Die Wirkstoffklasse zeigt im Mausmodell hervorragende Wirkung gegen den Krankenhauskeim MRSA und weitere Erreger.
Eine Vielzahl von Wirkstoffen scheitert im Entwicklungsprozess am Übergang von der akademischen in die klinische Forschung. Der Baseler Inkubator INCATE (Incubator for Antibacterial Therapies in Europe) will diese Lücke durch die gezielte Förderung vielversprechender Projekte überwinden. Im aktuellen Vorhaben von Forscherinnen und Forschern des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) steht die Substanzklasse der Chlorotonile im Vordergrund. Das HIPS ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes.
Chlorotonile sind myxobakterielle Naturstoffe mit vielversprechender Wirkung gegen multiresistente Keime – unter anderem auch gegen den Krankenhauskeim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). Obwohl die Chlorotonile und ihre antimikrobielle Wirkung bereits 2015 entdeckt wurden, war eine klinische Anwendung der Substanzklasse bislang nicht möglich. Grund hierfür sind unvorteilhafte physikochemische Eigenschaften der ursprünglichen Chlorotonil-Derivate, wie zum Beispiel eine schlechte Wasserlöslichkeit. Erst durch wissenschaftliche Erkenntnisse der vergangenen Jahre konnten neue Vertreter der Chlorotonile hergestellt werden, welche für eine Anwendung am Menschen infrage kommen. „Wir haben uns lange und eingehend mit dieser sehr interessanten Substanzklasse beschäftigt, da wir in ihr ein großes Potenzial sehen. Unser Wissen haben wir schließlich angewendet, um die Chlorotonile durch gezielte Modifikationen so zu verändern, dass sie sich für eine Anwendung am Menschen eignen, aber gleichzeitig ihre gute Wirksamkeit nicht verlieren“, sagt Jennifer Herrmann, leitende Wissenschaftlerin aus der Abteilung von Prof. Rolf Müller.
Die INCATE-Förderung in Höhe von 10.000 Euro wird es dem Team ermöglichen, gemeinsam mit externen Beratern die weiteren Schritte für eine Vermarktung zu ermitteln. Hierzu zählt vor allem auch, ein passendes Indikationsgebiet für die Anwendung der Chlorotonile zu finden. „Neue Antibiotika auf den Markt zu bringen, ist nicht einfach, da Pharmaunternehmen aufgrund des geringen Preises nur wenig Interesse an diesen Substanzen zeigen. Umso wichtiger ist es für uns, im Vorfeld genau zu bestimmen, in welcher Nische wir unser Produkt platzieren wollen, um unsere Erfolgschancen so weit wie möglich zu steigern“, sagt Rolf Müller. Unterstützt wird das Forschungsteam des HIPS bei seinem Vorhaben durch Thomas Hesterkamp vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF).
INCATE ist eine öffentlich-private Partnerschaft, die translationale- und Grundlagenforschung sowie Industrie, erfahrene Unternehmer und Investoren aus ganz Europa und darüber hinaus zusammenbringt. Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das deutsche Konsortium InfectControl, das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Leibniz-HKI sowie der Schweizerische Nationale Forschungsschwerpunkt AntiResist und das Innovationsbüro der Universität Basel sind die akademischen Gründungsmitglieder der Partnerschaft. Gemeinsam mit den vier Industriepartnern Boehringer Ingelheim Venture Fund, Roche, Shionogi und MSD Deutschland sowie weiteren Organisationen, Förderern und Investoren will INCATE dafür sorgen, dass die Pipeline an neuen Antibiotika und Diagnostika gefüllt und ausgebaut wird. www.incate.net
Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) in Saarbrücken wurde 2009 als Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes gegründet. Die Forscherinnen und Forscher suchen hier insbesondere nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten, optimieren diese für die Anwendung am Menschen und erforschen, wie diese am besten zu ihrem Wirkort im menschlichen Körper transportiert werden können. www.helmholtz-hips.de
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und an anderen Standorten in Deutschland untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bakterielle und virale Infektionen sowie die Abwehrmechanismen des Körpers. Als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) betreibt das HZI translationale Forschung, um die Grundlagen für die Entwicklung neuartiger Therapien und Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten zu schaffen. www.helmholtz-hzi.de
Kontakt:
Dr. Yannic Nonnenmacher
HIPS – Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland
Referent für Wissenschaftliche Strategie
Tel.: 0681 98806-4500
E-Mail: hips.medien@helmholtz-hips.de
www.helmholtz-hips.de