20.11.2021

Deutsch-Französischer Diskurs: "La presse et l’institution littéraire"

"La presse et l’institution littéraire: trois pistes de réflexion à partir des journaux français d’Ancien Régime" lauter der volle Titel des Vortrags von Dr. Timothée Léchot (Université de Neuchâtel, FNRS Suisse) im Rahmen des Deutsch-Französischen Diskurses.

Am Samstag, 20. November 2021, um 11.00 Uhr
auf dem Campus, Gebäude B2 2, Hörsaal II (1.08) 
Gastgeber ist Prof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink, Romanistik 


Der Literaturhistoriker betrachtet Zeitungen oft als Informationsquelle für die Entstehung und Rezeption von Werken. Abgesehen von ihrem dokumentarischen Wert erfüllt die Presse jedoch auch wichtige Funktionen innerhalb der literarischen Institution. Ausgehend von den französischen Zeitungen des Ancien Régime verfolgt der Vortrag drei sich ergänzende Gedankengänge, um die Komplexität der Beziehung zwischen Journalismus und Literatur zu erfassen. Das Beispiel von Jean-François Marmontel (1723-1799), Direktor des Mercure de France zwischen 1758 und 1759, soll als Leitfaden dienen. Zunächst wird die Rolle der Zeitschriften im Prozess der literarischen Unterscheidung bewertet. Indem sie Autoren auswählen, die es verdienen, veröffentlicht zu werden, und über die veröffentlichten Werke berichten, werden Journalisten als Schiedsrichter des Geschmacks angesehen: Ihre Urteile und redaktionellen Entscheidungen tragen wesentlich zum Ansehen von Schriftstellern bei. 

Dann wird der Referent beleuchten, wie die Tätigkeit als Journalist Teil des Werdegangs eines Literaten ist, entweder als Tor zu einer literarischen Karriere oder als Sprungbrett zu anderen prestigeträchtigen Positionen. Der Fall Marmontel ist gut dokumentiert und hat den Vorteil, dass er ein Kontinuum zwischen staatlichem Mäzenatentum, journalistischen Aufgaben und akademischen Funktionen verdeutlicht. Schließlich wird gefragt, was die redaktionelle Linie einer Zeitschrift des Ancien Régime ausmacht, zwischen den persönlichen Meinungen des Journalisten, den manchmal widersprüchlichen Erwartungen der Leserschaft und dem Platz der Zeitung in der kulturellen Landschaft des Königreichs. Auch hier zeigt das Beispiel von Marmontel, welche Rolle die Verhandlungen bei dieser heiklen Arbeit spielen und welche Rolle die Presse bei der Durchsetzung ideologischer und literarischer Normen spielt. 

Weitere Informationen unter luesebrink@mx.uni-saarland.de