17.05.2022

Tagung: Künstliche Intelligenz und "das Unheimliche" in britischer Literatur und Film

© Gerhild SieberJoachim Frenk, Professor für Britische Literatur- und Kulturwissenschaften

Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz werden Roboter und virtuelle Wesen geschaffen, die dem Menschen immer ähnlicher werden. Mit diesem Phänomen setzen sich verstärkt auch Schriftsteller und Filmemacher auseinander, vor allem in der englischsprachigen Literatur und den Medien. Anglistik-Professor Joachim Frenk und sein Team erforschen das Thema in einem Forschungsprojekt. Jetzt haben sie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einer internationalen Konferenz nach Saarbrücken eingeladen.

 Vom 19. bis 21. Mai diskutieren diese das Thema „Posthumane Begegnungen: Sehnsüchte, Ängste und das Unheimliche“.

„In Japan erschafft der KI-Wissenschaftler Hiroshi Ishiguro einen ihm zum Verwechseln ähnelnden Roboter, der sein Erbe über den Tod hinaus bewahren soll. In Südkorea begegnet eine trauernde Mutter einer täuschend echten Simulation ihrer verstorbenen Tochter im virtuellen Raum - per VR-Brille und hochkomplexer Bildverarbeitungs-Software“, nennt Joachim Frenk Beispiele dafür, wie humanoide Roboter und Menschen sich immer mehr einander annähern. Der Professor für Britische Literatur- und Kulturwissenschaften hat beobachtet, dass sich die Zahl dieser künstlich geschaffenen Wesen, die in Aussehen und Verhalten ihren menschlichen Schöpfern so nachempfunden sind, dass sie kaum mehr von ihm zu unterscheiden sind, in den letzten zwei Jahrzehnten zugenommen hat. „Diese oft als Sensation empfundenen Innovationen lösen bei den einen Hoffnung aus, anderen läuft ein kalter Schauer über den Rücken bei der Vorstellung, wie der Mensch durch diese Form von Künstlicher Intelligenz an Einzigartigkeit verliert“, erklärt Frenk.

Entsprechend setzen sich viele Schriftsteller und Filmemacher mit der Frage auseinander, wie sich solche künstlich erzeugten Entitäten in Menschenform noch vom eigentlichen Menschen unterscheiden. „Hierbei wird das Forschungsfeld des „Posthumanismus“ zunehmend relevant, mit dem wir uns an der Universität des Saarlandes intensiv beschäftigen. Im Kern befassen wir uns dabei mit der literatur- und kulturtheoretischen Analyse von Grenzen zwischen dem Menschen, der von ihm geschaffenen Technologie und anderen nicht-menschlichen Organismen“, erklärt Jana Burnikel, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Professor Frenk und Mitorganisatorin der Konferenz.

Bei der internationalen Konferenz in Saarbrücken soll es darum gehen, das Konzept des Unheimlichen, das geprägt ist durch Sigmund Freud, im Zusammenhang mit der Wirkung dieser künstlich geschaffenen Entitäten neu zu hinterfragen. „Angesichts der medialen Konstruktion von künstlichen Intelligenzen in Film, Serie und Literatur gewinnt der Posthumanismus zunehmend an neuer Brisanz. Der japanische Wissenschaftler Masahiro Mori zum Beispiel spricht von dem Uncanny Valley, dem Tal des Unheimlichen. In diesem finden sich all jene wieder, die sich mit der Präsenz oder der Imitation des Menschlichen durch eine künstliche Intelligenz konfrontiert sehen und dabei von ihr befremdet oder völlig verstört werden“, erklärt Joachim Frenk. Er hat im vergangenen Jahr an seinem Lehrstuhl ein Forschungsprojekt geleitet, das zum Ziel hat, Darstellungen dieses „Uncanny Valley“ in ausgewählten britischen und britisch-US-amerikanischen Texten aufzuspüren. Dabei untersucht sein Team, wie die Abgrenzung zwischen dem Menschlichen und dem künstlich geschaffenen Nicht-Menschlichen inszeniert und verhandelt wird.

Die englischsprachige Forschungskonferenz zum Thema „Posthuman Encounters: Desires, Fears, and the Uncanny“ findet mit rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vom 19. bis zum 21. Mai im Intercity Hotel in Saarbrücken statt. Medienvertreter sind herzlich willkommen.

Tagungsprogramm: www.uni-saarland.de/fakultaet-p/posthuman-encounters.html

Fragen beantwortet:

Prof. Dr. Joachim Frenk
Lehrstuhl für britische Literatur und Kulturwissenschaften
Tel.: 0681 302-2583
E-Mail: frenk(at)mx.uni-saarland.de