10.01.2024

Transnationale Zivilgesellschaft als deutsch-französische Selbstbeschreibung & analytisches Konzept

Gastvortrag von Dr. Stefan Seidendorf (Deutsch-Französisches Institut, Ludwigsburg)

Gebäude E1 2, Seminarraum 0.13.1,

Mittwoch, 10. Januar, 18 Uhr

Im Rahmen des deutsch-französischen gesellschaftlichen Annäherungsprozesses nach dem Zweiten Weltkrieg haben beteiligte Akteure schon früh damit begonnen, ihrer Tätigkeit und ihren Aktionsformen eine eigenständige Legitimität zuzuschreiben: nicht als das Handeln staatlicher Akteure im internationalen Kontext, aber auch nicht als „zivilgesellschaftliche“ Aktionsformen im nationalstaatlichen Rahmen, sondern eben als „transnational“ über Ländergrenzen hinweg verdichtete Kontakte und Organisationsformen, die im Prinzip ein gemeinschaftliches Handeln auf gleichgerichtete gesellschaftliche Ziele hin erlauben sollten und zunächst spezifisch im deutsch-französischen Zusammenhang entwickelt wurden und stattfanden. Damit grenzten sich diese Akteure auch von den Interessenvertretern bürgerschaftlicher Anliegen auf der supranationalen Ebene der (späteren) EU ab.
 
Diese Selbstzuschreibung macht es jedoch schwierig, den Begriff „transnationale Zivilgesellschaft“ im deutsch-französischen Zusammenhang zugleich als analytisches Konzept zu begreifen, was aber nötig wäre, soll der deutsch-französische Erfahrungszusammenhang auch vergleichend mit anderen (europäischen und weiteren) Phänomenen untersucht werden (und eine mögliche Sonderstellung der deutsch-französischen transnationalen Zivilgesellschaft belegt werden).
 
Der Vortrag will das Phänomen „deutsch-französische transnationale Zivilgesellschaft“ kontextualisieren und dann daraufhin befragen, wie es, als analytisches Konzept, bei der (vergleichenden) Untersuchung entsprechender Phänomene und ihrer Wirkungsweisen jenseits des Nationalstaats sinnvoll verwendet werden kann.


Gastgeberinnen/Gastgeber:

Ulrike Dausend, M.A. (Netzwerk Entwicklungspolitik Saarland)
Seniorprof. Dr. Hans-Jürgen Lüsebrink (Fachrichtung Romanistik)
Dr. Luitpold Rampeltshammer (Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt der Universität des Saarlandes)