Bei etwa vierzehn von einhundert Patientinnen und Patienten, die einen Schienbeinbruch erlitten haben, kommt es heute zu Komplikationen: Der Knochen wächst trotz Verschraubung mit einem Implantat nicht zusammen. Ein neuartiges, individuell auf den jeweiligen Patienten zugeschnittenes Therapieverfahren für Knochenbrüche soll Heilungsverzögerungen früh erkennen, die Heilung aktiv unterstützen und zugleich die Behandlungskosten senken. Hieran arbeitet ein Forschungsteam aus verschiedenen Disziplinen an der Universität des Saarlandes.
„Ziel ist ein maßgeschneidertes, intelligentes Implantat, das die Heilung von Knochenbrüchen ab der Operation permanent überwacht, bei Fehlbelastung warnt und durch eigene, gezielte Bewegungen direkt an der Bruchstelle den Heilungsprozess anregt“, erklärt Professor Tim Pohlemann. Der Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums des Saarlandes hatte das Projekt „Smarte Implantate“ ins Leben gerufen, das die Werner Siemens-Stiftung seit 2019 mit acht Millionen Euro fördert. Er leitet das Projekt gemeinsam mit Unfallchirurgin Professor Bergita Ganse, die die Werner Siemens-Stiftungsprofessur Innovative Implantatentwicklung (Frakturheilung) innehat.
Das Implantat soll sich selbst direkt am Knochen nach Bedarf bewegen oder versteifen, ohne, dass weitere Operationen oder sonstige Eingriffe nötig sind. Hierfür kombiniert das Projekt an der Universität des Saarlandes modernste Materialtechnik, künstliche Intelligenz und medizinisches Know-how: Die Arbeitsgruppe der Homburger Unfallchirurgie arbeitet hierbei zusammen mit dem Forschungsteam für intelligente Materialsysteme von Professor Stefan Seelecke an der Universität des Saarlandes und am Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA), der Arbeitsgruppe von Ingenieur Professor Stefan Diebels auf dem Gebiet der Technischen Mechanik und dem Forschungsteam des Informatikers Professor Philipp Slusallek an der Universität und am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI).
Im Rahmen des Workshops am 6. und 7. Oktober tauschen sich internationale Spezialistinnen und Spezialisten über neue Strategien und Lösungen für die Entwicklung neuartiger Implantate aus. In Vorträgen stellen die Forscherinnen und Forscher die neuesten Erkenntnisse vor zu den Themen Ganganalyse und Frakturüberwachung für intelligente Implantate, neue Konzepte für aktive Implantate, Stimulation der Frakturstelle, Implantatplanung und -konfiguration in Computersimulationen sowie Künstliche Intelligenz für Implantate mit Sensor- und Handlungsfähigkeiten. Außerdem werfen sie einen Blick in die Zukunft der Implantatentwicklung.
Der Workshop ist Teil des multidisziplinären Projekts "Smart Implants 2.0", gefördert von der Schweizer Werner-Siemens Stiftung.
Er findet im Hörsaalgebäude 35 auf dem Campus Homburg statt.
Fragen beantworten:
Prof. Dr. Tim Pohlemann,
Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums des Saarlandes.
Tel.: +49 – (0) 68 41 – 16 – 3 15 02,
E-Mail: tim.pohlemann(at)uks.eu
Prof. Dr. Bergita Ganse
WSS Stiftungsprofessur für Innovative Implantatentwicklung (Frakturheilung)
Tel.: +49 – (0) 6841 – 16 – 31570
E-Mail: Bergita.Ganse(at)uks.eu
www.unfallchirurgie-homburg.de
www.uks.eu/implantate-homburg
www.wernersiemens-stiftung.ch/projekte/smarte-implantate
Weitere Pressemitteilungen zum Projekt Smarte Implantate:
Robotische Implantate verbessern die Heilung von Knochenbrüchen
Acht Millionen Euro für die Forschung: Smarte Implantate sollen Knochen besser heilen
Pressemitteilung zum Vorgänger-Projekt IIP-Extrem
Die Werner Siemens-Stiftung finanziert die Startphase herausragender, innovativer technischer und naturwissenschaftlicher Projekte – mit dem Ziel, dass die angeschobenen Projekte nach ein paar Jahren eigenständig weiterlaufen oder die daraus resultierenden Innovationen industriell genutzt werden.
https://www.wernersiemens-stiftung.ch/
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