Professor Dr. Karl Richter wird 85 Jahre alt

Im nordböhmischen Warnsdorf geboren, studierte der Stipendiat der Stiftung Maximilianeum an der Ludwig-Maximilians-Universität München Germanistik, Geschichte und Geographie. 1966 wurde er mit einer Untersuchung über „Resignation – eine Studie zum Werk Fontanes“ promoviert. Nach der Habilitation über „Literatur und Naturwissenschaft – eine Studie zur Lyrik der Aufklärung“ folgte er 1973 dem Saarbrücker Ruf und wirkte bis zu seiner Emeritierung 2002 an der Universität des Saarlandes. 

Der Jubilar leitete als Herausgeber die 33 Bände umfassende, 1999 abgeschlossene Münchner Goethe-Ausgabe und wurde 2001 mit der Goldenen Medaille der Goethe-Gesellschaft ausgezeichnet. Einen besonderen Schwerpunkt seines rund 100 Publikationen umfassenden Œuvres bilden – von der Lyrik der Aufklärung über Goethe und dann in den ‚Physiker-Dramen‘ der Moderne – die Beziehungen der Literatur zur Geschichte der Naturwissenschaften. Die Verflochtenheit der Arbeitsbereiche im Schaffen Goethes hat maßgeblich dazu beigetragen, die von Prof. Richter konzipierte Gesamtausgabe des Goethe-Werks in neuer Weise nach ‚Schaffensepochen‘ anzuordnen. 

Nachdem er die Akten dieses Großprojekts im Herbst 2020 dem Universitätsarchiv überlassen hat, erscheint dazu demnächst in der Reihe der „Universitätsreden“ eine Dokumentation über „Chancen und Herausforderungen einer editorischen Alternative“. Die Publikation bietet Reden, die im Zusammenhang der Abschlussfeier der Edition 1999 gehalten worden sind. Aber sie fügt auch einen Vortrag der letzten Jahre an, der am Beispiel der späten Lyrik zeigt, wie gut sich editorische und interpretatorische Erkenntnisse im Blick für den ‚ganzen‘ Goethe ergänzen: „Poesie und Naturwissenschaft in Goethes Altersgedichten – Ein Beitrag zur Einheit des Goethe-Werks“. 

Seit langem hat sich Prof. Richter auch im Dienste der demokratischen Bürgerkultur engagiert – so für das Saarländische Staatstheater und als Sprecher des Bündnisses saarländischer Bürgerinitiativen Mobilfunk. 2007 gründete er gemeinsam mit Dr. Markus Kern die „Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie“, eine internationale und interdisziplinäre Fachinitiative unabhängiger Wissenschaftler, Ärzte und Techniker. Sie setzt sich insbesondere mit der Überfrachtung der Lebenswelt durch elektromagnetische Felder auseinander, kämpft aber auch für ein anderes Wertbewusstsein der technischen und politischen Zivilisation.

Kontakt: 
Dr. Wolfgang Müller, Universitätsarchiv Saarbrücken, 
dr.wolfgang-mueller(at)t-online.de