Stéphane Michaud

Stéphane Michaud

Verteidigung des Vergleichs – Priorität der Dichtung: Impulse aus der Lyrik von Michel Deguy

 

So fruchtbar und produktiv die Transferstudien auch einstmals waren – damals erschütterten sie manche geistige Unbeweglichkeit und rüttelten manchen Konformismus auf –, heute setzen sie die Literatur- und Kunstwissenschaften einem erheblichen Risiko aus, nämlich der Gefahr, sich in sich selbst zu verschließen und die schöpferische Dimension des Werkes aus dem Auge zu verlieren. Es ist Zeit, den ‚Vergleich‘ als echte Methode wieder zu Ehren zu bringen, dabei aber noch anspruchsvoller vorzugehen als andere Wissenschafts- und Wissenszweige. Die zeitgenössische Poesie von Michel Deguy zeichnet nicht ohne Stolz den Weg einer Erneuerung vor: Sie eröffnet das gesamte Feld der Hermeneutik, der Philosophie und der Geistes- und Kulturwissenschaften, dabei gründet sich ihre Kühnheit zuallererst auf die erkundende Kraft der Sprache, auf ihre spezifischen Ressourcen – genau das, was man von den Vorsokratikern bis zu Friedrich Hölderlin und Paul Celan als Dichtung bezeichnete.

 

 

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