Elisabeth Parmentier

Elisabeth Parmentier

 

Les Eglises protestantes en France: développements, prises de conscience publiques et défis [Die protestantischen Kirchen in Frankreich: Entwicklungen, öffentliche Wahrnehmungen und Herausforderungen] (Abstract)

 

Die Identität des französischen Protestantismus ist zum größten Teil mit seiner geschichtlichen Vergangenheit verbunden. Diese ist gekennzeichnet vom Widerstand gegen die staatlichen Verfolgungen und von der Solidarität mit den Freidenkern, die sich gegen die Macht der katholischen Kirche auflehnten. Der französische Protestantismus befindet sich somit zwischen kontradiktorischen Strömen: war er bis vor kurzem der laïcité und ihren Konsequenzen (Trennung von Kirche und Staat im Jahre 1905) eher zugetan, bekommt er auch deren Kehrseite zu spüren, die völlige Privatisierung und Unsichtbarkeit des Lebens der Kirchen. Dadurch verlieren gerade diese Kirchen an Wirkungsmöglichkeiten im öffentlichen Leben. Stehen die lutherischen und reformierten Kirchen in voller Kirchengemeinschaft und sind in Elsass-Lothringen sogar seit 2006 uniert, so muss die Fédération protestante de France eine unglaubliche Vielfalt von Kirchen und Gemeinschaften vereinen, deren theologische Positionen bezüglich der Interpretation der Bibel, der Rolle und der Bedeutung der Sakramente nicht untereinander kompatibel sind. Der französische Protestantismus schwankt zwischen einer Fokussierung auf den französischen Bereich (und somit einer möglichst gemeinsamen Arbeit zwischen evangelischen und evangelikalen Kirchen) und einer eher europäischen Perspektive. Dieser Artikel verteidigt die These, dass die Zukunft des Protestantismus sich weder nur von einer geschichtlichen Identität nähren kann, noch von einer Profilierung gegen die katholische Kirche. Er befürwortet die Entwicklung eines gesamteuropäischen Protestantismus. Seit der Unterzeichnung der Leuenberger Konkordie befinden sich fast alle lutherischen, reformierten, unierten und methodistischen Kirchen in voller Kirchengemeinschaft. Diese Gemeinschaft hat bereits Erklärungen mit anderen Kirchen hervorgebracht, insbesondere mit den anglikanischen Kirchen in Europa. Mit den baptistischen Kirchen lässt ein Dialog auf eine gegenseitige Anerkennung der Taufe hoffen. Eine Zukunft wird durch solche Dialoge offenbar. Diese fordern jedoch nicht nur ein grenzüberschreitendes Engagement, sondern auch Bereitschaft zur Veränderung.

Abstracts