31.01.2022

EU-Kommission: Jean-Monnet-Lehrstuhl zu internationaler Streitschlichtung für Marc Bungenberg

Portraitfoto
© Europa-InstitutProfessor Dr. Marc Bungenberg, Direktor des Europa-Instituts der Universität des Saarlandes, ist Inhaber des Jean-Monnet-Lehrstuhls für internationale Streitschlichtung und Rechtsstaatlichkeit.

Mit Jean-Monnet-Lehrstühlen bestätigt die Europäische Kommission herausragende Qualität in Lehre und Forschung zu Europa. Zum dritten Mal kommt die Auszeichnung an die Saar-Universität: Der Co-Direktor des Europa-Instituts Marc Bungenberg erhält den Jean-Monnet-Lehrstuhl für internationale Streitschlichtung und Rechtsstaatlichkeit. Ziel ist, über Streitschlichtung im Welthandel zu forschen, zu informieren und aufzuzeigen, wie die EU hierdurch auch ihre rechtsstaatlichen Werte exportieren kann.

Der Handel verbindet Unternehmen in aller Welt. Um hierfür gute Bedingungen zu schaffen, hat die Europäische Union in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Ländern Freihandels- und Investitionsschutzabkommen abgeschlossen, darunter auch mit Kanada, Vietnam oder Singapur. Auf große Skepsis stießen dabei unter anderem private Schiedsgerichte. „Die Abkommen wurden in der Öffentlichkeit heftig diskutiert, vor allem, weil sie Investoren aus Drittstaaten ermöglichen, nationale Maßnahmen der EU-Mitgliedsstaaten vor internationalen Schiedsgerichten überprüfen zu lassen“, erklärt Professor Marc Bungenberg, neuer Jean-Monnet-Lehrstuhlinhaber von der Universität des Saarlandes. „Übersehen wird dabei die Chance, die hierin liegt: Die Europäische Kommission setzt sich dafür ein, diese Abkommen so zu gestalten, dass sie mit den Werten der Europäischen Union, insbesondere mit rechtsstaatlichen Prinzipien, vereinbar sind. Sie kann damit zugleich ihre Werte exportieren“, sagt Bungenberg, der auf dem Saarbrücker Campus Öffentliches Recht, Völkerrecht, Europarecht und internationales Wirtschaftsrecht lehrt und das Europa-Institut als Co-Direktor leitet.

Im Fokus der Arbeit seines Teams am Jean-Monnet-Lehrstuhl steht, zu erforschen, welche Anforderungen die Unionsverfassung an internationale Streitschlichtung stellen muss und wie die Werte der Union über internationale Streitbeilegungs-Mechanismen weitergegeben werden können. „Wir werden uns in den nächsten Jahren intensiv mit der werteorientierten Ausgestaltung der europäischen Handelspolitik befassen“, erklärt Bungenberg. „Unser Ziel ist vor allem auch, der Öffentlichkeit die Rolle der EU bei der Wertevermittlung durch internationale Streitbeilegung verständlich näher zu bringen“, erläutert er. Hierfür plant er mit seinem Team verschiedene Aktionen: Schülerinnen und Schüler saarländischer Schulen etwa können Simulationen internationaler Schiedsverfahren am Europa-Institut erleben. Für Unternehmerinnen und Unternehmer wird es Workshops über internationalen Handel geben. Konferenzen und Buchprojekte des Lehrstuhls sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Gelegenheit zum Austausch bieten. „Außerdem wollen wir unsere Projektergebnisse politischen Akteuren und internationalen Organisationen zugänglich machen“, betont der Völkerrechtler. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert.

Marc Bungenberg und sein Team haben langjährige Lehr- und Forschungserfahrung im Bereich internationaler Streitschlichtung. Seine Ergebnisse konnten die EU-Kommission überzeugen. Die Auswahlmaßstäbe im Jean-Monnet-Programm sind streng. Unabhängige wissenschaftliche Expertinnen und Experten bewerten die Anträge anhand des akademischen Profils des Antragsstellenden, der Qualität der Methodik und des Arbeitsprogramms, der Auswirkungen und Relevanz der Ergebnisse sowie nach dem innovativen Charakter der Projekte.

Der Lehrstuhl mit offiziellem Titel „EU Constitutional Framework for International Dispute Settlement and Rule of Law“ („EU-Verfassungsrahmen für internationale Streitschlichtung und Rechtsstaatlichkeit“) ist bereits der dritte Jean-Monnet-Lehrstuhl, der an die Universität des Saarlandes geht: Dies ist Beleg zugleich für die Exzellenz des Europa-Instituts. Professor Thomas Giegerich, der gemeinsam mit Marc Bungenberg das Europa-Institut leitet, hatte zwei der renommierten Monnet-Lehrstühle inne. Schon seit 1951 wird am Europa-Institut ein starker EU-Schwerpunkt aufgebaut, der beständig weiter gestärkt wird. Seit 1980 bietet das Europa-Institut einen einjährigen Masterstudiengang an, der Studierende aus der ganzen Welt ins Saarland zieht, um hier von renommierten Dozentinnen und Dozenten und Praktikerinnen und Praktikern über das Europäische und internationale Recht unterrichtet zu werden.

Das Jean-Monnet-Programm der EU-Kommission ist nach dem geistigen Vater der europäischen Einigung und ersten Ehrenbürger Europas benannt. Es wurde 1989 gegründet und unterstützt heute weltweit qualitativ hervorragende und innovative Hochschulprojekte, die das Wissen und das Verständnis um die Europäische Union fördern.

Weitere Informationen:
https://europainstitut.de

Fragen beantwortet:
Professor Dr. Marc Bungenberg
Kontakt über Dr. phil. Alexandra Pfleger:
E: pfleger@europainstitut.de, T: +49 (0) 681 302 3653

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