01.07.2021

Online-Vortrag: Kämpfe um das Bergwerk Ibbenbüren

Die Industrie- und Alltagskultur im Saarland ist Thema einer öffentlichen Online-Ringvorlesung der Saar-Uni, die im Sommersemester jeweils donnerstags von 18.15 bis 20.00 Uhr stattfindet. Am 1. Juli geht es um die "Kämpfe um das Bergwerk Ibbenbüren".

1. Juli: Kämpfe um das Bergwerk Ibbenbüren (Referent: Dr. Thomas Schürmann, Cloppenburg)

In lebensgeschichtlichen Interviews erzählen Ibbenbürener Bergleute meist nur auf direkte Nachfrage, dass es auch Zeiten existentieller Sorge gegeben hat. Seit der Kohlekrise Ende der 1950er Jahre wurde die Belegschaft des Bergwerks Ibbenbüren sukzessive verringert, und immer wieder war das Bestehen der ganzen Zeche gefährdet. In den 70er Jahren rangen die Bergleute mit dem damaligen Eigentümer, der Preussag, um den Weiterbestand; sie setzten sich mit Erfolg für ein neues Kraftwerk ein und bewirkten damit den Einstieg in die Kohlesubvention. In den 90er Jahren beteiligten sie sich an den Protesten der Ruhrbergleute, und dabei erlebten sie auch die Solidarität in der lokalen Bevölkerung. Ab 2007 schließlich mussten Gewerkschafter und Betriebsräte die Kumpel von der Tatsache des Ausstiegs aus dem aktiven Bergbau überzeugen. In der deutschen Wirtschaftsgeschichte bildet das durch öffentliche Mittel geförderte Ende der Steinkohlenförderung einen Ausnahmefall, bei dem die Regeln des Kapitalismus zum Teil ausgehebelt wurden.

Zur Ringvorlesung „Arbeit – Industrie – Alltag. Kulturwissenschaftliche Annäherungen an die Industriekultur im Saarland“ : Das Saarland ist bekannt als Industrieland, das sich insbesondere durch Kohle und Stahl einen Namen machte. Im Rahmen eines Projektseminars hat sich eine Gruppe angehender Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler des Fachs „Historische Anthropologie/Europäische Ethnologie“ der Saar-Uni auf Spurensuche in die einst industriell geprägte Alltagswelt vieler Saarländerinnen und Saarländer begeben: Welche Erlebnisse aus ihrem Arbeitsalltag haben die Menschen nach Feierabend am Tresen ihrer Lieblingskneipe besprochen? Wie wurde das Ende des saarländischen Bergbaus erlebt? Wie werden industriell geprägte Orte heute (um)genutzt und aufgewertet? – Diese und andere spannende Themen rund um die Auswirkungen der industriellen Geschichte auf zentrale Bereiche des Alltagslebens werden in der öffentlichen Ringvorlesung in Kooperation mit dem UNESCO Weltkulturerbe Völklinger Hütte präsentiert und zur Diskussion gestellt. 

Weiteres Programm:

8. Juli: 
_ Der Saarkohlenwald. Vom „grünen Motor der Industrie“ zur „grünen Oase vor den Toren der Stadt“ Saarbrücken (Sarah Klement, Saarbrücken)
_ Echte Flüsse haben Kurven? Diskurse über den Ausbau der Saar in den 1970er und 1980er Jahren (Lukas Braun, Saarbrücken)
15. Juli:
Von der „industriellen Reservearmee“ zum saarländischen Mitbürger. Kulturelle Austauschprozesse am Beispiel italienischer Gastarbeiter (Marianna Raffele, Saarbrücken)
22. Juli:
Die Industrialisierung als Zäsur: Zum Konstitutionsverhältnis von Arbeit, Zeit und strukturellem Wandel (Laura Weidig, Saarbrücken)

Infos: 
Die Veranstaltung findet digital über MS Teams statt. Bei Interesse wird um Anmeldung unter rv-industriekultur@uni-saarland.de gebeten. 
Nähere Infos zum Ablauf finden Sie auf der Lehrstuhlhomepage unter: www.uni-saarland.de/lehrstuhl/krug-richter.html

Link zum Poster

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Krug-Richter
E-Mail: krugrichter@mx.uni-saarland.de