Der Eintritt zur Gastvorlesung der Paul-Fritsche-Stiftung am UKS ist frei, alle Interessierten sind zur Teilnahme eingeladen.
Psychisch kranke Menschen wurden bis ins 20. Jahrhundert entweder in Gefängnissen eingesperrt, von den Familien versteckt oder auf Jahrmärkten präsentiert. Erst die Aufklärung und die Französische Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts führten zu einem Umdenken im Menschenbild. Der Beginn der modernen Psychiatrie wird in den 1790er Jahren mit der legendären „Befreiung der Irren von den Ketten“ durch Philippe Pinel (1754-1826) in Frankreich datiert. Er setzte als erster eine ärztliche Behandlung der „Irren“ ohne Zwangsbehandlung durch.
Der Vortrag „Von der Irrenanstalt zur psychiatrischen Klinik – die Geschichte der Psychiatrie im 19. und 20. Jahrhundert“ geht der Frage nach, mit welchem Selbstverständnis sich die moderne Psychiatrie formierte. Ebenfalls soll aufgezeigt werden, welche Bedeutung die Anstalt als Therapeutikum hatte und wie sich die Anstaltspsychiatrie bis ins 20. Jahrhundert entwickelte. Diese Entwicklungen sowohl in der Psychiatrie in den Anstalten als auch an den Universitäten resultierten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Gründungen von Heil- und Pflegeanstalten. Im Zuge dieser Gründungen entstanden in der Pfalz die Heil- und Pflegeanstalten in Frankenthal, Klingenmünster und in Homburg.
Der Vortrag von Prof. Dr. Nolte deckt diese Zeit ab und endet mit der Zeit des Nationalsozialismus. Als Leiterin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg forscht sie unter anderem zur Geschichte der Psychiatrie, aber auch zur Körpergeschichte, der Geschichte der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, zur Geschichte der Pflege, zu Gender History und ebenfalls zu Patientengeschichte im 19. und 20. Jahrhundert.
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