Dutzende Studierende aus der ganzen Welt kommen jedes Jahr für den Masterstudiengang „AMASE“ der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik nach Saarbrücken. Dieser wird bereits seit 2005 vom Erasmus Mundus-Programm der Europäischen Union gefördert mit dem Ziel, die auf hohem Niveau ausgebildeten Universitätsabsolventen für den europäischen Arbeitsmarkt zu gewinnen. „Wir haben die Beobachtung gemacht, dass viele unserer internationalen Studierenden gerne in Deutschland oder einem der Partnerländer geblieben wären. Häufig scheiterte dieser Wunsch jedoch an bürokratischen, finanziellen und auch kulturellen Hürden“, sagt Claudia Heß, die das internationale Programm an der Saar-Universität mit koordiniert.
Da alle Studentinnen und Studenten der Partnerhochschulen in Schweden, Frankreich und Spanien jedes Jahr zu einer Summer School an der Universität des Saarlandes zusammenkamen, lag es nahe, die Berufsorientierung dort zu integrieren. „Wir fragten uns dann, welches Wissen den Masterstudierenden fehlt, um sich nach ihrem Abschluss erfolgreich in Europa zu bewerben. Bei den Teilnehmern aus außereuropäischen Ländern geht es häufig um Fragen der Aufenthaltsgenehmigung und der Überbrückungsfinanzierung, wenn nach Ablauf des Stipendiums nicht sofort ein Arbeitsvertrag vorliegt“, erläutert Heß. Hinzu kämen kulturelle Unterschiede bei den Bewerbungsverfahren und der Präsentation in einem Vorstellungsgespräch. „In unserem Training analysieren wir daher, welche Kompetenzen jeder einzelne mitbringt oder eventuell noch erwerben muss, etwa bestimmte Sprachkenntnisse oder auch fachliche Inhalte. Zudem vermitteln wir, wie man eine Karriere gezielt plant und sich beispielsweise durch eine Promotion oder Industriepraktika noch weiter qualifiziert“, erklärt Claudia Heß.
Die Studentinnen und Studenten erhalten auch einen praxisnahen Einblick in Industrieunternehmen aus der Region. „Wir laden jedes Jahr potenzielle Arbeitgeber aus der Industrie zu der Professional Summer School ein, damit sie ihr Unternehmen präsentieren und personelle und technische Herausforderungen mit den Teilnehmern diskutieren können. Oft ergeben sich dabei schon erste Kontakte für Praktika oder praxisnahe Forschungsprojekte“, erklärt Flavio Soldera, Geschäftsführer der Europäischen Schule für Materialforschung, der mit Claudia Heß das Programm konzipiert hat.
Das bestätigen auch einige der Absolventen der Professional Summer School von 2019, die ihr Masterprogramm weitgehend abgeschlossen haben. Anna Vikhareva aus Russland macht derzeit ein Praktikum bei BASF Forward AM, für das sie die Informationen über Visumanträge für die Jobsuche und Stipendien für Praktika gut nutzen konnte. „Hilfreich fand ich auch die Tipps, wie man einen Lebenslauf erstellt, der sich von hunderten von Bewerbungen abhebt und von den Personalabteilungen gleich wahrgenommen wird. Zudem haben wir ein Vorstellungsgespräch simuliert und darüber gesprochen, welche Fragen zu erwarten sind. Das hat mir sehr geholfen“, sagt die Materialwissenschaftlerin.
Daniel García Muñoz aus Kolumbien hat dank der Vorbereitung in der Sommer School ein Praktikum in der angewandten Forschung am Luxembourg Institute of Science and Technology bekommen. Er hofft, dass er mit den erworbenen Kenntnissen auch eine Anstellung in einem europäischen Unternehmen finden wird. Sein Kommilitone Walter García Herrera aus Costa Rica ergänzt: „Ich habe in der Sommer School erfahren, wie der Recruiting-Prozess abläuft und welche Gehaltsvorstellungen realistisch sind. Für mich war es auch sehr hilfreich, von einem professionellen Recruiter zu lernen, wie ich meinen Lebenslauf und das Anschreiben formulieren muss, um Erfolg zu haben.“
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) stellt die jährlich stattfindende „Professional Summer School“ an der Universität des Saarlandes ausführlich in einem HRK-Expertise-Manual vor. Dieses richtet sich an die Hochschulleitungen, Verwaltungsmitarbeiter sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ganz Deutschland, die die Internationalisierung ihrer Hochschulen vorantreiben möchten.
Hintergrund
In der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik der Saar-Uni forschen und lehren derzeit zwölf Professoren. Nur wenige Universitäten in Deutschland weisen einen solchen Schwerpunkt auf. Studenten können in Saarbrücken zwischen dem nationalen Bachelor- und Masterprogramm, dem internationalen Bachelor-Programm Atlantis, an dem auch die USA beteiligt sind, dem europäischen Bachelor- und Masterprogramm EEIGM sowie dem europäischen Masterprogrammen AMASE wählen. Zudem werden weitere Austauschmöglichkeiten mit Universitäten in Südkorea und Argentinien angeboten. Alle internationalen Studiengänge werden seit 2008 von der Europäischen Schule für Materialforschung (EUSMAT) an der Universität des Saarlandes koordiniert und vermarktet.
Weitere Informationen: HRK-Expertise-Manual
AMASE-Studiengang: www.uni-saarland.de/studium/angebot/master/amase.html
Europäische Schule für Materialforschung (EUSMAT)http://www.eusmat.net