28.06.2022

Regionalforum Saar: Nachhaltige Werkstoffe - Circular Economy und Wasserstofftechnologie

Dem Thema "Nachhaltige Werkstoffe - Circular Economy und Wasserstofftechnologie" widmet sich das Regionalforum Saar der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik der Universität des Saarlandes und der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde. Am 28. Juni um 17 Uhr gibt es dazu zwei Vorträge von Vertretern der Industrie und Wissenschaft in der Aula der Universität sowie eine Postersession und ein Get-to-gether. Interessierte sind herzlich willkommen.

Vortrag von Christian Weber, Innovationsmanager beim Stahlkonzern Dillinger

Titel: „Wasserstoff in der Saarländischen Stahlindustrie“ – Eine Zukunft mit großen Chancen, aber auch großen Herausforderungen

Zusammenfassung: Die Saarländische Stahlindustrie mit den beiden Premiumstahlherstellern Dillinger und Saarstahl haben sich das klare Ziel gesetzt, bis spätestens 2045 CO2 neutralen Stahl an der Saar zu produzieren. Um dieses Ziel zu erreichen setzen Dillinger und Saarstahl auf eine 3-phasige Dekarbonisierungsstrategie, in der langfristig die bestehenden Produktionsaggregate des Hochofens und der Konverter im Stahlwerk auf eine klimafreundliche Technologie – die Direktreduktionsanlagen und Elektrolichtbogenöfen -  umgestellt werden. Begleitet wird diese Technologieumstellungen von ergänzenden CO2-Minderungsprojekten, die zusätzliche CO2-Einsparpotentiale während des Transformationsprozesses heben. Der Wasserstoff spielt für die Dekarbonisierungsstrategie eine wesentliche Rolle. Der Wasserstoff wird im zukünftigen Stahlherstellungsprozess den Kohlenstoff, der heute zur Reduktion der Eisenerze und als Energieträger dient, nach und nach ersetzen und sorgt somit entscheidend für die Dekarbonisierung der produzierten Stahlprodukte von Dillinger und Saarstahl. Damit wird deutlich welche bedeutenden Chancen für die Saarländische Stahlindustrie an „Wasserstoff“ geknüpft sind. Auf der anderen Seite gibt es Stand heute noch eine Vielzahl offener Fragestellungen, die zwingend beantwortet werden müssen, um diesen „Wasserstoff-Weg“ gehen zu können. Der Beitrag soll Ihnen einen ersten Eindruck liefern, welche konkreten Chancen aber auch Herausforderungen die Saarländische Stahlindustrie mit Wasserstoff verbindet.

Lebenslauf: Christian Weber studierte „Werkstoffwissenschaften“ an der Universität des Saarlandes und begann im Jahr 2009 seinen beruflichen Werdegang in der Saarländischen Stahlindustrie. Im Zeitraum von 2009 bis 2018 arbeitete er in der Forschungsabteilung bei Dillinger als Produktverantwortlicher im Team „Linepipe“. Seit 2018 verantwortet er das Innovationsmanagement bei Dillinger. Mit dieser neu gegründeten Initiative beabsichtigt Dillinger den Kundenfokus zu intensivieren und sucht gemeinsam mit den Kunden nach neuen Produktlösungen, Technologieentwicklungen aber auch nützlichen Servicepaketen. Mit dem Wechsel zur SHS Stahl-Holding-Saar GmbH & Co. KGaA 2019 wurde diese Initiative auf den ganzen Konzern erweitert. Heute ist das Innovationsmanagement Teil des neu gegründeten Vorstandsressorts „Transformation“ und in der Rolle des Innovationsmanagers ist er u.a.Teil des SHS CO2 Strategieteams, in dem er alle Aktivitäten hinsichtlich öffentlicher Fördermittel koordiniert. Seit Juni 2021 ist er zudem Geschäftsführer des Montan Innovation Lab Saar GmbH, eine neu gegründete Gesellschaft der Montan Stiftung Saar (Eigentümerin der Saarländischen Stahlindustrie), die sich mit der Entwicklung von Startup-Ideen beschäftigt.

Vortrag von Professor Frank Mücklich

Titel: Material Engineering für die Kreislaufwirtschaft – schaffen wir das?

Zusammenfassung: Ein modernes Smartphone ist ein höchst wertvolles Miniatursystem mit unterschiedlichsten Werkstoffen aus 70 chemischen Elementen! Die Zahl der Legierungselemente in deutschem Hochleistungsstahl steigt immer weiter an. In der Additiven Fertigung „drucken“ wir zusätzlich sensorische und aktorische Werkstoff-Funktionen auf engstem Raum. Das sind nur drei Beispiele, warum die „Circular Economy“ mit der Vision des perfekten Stoffkreislaufs und dadurch extrem reduzierten Ressourcenverbrauchs nur mit genialen Innovationen zu meistern ist. Was müssen wir tun, um die vier Paradigmen: RE-USE, RE-PAIR, RE-CYCLNG und RE-DUCE kon-sequent umzusetzen? Der Vortrag gibt einen Einblick in dieses interdisziplinäre Zukunftsthema, das auch über die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ent-scheiden wird.

Lebenslauf: Prof. Frank Mücklich studierte physikalische Metallkunde und promovierte im Bereich Einkristallstrukturforschung an der TU Bergakademie Freiberg. Ab 1990 war er Max-Planck-Stipendiat und leitete anschließend die Abteilung für Metallische Funktionswerkstoffe bei Prof. Petzow am MPI für Metallforschung in Stuttgart. Seit 1995 verantwortet er den Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe an der Universität des Saarlandes. 2008 gründete er die Europäische Schule für Materialforschung (EUSMAT) und 2009 das Material Engineering Center Saarland (MECS) der Steinbeis Stifung. Er war von 2017 bis 2019 im Directors Board der IMS der American Sicienty for Materials (USA) und von 2019 bis 2020 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde. Seit 2022 ist er Sprecher des Themennetzwerkes Materialwissenschaft und Werkstofftechnik der Deutschen Akadamie der Technikwissenschaften (Acatech). Für seine Forschungsaktivitäten rund um Gefügecharakterisierung auf allen Skalen, Oberflächenfunktionalisierung mittels Lasermethoden, Reaktivmaterialien und Mikrostrukturdesign wurde er mehrfach national und international ausgezeichnet.

Weitere Infos: www.regionalforum-saar.de

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