausragenden Beitrag zum Technologietransfer. Gleiches gilt für seinen Lehrstuhl für Fertigungstechnik, dessen vielfältige Aktivitäten die jährlich erschienenen Tätigkeitsberichte dokumentieren. Anhand der verschiedenen Projekte beschreiben sie die Schwerpunkte der Forschungsfelder „Teilefertigung“, „Nutzergerechte Digitale Fabrik“, „Montagetechnik“ sowie „Medizintechnik“. Die Ergebnisse der Forschung in diesen Bereichen wurden in circa 160 Veröffentlichungen sowie in 25 Bänden der Schriftenreihe „Fertigung und Konstruktion“ publiziert.
Im Rahmen der Forschungstätigkeiten ist Prof. Bley Mitglied nationaler und internationaler Gesellschaften, so beispielsweise der „Wissenschaftlichen Gesellschaft Produktionstechnik“ (WGP), in der universitäre Kollegen in Deutschland zusammenarbeiten. Weiterhin gehört er als Fellow der „International Academy of Production Technology“ (CIRP) an, einer Vereinigung, in der weltweit tätige Wissenschaftler innovative Forschungsthemen und -ergebnisse in der Produktion diskutieren und in gemeinsamen Projekten umsetzen. In diesem Rahmen fand im Jahr 2003 unter seiner Leitung in Saarbrücken eine Fachkonferenz CIRP CATS zum Thema „Assembly“ mit internationalen Gästen statt. Zudem führte Prof. Bley die Working Group „Assembly and Life Cycle Engineering” über mehrere Jahre als Chairman. In diesem Zusammenhang gelang es unter anderem, ein EU-Project „MyCar“ in Zusammenarbeit mit griechischen und schwedischen Kollegen und Industriepartnern einzuwerben und über einen Zeitraum von fünf Jahren erfolgreich zu bearbeiten. Die Mitgliedschaft bei CIRP eröffnete vielen seiner Doktoranden die Gelegenheit, vor international hochrangigen Wissenschaftlern ihre Forschungsergebnisse zu präsentieren.
Prof. Bley hat zahlreiche Aktivitäten als Fachgutachter und für die wissenschaftliche Gemeinschaft entfaltet. So widmete er sich unter anderem als Vorstandsmitglied und stellvertretender Landesvorsitzender des Bezirksvereins Saar des „Vereins Deutscher Ingenieure“ der qualifizierten Aus- und Weiterbildung und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Region Saar-Lor-Lux. Außerdem gehörte er seit 2001 bis zu seinem Ruhestand dem Kuratorium der TÜV Saarland Stiftung und dem Vorstand der Richard und Annemarie Wolf-Stiftung an.
In besonderer Weise übernahm der Jubilar auch herausragende Aufgaben in der akademischen Selbstverwaltung und agierte als Senator, als stellvertretender Prodekan (WS 90/91 bis SS 1992), Dekan der Technischen Fakultät (WS 1994/95 SS 1996) und anschließend bis zum 30. September 1998 als Prodekan des Fachbereichs 15 „Werkstoffwissenschaften und Fertigungstechnik“. Ferner gehörte er viele Jahre dem Vorstand der „Vereinigung der Freunde der Universität“, der Vorgänger-Institution der heutigen „Universitätsgesellschaft des Saarlandes“, an.
Kontakt:
Dr. Wolfgang Müller
Archiv der Universität des Saarlandes
dr.wolfgang-mueller(at)t-online.de
27.01.2022